Mönchengladbach Ur-Orpheus mit Balletteinlagen im Seelenraum

Mönchengladbach · "Alle Oper ist Orpheus", formulierte Th. W. Adorno ehrfürchtig und tiefgründig. Und meinte damit die in den antiken Mythos gekleidete Idee von der die Welt verändernden, die Menschen zu Herzen rührenden Macht des Gesangs. Auch Glucks Oper "Orpheus und Eurydice", die am Beginn des musikgeschichtlichen Siegeszuges der Oper stehen mag. Jenes Werk, das 1762 die Ära des Barocks endgültig hinter sich ließ, steht nun wieder auf dem Spielplan des Theaters. Am Donnerstag, Fronleichnam, ist Premiere. Das Produktionsteam plauderte in einer Matinee vor interessierten Theaterfans, was sie bei der "Mönchengladbacher Fassung" erwartet.

Denn der aus Viersen stammende Regisseur Jakob Peters-Messer, von dem Lehars Operette "Land des Lächelns" in angenehmer Erinnerung ist, setzt mit dem auf alte Musik spezialisierten Dirigenten Werner Erhardt und Haus-Choreograph Robert North einen "Orpheus" auf die Beine, der auf die Möglichkeiten des Theaters zugeschnitten ist. Als Grundlage dient der "Ur-Orpheus", den Gluck für Wien schrieb, italienisch gesungen, mit kleinem Orchesterapparat. Ballettmusiken, wie sie Gluck später für Paris dazunahm, illustrieren vor allem den 2. Akt mit seinen Spielorten Tartarus und Elysium, Hölle und Himmel der griechischen Unterwelt. Und den Schluss, den Peters-Messer nicht so happy wie bei Gluck stehenlassen möchte. North hat acht Tänzer in Bewegung versetzt.

Erhardt, der nach einem Sinfoniekonzert zum ersten Mal in Gladbach/Krefeld Oper dirigiert, setzt auf klangliche Transparenz, die den "wahrhaftigen" Charakter der Gluck'schen Tonsprache besser über die Rampe bringt. "Wir sind auf einem guten Weg", resümiert er den Stand der Arbeit vor den letzten Hauptproben. Die Niederrheinischen Sinfoniker haben eigens Naturtrompeten angeschafft, spielen statt auf barocken Zinken auf Flügelhörnern und nutzen für die Echo-Effekte moderne Klarinetten statt blockflötenähnlicher Schalimots. Die drei Sängerinnen werden also Klang-Raum genug erhalten.

Peters-Messer setzt den "Orpheus" in einen Raum, der neben konkreten Bedeutungen auch das Studierzimmer eines Künstlers oder ein Seelenraum sein kann, in dem die humane Idee von der Wirkung der Kunst oder der Macht der Liebe fantasiert wird. Eva Maria Günsch-mann (Orpheus) und Sophie Witte (Eurydike) agieren neben Gabriela Kuhn, die als Amor Objekt von Ironie sein soll, verrät der Regisseur. Neben dem Tanzensemble ist der Opernchor aktiv. Und das alles wird in jeweils knapp 90 Minuten vorbei sein.

Premiere: Donnerstag, 15. Juni, 19.30 Uhr. Karten: 02166 6151100.

(ark)
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