Mönchengladbach Volkszählung für Hunde?

Mönchengladbach · Die Stadt hat die Steuer für Kampfhunde um das Sechsfache angehoben. 43000 Euro sollen so zusätzlich in die Stadtkasse fließen. Aber im Moment scheint niemand so recht zu wissen, wie man an die Hundehalter kommt.

 2006 wurden 94 Hunde als gefährlich eingestuft.

2006 wurden 94 Hunde als gefährlich eingestuft.

Foto: ddp, ddp

Die Stadt hat die Steuer für Kampfhunde um das Sechsfache angehoben. 43 000 Euro sollen so zusätzlich in die Stadtkasse fließen. Aber im Moment scheint niemand so recht zu wissen, wie man an die Hundehalter kommt.

Wirklich klar ist nur das Ziel: Alle gefährlichen Kampfhunde der Stadt sollen registriert werden. Und ihre Besitzer müssen statt 120 Euro Steuern pro Jahr die sechsfache Summe zahlen — 720 Euro. Der Weg zum Ziel scheint allerdings ausgesprochen schwierig.

Drei Ämter sind beteiligt: Ordnungsamt, Steueramt und Veterinäramt. Und die gehen von rund 400 Kampfhunden aus, die in Mönchengladbach gehalten werden. 72 davon, so schätzen die Behörden, werden den so genannten Wesenstest, den das Veterinäramt durchführt, nicht bestehen. Für deren Besitzer gilt der seit Anfang des Jahres geltende hohe Steuersatz.

"Um die genauen Zahlen ermitteln zu können, müssen wir einen enormen Aufwand betreiben", sagt Dirk Rütten von der städtischen Pressestelle. Dabei hätte alles so einfach sein können: Mit dem Hundesteuerbescheid erhielten die Hundehalter die Aufforderung, bis zum 28. Februar Hunde, die zu den gefährlichen Rassen gezählt werden, beim "Sachgebiet Hundesteuer" zu melden. Der Erfolg hielt sich offenbar extrem in Grenzen. Zahlen nennt die Stadt nicht.

11 500 Steuerbescheide verschickt

Im Januar hatte die Verwaltung 11 500 Steuerbescheide versandt. Immer noch sind die Angestellten des Steueramtes dabei, die Rückläufe zu bearbeiten. "Viele Briefe sind zurückgekommen, etliche ehemalige Hundehalter schrieben, dass ihre Vierbeiner inzwischen nicht mehr leben", sagt Dirk Meyer vom Steueramt.

Und bevor dieser enorme Haufen Papier nicht abgearbeitet sei, können man nicht schon "das zweite Fass aufmachen" und nach Kampfhunden suchen. Und überhaupt: Wer soll das tun? Stadtkämmerer Bernd Kuckels hat um Hilfe bei der Hundelobby nachgefragt. Immerhin hat die Interessengemeinschaft inzwischen fast 1000 Mitglieder. "Wir informieren unsere Leute über die neue Kampfhundesteuer und den Wesenstest", sagt der Vorsitzende Gerd Gröne-Gormanns.

"Aber wir werden sicher nicht von Haus zu Haus ziehen und nach Kampfhunden suchen." Das könnte aber, so wird in der Verwaltung laut nachgedacht, ein privater Ermittler tun. Schließlich habe die Unternehmensberatung Rödl und Partner dies in ihrem Gutachten vorgeschlagen.

Eine Art Volkszählung für Hunde also? "Ja, so ähnlich", sagt Dirk Meyer. Eine solche Zählung habe es vor Jahren schon einmal gegeben. "Aber damals haben die Ermittler nicht nach der Rasse der Tiere gefragt." Das wäre jetzt allerdings nötig. Bodo Venten, Pressesprecher der Hundelobby, ist sicher, dass die Kosten den Aufwand nicht rechtfertigen. Und er befürchtet: "Das Tierheim wird demnächst aus den Nähten platzen. Schon jetzt liegen da die so genannten Kampfhunde wie Blei. Und es werden immer mehr."

(RP)
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