Mönchengladbach Viele Gladbacher helfen den Flüchtlingen

Mönchengladbach · Die Stadt erlebt einen Ansturm von Flüchtlingen wie schon lange nicht mehr. In den Flüchtlingsunterkünften leben mehr als 1200 Menschen, täglich werden es mehr. Zum Teil sind sie seit Jahren auf der Flucht, haben Furchtbares erlebt.

 In einem schlimmen Zustand sind die Baracken für Flüchtlinge in Bockersend und in Rheindahlen.

In einem schlimmen Zustand sind die Baracken für Flüchtlinge in Bockersend und in Rheindahlen.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Sie sind aus Syrien und dem Irak, aus dem Kosovo, aus Sri Lanka, Nord-, West- und Ostafrika. Es kommen Familien, Jugendliche, junge Männer. Wenn sie Glück haben, werden sie in einer der von der Stadt angemieteten Wohnungen untergebracht und in zentral gelegenen, massiven Gebäuden wie etwa in der Viktoriastraße. Wenn sie Pech haben, landen sie in den völlig maroden Containern in Bockersend oder in Rheindahlen. Insgesamt 800 Plätze stehen in Sammelunterkünften zur Verfügung, knapp 600 in Wohnungen. Gerade hat die Stadt am Römerbrunnen 30 zusätzliche Wohnungen angemietet, die Aufstellung von neuen Containern und Heimen ist beschlossen.

 Neubauten sind geplant, die jetzigen Standorte werden noch benötigt.

Neubauten sind geplant, die jetzigen Standorte werden noch benötigt.

Foto: ikr

Die Not der Flüchtlinge hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Die Kreissynode der evangelischen Kirche hat 100 000 Euro bereitgestellt, um die Arbeit der Kirchengemeinden zu unterstützen. Zahlreiche Initiativen kümmern sich um die Menschen. Einige sind schon lange in der Flüchtlingsarbeit aktiv wie der Ökumenische Arbeitskreis für Asylfragen in Rheindahlen. Andere haben sich neu gegründet wie die Initiative "Geflüchtete Menschen", die von vielen jungen Leuten, meist Studierende der Hochschule und Schülern, getragen wird.

Gisela und Michael Hüske engagieren sich seit zwanzig Jahren im Rheindahlener Arbeitskreis. "Wir haben heute etwa zehn aktive Mitglieder, aber einen weitaus größeren Unterstützerkreis", sagt Gisela Hüske. "Vereine, Bruderschaft, Parteien sind ansprechbar, wenn Hilfe nötig ist." Auch zu Schulen und Kindergärten in Rheindahlen existieren gute Beziehungen.

Dort werden die Kinder aus den geflüchteten Familien aufgenommen, denn sobald sie in Einrichtungen der Kommune untergebracht wurden, sind die Kinder im entsprechenden Alter schulpflichtig. Nicht nur die Rheindahlener Grundschulen, viele Schulen im Stadtgebiet richten Flüchtlingsklassen oder eigene Gruppen ein und vermitteln den Kindern zunächst die Grundlagen der deutschen Sprache.

Auch die ehrenamtlichen Initiativen setzen auf Deutschunterricht, damit sich die Flüchtlinge besser zurecht finden. In der Flüchtlingsunterbringung an der Hardter Straße in Rheindahlen wird drei Mal in der Woche Deutschunterricht angeboten: zweimal regulärer Unterricht, einmal Nachhilfe. Bei der Initiative "Geflüchtete Menschen" engagieren sich ebenfalls viele Schüler und Studenten im Deutschunterricht.

So sitzen zum Beispiel am Sonntagmorgen im Gebäude an der Viktoriastraße Oberstufenschülerinnen mit Flüchtlingen aus Syrien, Eritrea und Somalia zusammen und bringen ihnen Deutsch bei. Außerdem sind Initiativmitglieder regelmäßig mit dem städtischen Spielmobil an den Wochenenden in den verschiedenen Heimen und bieten dort Aktionen für die Kinder an. "Dann kommen aber auch oft Erwachsene dazu, die froh über die Abwechslung sind", sagt Frank Knors, ein ehemaliger Entwicklungshelfer mit Afrikaerfahrung.

Das Leben im Asylbewerberheim Luisental in Mönchengladbach
11 Bilder

Das Leben im Asylbewerberheim Luisental in Mönchengladbach

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Mit einer weiteren Aktion will die Initiative ein Problem beheben, das bereits seit langem von den in der Flüchtlingshilfe tätigen Einrichtungen kritisiert wird: die Kleiderbeschaffung. "Den Flüchtlingen werden 22,50 Euro von ihrem Unterhalt für Kleidung abgezogen", erklärt Knors. "Dafür können sie sich in der Kleiderkammer des DRK Kleidung holen. Aber dort ist vielleicht gerade gar keine passende Kleidung zu finden." Die Initiative will ein Ladenlokal in Eicken anmieten und dort gespendete Kleidung an die Flüchtlinge ausgeben. Außerdem sind ein Theaterprojekt und ein Begegnungsfest geplant.

(arie)
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