Mönchengladbach Verkehrsplanung droht der Stillstand

Mönchengladbach · Wie viele Busse fahren künftig wo entlang? Welche Kreuzungen sind wie belastbar? Die Beantwortung dieser Fragen liegt auf Eis. Grund: Das zentrale Gutachten für den Nahverkehrsplan muss vermutlich neu ausgeschrieben werden.

 900 Busse rollen täglich über die Hindenburgstraße, viele glauben: Für eine Innenstadt mit Aufenthaltsqualität sind das zu viele.

900 Busse rollen täglich über die Hindenburgstraße, viele glauben: Für eine Innenstadt mit Aufenthaltsqualität sind das zu viele.

Foto: Detlef Ilgner

Die Zeit drängt. Spätestens, wenn im Herbst 2014 die Arcaden öffnen und viel mehr Gäste als bisher — das hoffen zumindest alle — die Innenstadt besuchen, sollte die Frage, wie man am besten hin- und wieder wegkommt, geklärt sein. Doch der Prüfauftrag, für den neuen Nahverkehrsplan zu untersuchen und abzufragen, welche Routen Verkehrsteilnehmer frequentieren und welche Änderungen sie wünschen — also die verkehrlichen Rahmenbedingungen zu analysieren — ist im jüngsten Vergabeausschuss geplatzt.

Die Stadt wollte für die Untersuchung maximal 200 000 Euro ausgeben, der einzige Bewerber forderte 500 000 Euro. Die Politik lehnte ab. "Wir sind in intensiven Gesprächen, wie wir mit diesem Beschluss umgehen und was er bedeutet", sagt Verkehrsplaner Martin Scheel. Eventuell muss neu ausgeschrieben werden — und das dauert wieder seine Zeit. Klar ist nur: Ohne Basisdaten wird es keinen Nahverkehrsplan geben.

Dementsprechend unklar ist nach wie vor auch, wie die Zukunft des Busverkehrs auf der und um die Hindenburgstraße aussieht. 900 Busse befahren die Straße bisher täglich, die meisten glauben: Für eine Innenstadt mit Aufenthaltsqualität sind das zu viele.

Die zuletzt ins Gespräch gebrachten Modelle — ein Ringsystem mit der Bismarckstraße als Einbahnstraße etwa, sowie Ausweichrouten über die Abtei- (bergauf) beziehungsweise die Steinmetzstraße (bergab) — haben in der Realität jedoch ihre Schwächen, sagt Dieter Harre, Leiter der NEW-Verkehrsbetriebe: "400 bis 500 Busse täglich auf der Abteistraße halte ich für ambitioniert." Die Straße sei zu steil, auch ihr Unterbau vermutlich nicht geeignet. Die Passage vor dem Rathaus sei zu eng, auch im Falle eines Abschwenkens am Haus Erholung zurück auf die Hindenburgstraße sei der dortige Bereich "schwierig".

In der Debatte zu kurz gekommen sei bisher auch die Frage, was mit den Haltestellen geschähe, sollte die Steinmetzstraße bergab als Hauptverkehrsstraße für Busse dienen: "Ein Halt läge dann im Bereich der Parkhauszufahrten."

Auch sei die Leistungsfähigkeit von Verkehrsknoten wie der Kreuzung Steinmetz-/Bismarckstraße noch nicht auf die Frage hin untersucht worden, ob zusätzliche Busse verkraftet werden könnten — auch das wäre eine Frage, die anhand besagten ausstehenden Gutachtens geklärt würde. "Und ein Ringsystem würde Fahrgäste zum Umsteigen zwingen — und das mögen sie erfahrungsgemäß nicht so sehr", sagt Harre. Die im Kreis fahrenden Busse müssten zusätzlich zu denen eingesetzt werden, die in die City und aus ihr herausfahren. "Und das heißt: mehr Busse, mehr Fahrer, mehr Kosten, mehr Schadstoffe."

Stefan Wimmers, der mit seinem Vize Eduard Felzen die Idee des Ringsystems aufgebracht hatte, sagt, als Citymanagement könne man nur Denkanstöße geben, in der Pflicht seien Politik und Verwaltung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer, besonders nicht der Investor Mfi, auf Negativwerbung erpicht ist, wenn Besucher der Arcaden nicht reibungslos an- und abreisen können, egal mit welchem Verkehrsmittel." Das Dauerthema Bussystem ("Es ist auf Nachkriegsniveau", so Wimmers), gehöre endlich angepackt. Der derzeitige Nahverkehrsplan stammt von 1997.

Die CDU hat nun für den nächsten Bauausschuss eine Stellungnahme der Verwaltung zum Ringsystem und einer Einbahnstraßenregelung auf der Bismarckstraße eingefordert. "Das wird deutlich schneller zu beantworten sein", stellt Martin Scheel in Aussicht.

Ebenso kündigt er eine Verbesserung der Verkehrssituation auf der Bismarckstraße an. Dort sollen Park- in Ladezonen umgewandelt werden. "Hier läuft die Ausschreibung", sagt Scheel, der eine Umsetzung der Maßnahme ab Januar 2014 für realistisch hält. Mit ein paar Strichen auf dem Asphalt ist es nämlich nicht getan. "Wir erneuern zugleich die Ampelanlage an der Bismarckstraße und arbeiten an der Rechtsabbiegemöglichkeit in die Oskar-Kühlen-Straße."

(RP)
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