Mönchengladbach Verbraucherschützer helfen bei Stromsperren

Mönchengladbach · Es gibt Fälle, da müssen die Beraterinnen der Verbraucherzentrale geradezu detektivische Fähigkeiten entwickeln.

"Wenn jemand mit einer absurd hohen Stromrechnung zu uns kommt und sich auch im Gespräch keine Anhaltspunkte für den hohen Energieverbrauch finden lassen, dann suchen wir nach anderen Gründen", erklärt Uschi Winbeck, bei der Verbraucherzentrale für das Projekt Energiearmut zuständig. Manchmal stellt sich dann heraus, dass der gesamte Hausstrom auf den Zähler einer Wohnung läuft. "Wir hatten einen Fall, da hing eine Wohnung im Nachbarhaus mit am Zähler", berichtet Winbeck jetzt vor dem Sozialausschuss. Allerdings sind diese Fälle schon die Ausnahme. Im Allgemeinen lassen sich gute Gründe für die hohe Rechnung und die drohende Stromsperre finden.

Die Verbraucherzentrale in Rheydt ist einer der Partner des Landesmodellprojekts "NRW bekämpft Energiearmut". Damit soll Menschen geholfen werden, die ihre Energierechnung nicht bezahlen können und denen der Versorger den Strom abstellen will. Betroffen von solchen Zahlungsproblemen und Energiesperren sind meist Haushalte, die Hartz IV oder entsprechende Transferleistungen beziehen. Auch Rentner oder Geringverdiener, darunter Aufstocker, die von ihrem Lohn allein nicht leben können und zusätzliche staatliche Leistungen benötigen. Winbeck: "Das sind oft Menschen, die den ganzen Tag arbeiten, gerade so über die Runden kommen und dann von einer hohen Stromrechnung in die Verzweiflung gestürzt werden."

Die Verbraucherzentrale hilft, wenn möglich, die Stromsperre zu vermeiden und bietet auch eine umfassende Budgetberatung, um in Zukunft solchen Engpässe vorzubeugen. Meist versuchen die Beraterinnen zuerst, eine Vereinbarung mit dem Energieversorger zu treffen und die Sperre zu verhindern. Auch Absprachen mit dem Jobcenter können helfen. Winbeck lobt die Zusammenarbeit sowohl mit der NEW als auch mit dem Jobcenter. Dort sei man sehr kooperativ. Außerdem müssen die Beraterinnen klären, wieso es überhaupt zu einem so hohen Stromverbrauch kommt. "Die meisten Klienten glauben, sparsam zu sein", sagt Winbeck. "Aber viele sind nicht gut informiert." Gerade in den Altbauten, in denen Sozialhilfeempfänger leben, läuft die Warmwasserbereitung meistens über Strom. "Das ist sowieso teuer", sagt Winbeck, "aber wenn es noch alte Geräte sind, ist es der Super-GAU für die Finanzen." Zudem wüssten die Mieter oft nicht, dass das Gerät abgeschaltet werden muss, damit es nicht auch nachts ständig heißes Wasser vorhält.

Grundsätzlich gelte: Je eher die Betroffenen kämen, desto besser könne ihnen geholfen werden, so Winbeck. Ist die Sperre da, wird es teuer, sie aufzuheben. Das erfolgreiche Projekt soll auf weitere Städte übertragen werden. Ob es in Mönchengladbach weiterläuft, hängt von der NEW ab, die kooperieren und einen Teil der Kosten tragen muss. Die Entscheidung dazu ist noch offen.

(RP)
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