Mönchengladbach Volksverein schließt seine Schreinerei

Mönchengladbach · Jährlich liegt das Minus im sechsstelligen Bereich. Und es kommen weniger Aufträge. Deshalb macht der Volksverein seine Schreinerei zu und entlässt Mitarbeiter. Diese Entscheidung fiel wenige Tage nach dem Tod von Eddi Erlemann.

Seit mehr als 30 Jahren kümmert sich der Volksverein um Langzeitarbeitslose, qualifiziert sie, führt sie wieder in einen Arbeitsalltag ein, schafft Jobs. Sogar mehrere Auszubildende lernen inzwischen beim gemeinnützigen Träger - in der Schreinerei. Um deren Lehre zu finanzieren, zahlen rund 130 Ausbildungspaten in die Kasse ein.

Jetzt musste der Verein, wenige Tage nach dem Tod seines Mitgründers Edmund Erlemann, eine schwierige Entscheidung fällen: Der Volksverein schließt seine Schreinerei zum 31. Juli 2016. Drei der vier Azubis können bis dahin ihre Ausbildung abschließen, für einen wird eine Schreinerei gesucht, bei der er die Lehre fortführen kann. "Wir können auch mehrere andere Arbeitsverträge nicht verlängern", sagt Geschäftsführer Hermann-Josef Kronen. Der Grund für das Aus: Jährlich macht der Volksverein mit der Schreinerei ein Minus, das deutlich über 100.000 Euro liegt.

Bereits 1988 hat der Verein in der Holzsparte mit den Arbeiten begonnen: Es waren zunächst Dekoartikel und Holzspielzeuge, die von Langzeitarbeitslosen gefertigt wurden. Schrittweise hat der Träger diesen Bereich ausgebaut - und war berechtigterweise stolz darauf, dass es ihm gelungen ist, Fachkräfte und schließlich sogar Auszubildende zu beschäftigen. Sie fertigten Tische, Schränke, Küchen. Und weil gering qualifizierte Menschen in diesen Produktionsprozess integriert und fit gemacht wurden, war die Arbeit segensreich und anerkannt. Im Vorjahr noch übernahm der Volksverein die Einrichtung eines Altenheims mit Möbeln. "Wir bekommen immer mal wieder Aufträge von Kindergärten und kirchlichen Einrichtungen. Aber insgesamt ist das zu wenig", sagt Kronen.

Dazu kommt: Auch wenn der Volksverein viel Geld in den Maschinenpark seiner Schreinerei steckte, kann er mit den Großen der Branche nicht mithalten. Kronen: "Mehrere CNC-gesteuerte Maschinen können wir uns nicht leisten. Das ist im Etat nicht drin." Jedes Jahr lagen die Wirtschaftsdaten im roten Bereich, das Minus wurde durch andere Aktivitäten des Vereins aufgefangen. Kronen holte sogar einen externen Berater hinzu, der mithelfen sollte, die roten Zahlen zumindest zu minimieren. Auch das brachte keinen durchschlagenden Erfolg. Deshalb fiel vor kurzem die schwierige Entscheidung. Kronen ist es wichtig, dass er sie mit Edmund Erlemann besprochen hat: "Wir haben uns mit ihm beraten und mehrere Möglichkeiten ausgelotet. Aber es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Alternative zur Schließung."

"Zum jetzigen Zeitpunkt" - diese Aussage lässt noch eine Hintertür offen. Diese Chance will der Volksverein auch ergreifen, wenn sie sich doch noch realisieren lässt - vor allem im Interesse der Mitarbeiter. Derzeit sieht es aber nicht danach aus. Um die Ausbildungspaten über Mitte 2016 zu halten, denkt der Volksverein über andere Angebote nach. Etwa im kaufmännischen Bereich. Und expandieren wird der Verein auch und den Handel mit Second-hand-Kleidung ausdehnen.

(RP)
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