Mönchengladbach Vorhang auf

Mönchengladbach · Zehn Trucks bringen Bühnenbilder und Requisiten auf die estnische Insel Saarema, 240 Theatermenschen fliegen hinterher: Beim Opernfestival vom 15. bis 23. Juli stellt sich das hiesige Musiktheater vor.

 Johannes Schwärsky als brabantischer Graf Friedrich von Telramund in der Oper "Lohengrin".

Johannes Schwärsky als brabantischer Graf Friedrich von Telramund in der Oper "Lohengrin".

Foto: Matthias Stutte

Bevor beim Opernfestival auf der estnischen Insel Saarema der erste Ton erklingt, ist ganz viel passiert. Die Vorbereitungen laufen in der Tat schon seit einem Jahr. Aber jetzt stehen alle in den Startlöchern. Auf zehn große Trucks werden in der kommenden Woche sämtliche Bühnenbilder, Requisiten, Kostüme, Masken und technisches Gerät, alles eben, was für die Opernaufführungen gebraucht wird, verladen und nach Rostock gebracht. Von dort geht es übers Meer bis zur Insel. Das Saaremaa Opernfestival findet in einem riesigen Zelt mit 2000 Sitzplätzen im Ambiente der ehemaligen Bischofsburg der Inselhauptstadt Kuressaare statt. "Wir sind stolz und glücklich, dass die Wahl des Veranstalters auf uns gefallen ist", sagt Operndirektor Andreas Wendholz.

Seit 1999 findet das Festival jährlich auf Saaremaa statt. Hochkarätige Musiktheater aus diversen Ländern sowie renommierte Dirigenten, Sängerinnen und Sänger sind dort aufgetreten. Im vergangenen Jahr war es die Oper Wroclaw (Breslau). Das Leitungsteam von Eesti Kontsert hat sich im vergangenen Jahr einige Produktionen des Gemeinschaftstheaters angeschaut - und sich für das Musiktheater aus Krefeld-Mönchengladbach entschieden.

Allerdings - die logistische Herausforderung ist wahrlich gewaltig. Am 15. Juli fliegt das technische Personal des Theaters voraus, um am nächsten Tag genügend Zeit für den Bühnenaufbau für den "Lohengrin" zu haben. Einen Tag später machen sich alle anderen - die Niederrheinischen Sinfoniker, Theaterchor und der Extra-Chor für den "Lohengrin", Sänger, Maskenbildner, Ankleider und jede Menge Musikinstrumente - auf den Weg nach Estland. Insgesamt sind rund 240 Menschen unterwegs, um die gewaltige Aufgabe zu stemmen. "Im Flugzeug sind auch fünf Plätze für große Instrumente gebucht - für vier Celli und eine Tuba", sagt Andreas Wendholz. Im Frachtraum würden sie erheblichen Schaden leiden.

Am 18. Juli bringt das Opernensemble unter der Leitung seines estnischen Dirigenten Mihkel Kütson den "Lohengrin", am 19. Juli das Operndoppel "Cavalleria rusticana/ Gianni Schicchi", am 20. Juli die "Carmina Burana", am 21. Juli den "Maskenball" und zum Abschluss am 22. Juli eine Operngala auf die Saaremaa-Bühne. Und die hat folgenreich abweichende Maße von denen in Mönchengladbach und Krefeld. Dadurch ändern sich Bühnenbauformen etwa bei Verdis "Ein Maskenball" oder bei "Cavalleria rusticana / Gianni Schicchi". Deshalb haben die Bühnentechniker bewegliche schwarze Wände zur Erweiterung der Kulissen gebaut.

"Wir betreiben einen großen Aufwand, freuen uns aber sehr auf das Operngastspiel", sagt Andreas Wendholz. Er war mit einem Team schon im vergangenen Jahr auf Saaremaa, um sich die Bedingungen vor Ort anzusehen. Für alle in diesem Jahr Beteiligten hat er eine Broschüre zusammengestellt. Informationen über Saaremaa und praktische Tipps stimmen die Teilnehmer auf die Reise ein. Und auf die Gefahren: "Es wird empfohlen, ein Mückenspray mitzunehmen. Je nach Wetterbedingungen können die Mücken im Bereich des Opernzeltes sehr lästig werden. Die Burg ist von stillstehendem Wasser umgeben - ein Paradies für Mücken! Besonders die Orchestermusiker sind gut beraten, Arme und Beine abzudecken."

(RP)
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