Mönchengladbach Verkauft die Stadt ihre RWE-Aktien für 176 Millionen Euro weniger ?

Mönchengladbach · Würde die Stadt ihre rund 1,9 Millionen RWE-Aktien verkaufen, bekäme sie nach jetzigem Börsenkurs rund 20 Millionen Euro. Die könnte sie gut gebrauchen - zur Schuldentilgung zum Beispiel. Die Sache hat nur einen Haken: Hätte die Stadt ihr Aktienpaket an jenem Tag 2008 verkauft, an dem der Stand am höchsten war, hätte sie knapp 196 Millionen Euro bekommen. 2010 wären es in der Spitze noch gut 132 Millionen und 2011 immerhin noch knapp 106 Millionen Euro gewesen. Den Zeitpunkt der einträglichen Kursstände aber hat die Stadt verpasst. Die ersten Kommunen, die ebenfalls noch ihre RWE-Aktien haben, diskutieren nun, ob sie sich gleichwohl von ihrem Aktienpaket trennen.

Kämmerer Bernd Kuckels meinte nun in der Hauptausschusssitzung, ab 2018, wenn die Stadt auch ohne Millionen-Spritze vom Land keine neuen Schulden machen darf, müsse man neu überlegen, wie man mit den Aktien verfährt. Gemeint hat er damit allerdings nicht in erster Linie den Verkauf, sondern die Frage, ob die Aktien zum Umlauf- oder zum Anlagevermögen gerechnet werden sollen - was unterschiedliche Folgen für die Bilanz hat. Auf die Frage, ob er sich auch den Verkauf der Aktien vorstellen könne, sagte Kuckels anschließend der RP: "Bei den RWE-Aktien gibt es mittlerweile wohl nichts mehr, was man sich nicht vorstellen kann." Will heißen: Vor knapp acht Jahren waren Börsen-Analysten noch sicher, die Aktie werde weiter steigen. Dann kamen Finanzkrise und Energiewende - und jetzt hat die Aktie noch einen Zehntel ihres ursprünglichen Werts. Niemand erkennt ein schlüssiges Geschäftsmodell, das RWE wieder zum Riesen von einst machen könnte. Und doch wäre der Verkauf heikel. Denn wer in Politik und Verwaltung will riskieren, dass die Aktie doch noch einmal steigt und man sich zum zweiten Mal vorwerfen lassen muss, Millionenbeträge vernichtet zu haben?

(RP)
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