Mönchengladbach Von Gold umrandet

Mönchengladbach · Eigentlich wollte Ulrich Baus Förster werden. Heute hat der freischaffende Künstler sein eigenes Goldschmiede-Atelier. Seit 37 Jahren ist er als freischaffender Künstler tätig und fertigt in seinem Atelier ganz individuelle Schmuckstücke an.

 Ulrich Baus in seiner Werkstatt: Viele Geräte finden sich auf seinem Tisch. Die Arbeit als Goldschmied erfordert Präzision und eine ruhige Hand.

Ulrich Baus in seiner Werkstatt: Viele Geräte finden sich auf seinem Tisch. Die Arbeit als Goldschmied erfordert Präzision und eine ruhige Hand.

Foto: Bednorz Claudia

Wer die Hindenburgstraße in Mönchengladbach verlässt und in eine der Nebenstraßen einbiegt, kann viele kleine Länden fernab der bekannten Geschäftsketten entdecken. Darunter auch das Atelier von Ulrich Baus. Dass er heute jeden Tag das machen kann, was er liebt, war in seiner Jugend nicht absehbar.

"Mit 14 Jahren bin ich von der Schule gegangen und wollte eigentlich Förster werden", erzählt der Künstler und Familienvater. Ulrich Baus' Haare sind weiß. Er ist schlicht mit schwarzem Hemd und schwarzer Hose bekleidet. Einzig die Brille mit dem filigranen Goldrand auf seiner Nase und der ebenfalls goldene Ring an seiner rechten Hand schmücken ihn. Dabei ist Schmuck einer der wichtigsten Aspekte in seinem Leben.

 Das Produkt vieler Arbeitsstunden: eine Kette aus Gold, die mit vielen Perlen geschmückt ist.

Das Produkt vieler Arbeitsstunden: eine Kette aus Gold, die mit vielen Perlen geschmückt ist.

Foto: Claudia Bednorz

In seinem Atelier an der Friedrichstraße ist Ulrich Baus jeden Tag von den edelsten Materialen und Schmuckstücken umgeben. Dass er heute als selbstständiger Goldschmied arbeitet, hat er auch seiner Schwester zu verdanken. Sie war es, die ihm die Ausbildung zum Goldschmied ans Herz legte. "Weil ich so gerne gezeichnet habe", erinnert sich Baus und genau deswegen begann er in Düsseldorf die Ausbildung zum Goldschmied - anstatt Förster zu werden.

Damals war er einer von vielen Männern, die diesen Beruf erlernen wollten. Heute wäre Ulrich Baus eher eine Ausnahme. Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) gab es 2015 bundesweit 43 bestehende Ausbildungsverträge zum Goldschmied. Davon wurden gerade einmal zehn mit männlichen Azubis abgeschlossen. Die restlichen 33 Auszubildenden in dem Handwerk waren Frauen.

 Ohne diese Werkzeuge geht nichts. Am Anfang wird das Material mit dem Hammer bearbeitet.

Ohne diese Werkzeuge geht nichts. Am Anfang wird das Material mit dem Hammer bearbeitet.

Foto: Bednorz Claudia

Allgemein ist die Aufteilung zwischen Männern und Frauen allerdings ausgeglichen. Unter 100 sozialversicherungspflichtigen Goldschmieden gab es im selben Jahr grade einmal 2,5 mehr Männer.

Wie in jedem Beruf bleiben nicht alle bei ihrer erlernten Ausbildung. So auch Ulrich Baus. Seine Ausbildung zum Goldschmied und die ersten Arbeitsjahre machten ihm gar keinen Spaß. "Damals habe ich in einer Firma gearbeitet, die von Juwelieren ihre Aufträge erhielt, weil diese selbst keine Goldschmiede hatten. Da mussten wir eigentlich nur Reparaturen durchführen. Das hat überhaupt nichts mit Kreativität zu tun." Immerhin sieben Jahre hielt es Ulrich Baus dort aus. Dann wurde er zur Wehrpflicht eingezogen. Schlimm fand er das nicht. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr machte Ulrich Baus den Lkw-Führerschein und wurde für die restliche Zeit beim Bund als Lkw-Fahrer eingesetzt. "Aber auch das war irgendwie nichts für mich", erinnert sich Ulrich Baus an seine Zeit bei der Bundeswehr.

Seine nächste Arbeitsstelle fand er in Aachen - in der Goldschmiede Förster. "Die machten dort so extravaganten Schmuck, ich wusste gar nicht, dass es so etwas in der Realität gibt". Ulrich Baus fragte kurzerhand in der Goldschmiede nach, ob sie ihn einstellen würden. Er wurde eingestellt - und sah sich plötzlich mit Aufträgen konfrontiert, die er noch nie zuvor erledigt hatte. Dass er so einfach eingestellt wurde, war Glück. Verglichen mit ähnlichen Berufen - wie den kunsthandwerklichen Keramik- und Glasgestaltern - liegt die Arbeitslosenquote mit zehn Prozent hoch. Bei Ersteren erreicht die Quote nur knapp über vier Prozent.

Der einst schon fast verhasste Beruf des Goldschmiedes entwickelte sich in der Goldschmiede in Aachen zu Ulrich Baus Traumjob. "Das war eine Zeit, die war sensationell", erinnert sich der freischaffende Künstler. Während der zwei Jahre, in denen er für das Atelier tätig war, lernte Ulrich Baus viel Neues. "Ich musste vieles machen, was ich noch nie zuvor gemacht hatte und ohne das es mir jemand erklärte. Aber es klappte einfach, ich weiß auch nicht wie." Sein Talent wollte er weiter fördern und entschied sich für ein Studium an der staatlichen Zeichenakademie Hanau. Gerade einmal sieben Fortbildungsschulen im Bereich der Schmuckgestaltung gibt es deutschlandweit. Drei davon befinden sich im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd - ganz in der Nähe von Pforzheim, der Gold- und Schmuckschmiede-Hauptstadt in Deutschland.

Vier Semester dauert das Studium "Schmuckentwurf und Schmuckgestaltung", für das sich Ulrich Baus damals bewarb. Ähnlich wie bei anderen künstlerischen Studiengängen musste er zunächst eine Mappe mit selbst angefertigten Entwürfen und Arbeiten einreichen. Danach wurde er zu einem weiteren Eignungstest eingeladen. "Da mussten wir Fragen zur Bildhauerei und Malerei beantworten. Dazu kamen noch zeichnerische Aufgaben und eine Drahtkonstruktion, die wir anfertigen mussten." Wer sich heute für eine Weiterbildung in hessischen Hanau bewirbt, muss all das nicht mehr machen. Ulrich Baus denkt, dass das am allgemeinen Rückgang derer, die eine Goldschmiedeausbildung machen, liegt. Und damit hat der freie Künstler recht. Gab es 1999 noch etwas mehr als 7000 Goldschmiede, waren es im Jahr 2015 bereits nicht einmal mehr 5000.

Trotzdem ist Goldschmied noch immer ein Beruf, der im Trend liegt. "Mittlerweile gibt es mehr Menschen, die diesen Beruf machen möchten, als er ernähren kann."

Bis vor einigen Jahren hat der freischaffende Künstler sogar noch selber in seinem Atelier ausgebildet. Das hat er aufgegeben, da er findet, dass sein Atelier zu klein für diese Aufgabe ist. Der Aufwand sei zu hoch, und in den nächsten Jahren will er ohnehin etwas kürzer treten. Sein Sohn wird dann das Atelier übernehmen.

(RP)
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