Der Graf in Mönchengladbach Unheilig — zwei Stunden Lebewohl

Mönchengladbach · Das dritte und letzte Konzert der Band im Sparkassenpark brachte jede Menge Kitsch, viele Hits und erstaunlich wenig Abschiedsschmerz. Die Audienz des Grafen mit mehr als 8500 Fans war ein gefühlvoller Abend.

Der Graf mit Unheilig in Mönchengladbach: Kitsch, Hits und nur wenig Abschiedsschmerz
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Kitsch, viele Hits und nur wenig Abschiedsschmerz

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Nach ganzen vier Support-Bands ist es endlich so weit: Der Countdown zählt von 20 herunter und die 31 dicken weißen Kerzen auf der Bühne leuchten auf — kommen jedoch erst mit Einbruch der Dunkelheit richtig zur Geltung. Das Intro "Auf ein letztes Mal" beginnt und der Graf, Frontmann von Unheilig springt ein letztes Mal auf die Bühne im Sparkassenpark. Vor mehr als 8500 Fans startet er die Bühnenshow mit der Zeile "Drei, zwei, eins, los" aus seinem Song "Hinunter bis auf Eins" vom 2014 erschienenen Album "Gipfelstürmer".

Die Fans brauchen ein wenig, um in Stimmung zu kommen, aber spätestens beim fünften Lied, "Eisenmann", hat der Graf sie im Griff: Jetzt ohne Sakko, sprintet und tanzt er über die Bühne und demonstriert dabei, wie beweglich seine Hüfte ist. Immer wieder singt er die Zeilen "Steige auf aus deiner Flammenwiege / Zieh hinaus und finde deine Liebe" — unterstrichen von pathetischen Gesten und Flammen als Video-Projektion im Hintergrund.

Wem das zu kitschig ist, der hat bei "Die Weisheiten des Lebens" seinen Spaß: Ein Lied voll von Redewendungen, die der Graf vom Publikum vervollständigen lässt — bestens geeignet auch für nicht-textsichere Besucher. "Unter deiner Flagge" widmet er seiner Mutter und singt: "Ohne dich wär ich nicht. Ich liebe dich!" Wie wichtig ihm seine Familie ist, wird deutlich, als er von seinem Abschied aus der Musikwelt spricht: "Nach 16 Jahren gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge, aber das lachende Auge freut sich einfach auf die Familie." Trotz der finalen Tournee mit dem Namen "Ein letztes Mal" ist bei den Fans einen Monat vor dem ausverkauften letzten Konzert im Kölner Stadion nichts zu spüren von Abschiedsschmerz. Sie nutzen das Konzert, um noch einmal richtig zu feiern. "Richtig klasse war's" sagt ein langjähriger Fan später, "und wer weiß ob es wirklich das letzte Mal war: Ich hab da so eine leise Vermutung, dass er zurückkommt."

Aber erst einmal wird zu Songs aus der gesamten Band-Zeit weitergefeiert: "Zeigt mir eure Hände!" - Die Fans jeden Alters lassen sich nicht zweimal bitten; klatschen mit, tanzen oder wippen im Takt — selbst die Sanitäter haben Spaß. Auf den Leinwänden werden Szenen aus dem Publikum gezeigt: Die Leute nehmen sich an die Hände und schwenken ihre Unheilig-Banner. Auch ein Graf-Double ist in der Menge zu entdecken. Das Publikum genießt das gefühlvolle Konzert mit der letzten Abendsonne und Regenponchos und Decken bleiben unverkauft.

Das zweistündige Programm neigt sich schließlich dem Ende zu: "Der wunderschöne Abend geht langsam schnell vorbei. Aber ihr entscheidet wie schnell", sagt der Graf mit einem Augenzwinkern und stimmt sein vorerst letztes Lied an mit dem passenden Titel "Zeit zu gehen". Für den lang erwarteten Hit "Geboren um zu leben" müssen die Fans sich bis zu den Zugaben gedulden. Und begleiten ihn dann mit schwenkenden Smartphones, Feuerzeugen und Wunderkerzen. Mit der fünften Zugabe "Der Vorhang fällt" erklingt dann aber wirklich der letzte Ton und Unheilig mit Keyboarder Henning Verlage, Gitarrist Christoph Termühlen und Schlagzeuger Martin Potthoff verabschieden sich: "Dankeschön!" Das prompt folgende "Bitteschön!" vom Publikum ist schon Tradition. Petra und Stefan, seit zehn Jahren Fans von Unheilig, sind begeistert: "Das ist die beste Tour von allen!" das beste kommt eben ganz zum Schluss.

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