Schauspiel Vogt Egon verbannt Vogt Eberhard

Mönchengladbach · Beim Laienschauspiel des historischen Vogtgedings stritten zwei Vogte um den Platz auf dem Geistenbecker Richterstuhl. Schließlich setzte sich Egon, der nahezu immer Gerechte durch.

 Der Geistenbecker Bürgerverein zelebriert das Vogtgeding zur Belustigung der Besucher.

Der Geistenbecker Bürgerverein zelebriert das Vogtgeding zur Belustigung der Besucher.

Foto: Jörg Knappe

Die Geistenbecker machen sich große Sorgen. Was ist nur aus Vogt Egon, dem nahezu immer Gerechten, geworden? Ein Jahr und einen Tag ward er nicht mehr gesehen. So begann das zehnte Vogtgeding der Neuzeit ohne Egon Krieger, den jahrelangen Vogt. Die höchste Geistenbecker Gerichtsbarkeit zog mit Vogt Eberhard, dem Eingesprungenen, auf den Festplatz. "Halt! Haltet ein! Das ist Amtsanmaßung!", rief da plötzlich eine Stimme. Vogt Egon gab sich in der Menge zu erkennen und stürmte auf seinen Vertreter, gespielt von Eberhard Werminghoff, zu. "Ich habe mich ein Jahr und einen Tag mit eigenen Händen aus einem Keller freigegraben", berichtete Vogt Egon. "Da war er 29 Jahre schneller als die Erbauer des Mittleren Ringes. Er kann froh sein, weder auf Wasser noch auf eine Bombe getroffen zu sein", bemerkte der Schwatte Michel, alias Michael Schmitz.

Das Malheur war perfekt: Zwei Vogte stritten bei dem Schauspiel des historischen Vogtgedings um ihr Vorrecht. Sie einigten sich schließlich darauf, gemeinsam zu urteilen und dann das Volk entscheiden zu lassen, wer der Bessere sei. So ging es im ersten Fall um den Schulmeister Rainer mit der schnellen Rute. Er forderte mehr Geld für Verbände, Beulen und Salben. "Was will er denn mit Salben und Verbänden?", fragte Vogt Egon. Der Schulmeister, gespielt von Rainer Althoff, beklagte, dass er in schweren Zeiten lebe. Er traue sich nicht mehr, Schüler schlecht zu benoten, weil er sonst von den Eltern verhauen werde. "Früher gab es fünf Hiebe auf die Finger. Das waren goldene Zeiten", erklärte der Schulmeister. Vogt Egon urteilte schließlich: "Fügt euch in euer Schicksal." Sein Gegenspieler, Vogt Eberhard, kam zu dem Schluss: "Lasst eure Rute wieder schrankenlos walten."

Da erhob Bruder Thomas, der Reine seine leicht angeheiterte Stimme. "Ich kann nicht länger schweigen. Jemand wurde ein Jahr und einen Tag von jemandem gefangen gehalten", erklärte der Mönch, gespielt von Thomas Reichert. "Das war ich. Ergreift den Übeltäter!", befahl Vogt Egon. Die Hellebardengarde brachte ihm Büttel Rolf Wateler. Der wollte jedoch ohne seinen Advocatus nichts sagen. Im Laufe der Verhandlung ergab sich, dass der Büttel erpresst wurde und auf Befehl von Vogt Eberhard handelte. Der war jedoch plötzlich verschwunden. "Ich verbanne dich, Büttel. Hinweg mit dir! Vogt Eberhard soll nur noch der Entsprungene genannt und von zehn barbusigen Blondinen über die Klippen des Papierbaches gestürzt werden", urteilte Vogt Egon und kehrte damit endgültig auf den Richterstuhl zurück.

Zum Glück war die Verhandlung nicht echt, sondern das jährliche Lustspiel des Geistenbecker Bürgervereins. Vor dem Laienschauspiel hatten bereits die Schützen der Geistenbecker St. Josef Schützenbruderschaf den Zunftbaum errichtet. Ohne ihn kann im Mai kein Schützenfest stattfinden.

(cli)
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