Mönchengladbach Verschleiert und unterdrückt?

Mönchengladbach · Die Rolle der Frauen in der muslimischen Gemeinde in Eicken ist einer der Hauptstreitpunkte in der Debatte um die geplante Islamschule. Ihre Verschleierung wird als Unterdrückung ausgelegt. Die Frauen selbst, oft deutsche Konvertitinnen, wollen davon aber nichts wissen.

 Die Verschleierung wird als Unterdrückung gewertet.

Die Verschleierung wird als Unterdrückung gewertet.

Foto: AFP, AFP

Bei der Kundgebung von Pierre Vogel und dem Verein "Einladung zum Paradies" stehen sie am Rand in kleinen Gruppen beisammen. Sie lachen und unterhalten sich angeregt, vereinzelt auch mit Passanten. Sie sind Musliminnen, Frauen der Männer, die weiter vorne auf dem Platz am Gebet teilgenommen haben und jetzt den Vortrag hören. Einige tragen Kopftuch, andere sind voll verschleiert.

Wieder andere, meist jüngere Frauen, sind gar nicht verschleiert und haben sich in die Menge gemischt — um zu zeigen, dass eine Frau auch Muslimin sein kann, ohne ihren Kopf zu bedecken. Der Grund: Bei der Aufregung um eine geplante Islamschule in der Moschee in der Eickener Straße ist für viele Gegner auch die Komplettverschleierung vieler Frauen ein Stein des Anstoßes.

Layla Belhedi ist Muslimin und mit ein paar Freundinnen aus Rheydt für den Vortrag gekommen. Die 17-jährige Auszubildende trägt ein Kopftuch, ist aber sonst nicht verschleiert. "Ich habe mich freiwillig dazu entschlossen, es zu tragen. Bis vor einem Jahr habe ich das gar nicht gemacht", sagt sie. Was ist der Grund für die Meinungsänderung? "Ich trage das Kopftuch jetzt aus Stolz, eine Muslimin zu sein. Mein Vater hat mir immer viel aus dem Koran vorgelesen und mir die Gründe für eine Verschleierung erklärt. Aber er hat mir auch immer gesagt, dass es allein meine Entscheidung sei", sagt Layla Belhedi.

Welche Probleme sich einstellen können, wenn sich eine Muslimin mit Kopftuch zeigt, hat auch die 17-Jährige schon feststellen müssen. Ihr Ausbildungsbetrieb, ein großes Hotel in Gladbach, ließ sie als angehende Hotelkauffrau nicht mehr am Empfang arbeiten. Jetzt beginnt sie eine Ausbildung als Köchin in Düsseldorf und sagt: "Da sehen mich dann wenigstens die Gäste nicht mehr." Ist die Verschleierung ein Grund geworden, sich zu verstecken? Ja, meinen einige der Frauen und erzählen von vermehrten Anfeindungen in Geschäften und der Innenstadt.

"Auch wir Frauen haben Rechte", sagte eine junge Frau mit leichtem rheinischen Dialekt und blauen Augen. Freiwillig verschleiere sie sich komplett, versichert sie. Denn so könne sie ausschließen, dass jemand sie nur auf den Körper reduziere. Sie wolle als Mensch gesehen werden. Und wenn sie eines Tages vor Allah trete, werde sie so ein reines Gewissen haben.

Von Pierre Vogel weiß man, dass er das Kopftuch für muslimische Frauen als verpflichtend ansieht. Er sagt aber auch, dass man niemanden zwinge. Zumindest er nicht. Aber am jüngsten Tag werde es die Quittung von Allah geben.

Für die 30-jährige Sarah zählt auch das Hier und Jetzt. Die verschleierte Mutter von einer Tochter sagt stolz: "Mein Mann geht arbeiten und verdient das Geld. Aber zu Hause habe ich die Hosen an."

(RP)
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