Interview: René Pütz Von Musik leben zu können, ist Traum genug

Mönchengladbach · Der Booster-Frontmann spricht über sein erstes Solo-Album "Leichtes Spiel", das soeben erschienen ist. Er sagt er, warum er froh ist, nicht nebenbei kellnern zu müssen, warum seine Lieder nicht die Welt erobern müssen - und was er privat hört.

Mit der Veröffentlichung des Albums "Leichtes Spiel" feiert René Pütz (38) seine Premiere als Solo-Künstler. Gut anderthalb Jahre lang hat der Booster-Frontmann im eigenen Studio Eigenkompositionen voller deutscher Texte über Beziehungskisten und Alltagsgeschichten eingespielt. Zwischen Deutsch-Pop, Blues, Rock und Chanson angesiedelt, zieht Multiinstrumentalist Pütz alle Register. Ein klangvolles Album, dass nicht nur beinharten Booster-Fans Hörvergnügen bereiten wird. Zum Verkaufsstart trafen wir den Künstler aus Mönchengladbach zum Gespräch.

Der Plattenmarkt im Digitalzeitalter ist schwierig. Warum all die Mühe?

René Pütz Mit den Marktmechanismen mache ich mir keinerlei Mühen. Mit meinen Liedern muss ich die Welt nicht zwingend erobern. Ich habe endlich ein paar Songs aufgenommen. Und wer die hören will, darf sich bedienen.

Welche Musik hörst du daheim?

Pütz Meine Vorlieben sind breitgefächert. Gerade höre ich viel Sting. Außerdem Mozart. Aber das hat auch was mit Theo, unserem Sohn, zu tun. Der ist großer Mozart-Fan, wir sitzen dann gemeinsam auf dem Sofa. Heute habe ich mir "Best of Journey" bestellt. Und. Jazz von Herbie Hancock zählt ebenfalls zu meinen Favoriten.

Besteht deine Sammlung aus Vinylplatten, CDs oder Speicherdaten?

Pütz Vinylscheiben habe ich keine. Einfacher Grund: Ich besitze keinen Plattenspieler. Vieles ist gespeichert, der Rest sind CDs.

Was hat dich zu deinen Solo-Liedern inspiriert? Gibt es dabei autobiografische Momente?

Pütz Ja, ein Lied, "Nur eine Weile", fußt tatsächlich auf einer wahren Geschichte. Ich weiß sonst selbst nicht genau, woher die Ideen kommen. Eigentlich inspiriert mich das ganze Leben. Es passiert einfach so. Meistens bei der Studioarbeit, während einer Produktion. Antrieb war allerdings der Wunsch, endlich mal eigene Songs zu veröffentlichen. Mit deutschen Texten.

Du hast nicht nur selbst geschrieben, gesungen und alle Instrumente gespielt, sondern auch produziert, verlegt und vertrieben. Das kennt man sonst nur von Künstlern wie Prince. War das nicht Stress pur?

Pütz Das alles war zwar ein Haufen Arbeit. Trotzdem ist es mir bis zu dem Moment, als die Musik im Kasten war, leicht gefallen. Ab dann fand ich die Arbeit anstrengender. Lieber hätte ich mich weiter nur um die Musik gekümmert.

Warum hast du auf Unterstützung befreundeter Musiker verzichtet?

Pütz Input von Kollegen zu erhalten, ist äußerst reizvoll, ich schätze das sehr. Zudem bin ich begeisterter Team-Player. Für diese Produktion habe ich bewusst einen anderen Weg gewählt. Das eigene Studio, das Regal voller Instrumente, die ich alle leidenschaftlich gerne spiele; das übte einen großen Reiz auf mich aus. Ich war einfach gespannt, wie das zum Schluss klingt: 100 Prozent Pütz. Das war die Herausforderung.

Fallen dir Liebeslieder leicht?

Pütz Eigentlich schon. Ein Stück wie "Wer ist gut genug?" zu komponieren, ging flott von der Hand. Aber das dann auch mit einem deutschen Text zu versehen, bedeutet, plötzlich in einer anderen Liga zu spielen. "I love you" zu texten ist leicht, "Ich liebe dich" zu singen, schon etwas anderes. Zumindest, wenn man nicht ins Triviale rutschen will.

Wie vertragen sich Solo-Ambitionen und diverse Nebenprojekte mit einem Bandgebilde wie Booster?

Pütz Zu musizieren und Menschen mit meinen Fähigkeiten begeistern zu können, erfüllt mein Leben sehr. Davon leben zu können, nicht nebenher kellnern zu müssen, Zeitungen auszutragen oder Taxi zu fahren, ist Traum genug. Den Booster-Erfolg mit der Band auf Höhe zu halten, macht Spaß und ist eine Riesen-Herausforderung. Ein kleines, freies Zeitfenster lässt Raum für andere Spielweisen. Diese nutze ich gerne für weitere musikalische Ausflüge.

Wo und ab wann gibt es die Scheibe zu kaufen?

Pütz Ab sofort ist "Leichtes Spiel" bei Amazon zu bestellen, per Download bei iTunes und anderen Portalen erhältlich. Aber auch beim Media Markt in Gladbach.

Üblicherweise lässt der Erfolg als Cover-Rocker das kreative Talent verkümmern, nimmt die Lust an Selbstverwirklichung und droht eigenen Fantasien die Cover-Weichspülung. Wie hast du dir Ausdruckskraft und Kreativität erhalten?

Pütz Eine interessante Frage. Ich möchte das so auch nicht unterschreiben. Durch das Spielen von Fremdkompositionen, so wie wir das bei Booster tun, sind bei mir die Ansprüche am eigenen Stil und der Kreativität gestiegen. Außerdem: Vom Mainstream habe ich mir meine Freiheiten noch nie nehmen lassen.

Gibt es Live-Pläne zur Platte?

Pütz Noch nicht. Es gibt auch keine Promotion-Tour. Die Scheibe ist Privatvergnügen, und ich freue mich natürlich über alle, die auch Spaß daran haben.

Und was ist, wenn die Scheibe floppt?

Pütz Ist das egal. Darum geht es nicht.

(RP)
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