Mönchengladbach Vom Waschbrett zum Hightech-Kühlschrank

Mönchengladbach · Der Elektrogeräte-Händler Holzleitner wächst und gedeiht - trotz der Konkurrenz durch das Internet und die großen Ketten. In der Wickrather Zentrale gibt es sogar ein Museum der Waschgeschichte. Im März wird 60. Geburtstag gefeiert.

 Das kleine "Museum der Waschgeschichte" besteht seit 1999 und wird gerne von Senioren und Schulklassen frequentiert.

Das kleine "Museum der Waschgeschichte" besteht seit 1999 und wird gerne von Senioren und Schulklassen frequentiert.

Foto: Jan Schnettler

An der Trompeterallee gibt es etwas mit großer Wahrscheinlichkeit Einmaliges zu bestaunen. Es ist nämlich kaum vorzustellen, dass es irgendwo anders noch einmal auf so engem Raum sowohl alte Rubbelbretter, Schöpflöffel und historische Waschzuber gibt als auch den neuesten Samsung-Kühlschrank, in dessen Innenraum man sich aus dem Supermarkt per App zuschalten kann, um nachzusehen, was noch in den Einkaufskorb gehört. Dieses Alleinstellungsmerkmal hat der Elektrogeräte-Händler Holzleitner, der in seiner Wickrather Zentrale neben der Verkaufsausstellung seit 1999 auch ein liebenswert eingerichtetes "Museum der Waschgeschichte" vorhält, exklusiv.

"Die Sammlung für das Museum fing aber eigentlich schon in den 60er Jahren an, als Kunden ihre defekten Altgeräte entsorgen wollten und keiner am Beller Bach sie wegwerfen konnte", sagt Geschäftsführer Dirk Bönnen. Dort, in Odenkirchen, saß das 1957 gegründete Unternehmen damals - im März wird nun mit zahlreichen Sonderaktionen und Gewinnspielen der 60. Geburtstag gefeiert. 1999 zog Holzleitner in die früheren Scharmann-Maschinenhallen nach Wickrath, baute neben der Filiale auch ein Zentrallager auf. Dort lagern 5000 bis 6000 Großgeräte - ziemlich genau die Zahl, die das Familienunternehmen im Monat absetzt, über all seine bundesweit 36 Filialen zusammen gesehen. 36 Filialen? Richtig gelesen. In den letzten Jahren ist Holzleitner stark expandiert, zuletzt kamen Niederlassungen in Frechen, St. Augustin und Euskirchen dazu.

 Dirk Bönnen trat 1993 als Verkäufer in das Unternehmen ein. Seit 1999 war er mit in der Geschäftsführung, die er seit 1. Januar 2017 alleine innehat. Er führt Holzleitner in zweiter Generation.

Dirk Bönnen trat 1993 als Verkäufer in das Unternehmen ein. Seit 1999 war er mit in der Geschäftsführung, die er seit 1. Januar 2017 alleine innehat. Er führt Holzleitner in zweiter Generation.

Foto: Detlef Ilgner

Und das trotz der Konkurrenz durch das Internet einerseits und die Platzhirsche (wie Media-Saturn und Verbünde à la Euronics oder Electronic Partner) andererseits. Oder gerade deswegen? Es ist wohl eine Mischung aus beidem, das Erfolgsgeheimnis hat für Dirk Bönnen mehrere Komponenten. So verkaufe man relativ wenige Produkte - in Wickrath nur 200 verschiedene. Dementsprechend wenig Verkäufer braucht es auf der Fläche, pro Filiale sind es im Schnitt ein bis zwei. Aber: "Das, was wir machen, versuchen wir richtig gut zu machen", sagt Bönnen. Etwa, indem man Altgeräte entsorgt und für alle angebotenen Geräte auch den Kundendienst anbietet - ein Techniker schraubt zum Beispiel den ganzen Tag an Kaffeevollautomaten von Jura herum. Und dadurch, dass man maximal 50 Kilometer um eine Filiale herum ausliefert - "alles andere ist ökologischer Schwachsinn", sagt Bönnen. Das Thema Online habe man überdies gut angenommen, wobei es sicherlich helfe, dass "wir eine Warengruppe anbieten, die für den Versand relativ unsexy ist". Die Kunden verstünden den Onlineshop als "Schaufenster" - und kämen für den Kauf in die Filiale. Die Strategie möge paradox klingen, laute aber so: Man wolle nur da online sein, wo man auch stationär vertreten ist. "Wir wollen unser Filialnetz stärken, nicht die Billigsten in der Preissuchmaschine sein", sagt Bönnen.

 Ingo Poprawsky repariert Kaffeemaschinen der Marke Jura.

Ingo Poprawsky repariert Kaffeemaschinen der Marke Jura.

Foto: Schnettler Jan

Mit dieser Vorgehensweise sei man zum bundesweit größten verbundfreien Anbieter avanciert - sei aber zugleich einer der letzten. "Wir tun uns schwer mit Großstädten", sagt Bönnen. "Richtig stark sind wir in Größen zwischen 30.000 und 100.000 Einwohnern." Mehr als 100 Mitarbeiter hat Holzleitner, darunter zwei Azubis. Immer wieder sucht man auch gezielt die Öffentlichkeit, um im Gespräch zu bleiben. So nahm man an der RTL-Doku "Was verdienst du?" teil, in der Kollegen ihre Gehälter offenlegen - das schlug Wogen. Auch die Prosieben-Sendung "Galileo" drehte im Museum, um die Leistung einer modernen Waschmaschine, eines der ersten Halbautomaten und eines guten alten Waschbretts zu vergleichen.

(tler)
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