Mönchengladbach Vitaminspritze für die Oberstadt

Mönchengladbach · Morgen eröffnet das Fashion-Hotel an der oberen Hindenburgstraße. Zunächst neun junge Designer, darunter auch welche aus Köln, Düsseldorf, Krefeld und Solingen, nutzen die kreative Konsum-Spielwiese. Ein spannendes Projekt.

 Gemeinsam mit dem bereits geöffneten Krimi-Shop "Mord auf Zeit" (linker Eingang) wollen die zunächst neun Designer, die sich dort angesiedelt haben, ein Einkaufserlebnis der ganz anderen Art anbieten.

Gemeinsam mit dem bereits geöffneten Krimi-Shop "Mord auf Zeit" (linker Eingang) wollen die zunächst neun Designer, die sich dort angesiedelt haben, ein Einkaufserlebnis der ganz anderen Art anbieten.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die obere Hindenburgstraße ist derzeit - die wenigen verbliebenen Händler einmal ausgeklammert - eine Zwischenwelt. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Fußgänger, die überhaupt hier vorbeikommen, sind im wahrsten Sinne des Wortes Passanten - denn sie gehen meist wirklich nur hindurch, dran vorbei. Besagte Händler wähnen sich in einer Übergangsphase, nur dass sie nicht wissen, wie die Zukunft aussehen soll. Und bei der Stadt wagt sich auch niemand so recht an das Thema heran, solange Rahmenplan Abteiberg und eine mögliche Neuauflage eines Soziale-Stadt-Programms keine Orientierungshilfe bieten.

Da ist es nur konsequent, kreative neue Nutzungen in diesem Bereich genau so anzulegen, wie die Situation sich ohnehin darstellt: temporär. Ohne auf Heller und Pfennig festgelegte Erwartungshaltung. Und vor allem mit Mut zum Ausprobieren. Genauso ist das "Fashion-Hotel" konzipiert, das am morgigen Freitag um 17 Uhr im ehemaligen Hotel Oberstadt an der Hindenburgstraße 20 eröffnet. Gemeinsam mit dem bereits geöffneten Krimi-Shop "Mord auf Zeit" wollen die zunächst neun Designer, die sich dort angesiedelt haben, ein Einkaufserlebnis der ganz anderen Art anbieten.

MyKokon Das Unternehmen Kokon-Verpackung GmbH, Ende Oktober in der RP vorgestellt, stellt unter dem Markennamen MyKokon hochwertige Tische, Stühle, Sessel und Bänke her - aus Euro-Paletten. Die gesamte Wertschöpfungskette erfolgt in Güdderath. Für das Hotel hat die Firma die Grundausstattung mit Theke und Regalen geliefert und die Umsetzung der Schaufenstergestaltung übernommen.

Gabelwerk Das junge Label von der Berger Dorfstraße stellt individuelle Nähwerke und Geschenkideen herstellt - stilvolle und nützliche Einzelstücke aus Bereichen wie "Mami & Kind" und "Hund', Katz & Co." werden im Atelier verwirklicht.

Spochtsfrau Die Marke steht für unkonventionelles und authentisches Design vom Niederrhein, wertig und individuell, mit unverkennbarem rheinischem Humor.

Faserwerk steht für Damen-Bekleidung und Accessoires aus Filz, wobei hier Transparenz und Leichtigkeit dem Material einen ungeahnten Charakter verleihen.

Uschi de Luxe Mit ausgefallenen Turnbeuteln, Armbändern und anderen Dingen möchte das Label Kunden glücklich machen.

Auch vier weitere Designer, die nicht aus Mönchengladbach kommen, haben bereits im Fashion-Hotel eingecheckt. Hinter dem Label Raani Couture steckt eine junge Schneiderin, die traditionelle indische Bekleidung modern interpretiert. Die Kleider werden in Krefeld handgefertigt. Das Düsseldorfer Label Lovely Karma steht für zeitlose Damen-, Abend- und Brautmode, in der die feminine Eleganz und edle Biostoffe zu einem ganz besonderen Lieblingsstück vereint werden. Mit Leidenschaft für Strick konzentriert sich das Kölner Label Birds & Bandits ausschließlich auf Sweat, Jersey und Strickwaren für Kinder. Und Melody's Magic aus Solingen bietet individuelle T-Shirts, die als Unikat für jeden Kunden gestaltet werden.

Nebenan, im angrenzenden Ladenlokal in Richtung Modehaus Graefer, hat sich zudem das Antiquariat am St. Vith unter besagtem Motto "Mord auf Zeit" eingenistet - mit seiner Krimi-Abteilung und begrenzt auf sechs Wochen. Neben Talentförderung und einem inspirierenden Einkaufserlebnis ist auch Entschleunigung Teil des Konzepts: Das Hotel soll - wie jedes erstklassige Hotel - auch Raum für Entspannung sein und andere Wege des normalen Konsums anbieten, weg von Fast-Fashion mit ständigem "Rund-um-die-Uhr-verfügbar-Sein".

Die EWMG stellt die leerstehenden Flächen für die Zwischennutzung zur Verfügung. Es fallen nur 20 Prozent des Umsatzes als Miete an, bei einer Bindung von vier Wochen. Ideengeber und Förderer ist das Unternehmen Alberto, das in unmittelbarer Nachbarschaft kürzlich seinen Concept-Store eröffnete. Das Konzept: Junge Labels und Newcomer können ohne Risiko und Verpflichtungen den Schritt in die Öffentlichkeit wagen und eine Plattform für erste Verkaufserfahrungen entwickeln, Hochschulabsolventen aus dem Fachbereich Textil und Bekleidung erhalten ein Experimentierfeld mit Präsentation- und Verkaufsmöglichkeiten studentischer Arbeiten sowie Raum zur Entwicklung gemeinsamer Konzepte. Zum morgigen Auftakt liefert Designerin Melody Awuah mit ihrer Band Laboum die Musikbegleitung.

(RP)
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