Mönchengladbach "Vorkoster" testet Gladbacher Marmelade

Mönchengladbach · Sternekoch Björn Freitag drehte für eine WDR-Sendung bei der Mühlhäuser GmbH. Das Thema: Was ist drin im süßen Brotaufstrich, wenn er industriell hergestellt wird? Ausgestrahlt werden soll die Sendung Ostern 2017.

 Christian Küppers (r.), Forschungs- und Entwicklungsleiter der Mühlhäuser GmbH, führte "Vorkoster" Björn Freitag auch ins Kühlhaus, wo tiefgefrorene Früchte bei minus 20 Grad gelagert werden.

Christian Küppers (r.), Forschungs- und Entwicklungsleiter der Mühlhäuser GmbH, führte "Vorkoster" Björn Freitag auch ins Kühlhaus, wo tiefgefrorene Früchte bei minus 20 Grad gelagert werden.

Foto: Jörg Knappe

Dass er selbst am liebsten Pflaumenmus und Himbeermarmelade ohne Kerne mag, hatte Björn Freitag (43) schon vor den Dreharbeiten verraten. Wie schade für ihn, dass am Drehtag ausgerechnet Erdbeerkonfitüre auf dem Produktionsplan bei der Mühlhäuser GmbH stand. Vier Stunden hatte die Produktionsfirma SolisTV für die Dreharbeiten in Mönchengladbach angesetzt, sechs sind es schließlich geworden. Insgesamt veranschlagt sie sechs Drehtage für die Folge aus der Serie "Der Vorkoster" (WDR), bei der es um süße Brotaufstriche geht.

Mönchengladbach: "Vorkoster" testet Gladbacher Marmelade
Foto: Knappe Joerg

Am Vortag hatte Björn Freitag bereits in einem Marmeladen-Laden in Herten selbst Marmelade eingekocht. In Mönchengladbach konzentriert sich dann alles auf die industrielle Fertigung: Wo kommen die Früchte her, sind sie überreif, und was bewirken Pektin oder Gelierzucker? "Längst nicht alle Hersteller lassen sich in die Karten gucken. Dabei wird es erst richtig spannend, wenn es um die Zutaten geht", sagt Björn Freitag, der es sich auch zur Aufgabe gemacht hat, kritisch über die Produktionsabläufe in der Lebensmittelindustrie aufzuklären.

 Der Kameramann und das Aufnahmeteam waren immer dabei, als sich Sternekoch Freitag bei der Mühlhäuser GmbH umschaute. Und natürlich überreichte Geschäftsführer Berthold Cremer seinem Gast auch ein Glas Marmelade.

Der Kameramann und das Aufnahmeteam waren immer dabei, als sich Sternekoch Freitag bei der Mühlhäuser GmbH umschaute. Und natürlich überreichte Geschäftsführer Berthold Cremer seinem Gast auch ein Glas Marmelade.

Foto: Knappe Joerg

Der Sternekoch leitet das Restaurant "Goldener Anker" in Dorsten, aus dem er eine Gourmetküche machte, nachdem er es mitsamt gutbürgerlicher Speisekarte 1997 von seinen Eltern übernahm. Vier Jahre später wurde er mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet; der Gault-Millau vergab zuletzt 15 Punkte. Darüber hinaus bekocht er den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, verfasst Kochbücher und steht als Fernsehkoch vor der Kamera. Doch von Star-Allüren keine Spur, als Björn Freitag mit Christian Küppers, dem Forschungs- und Entwicklungsleiter der Mühlhäuser GmbH, ins Kühlhaus steigt. Bei minus 20 Grad stapeln sich Kartons mit tiefgefrorenen Früchten auf den Regalen. Routiniert kommt Freitag direkt zur Sache: Ob die Früchte aus Asien stammen, möchte er wissen. Christian Küppers verneint das: "In Asien hält man es mit den Pestiziden nicht so genau, weshalb wir von dort keine Früchte beziehen", sagt er. Seine Fragen würden ihm spontan einfallen, erklärt Björn Freitag - und hofft, dass es genau jene sind, die seine Zuschauer ebenfalls stellen würden.

Nur selten ruft ihm Christine Kämper als Autorin der Folge noch einige Stichworte zu. Das Konzept der Sendung sieht eine Mischung aus alltagstauglicher Wissensreportage und Dokumentation vor. Dazu gehören auch provokante Fragen. "Wir konnten uns aber gut präsentieren", sagt Christian Küppers am Ende des Drehtags und gesteht, dass die Dreharbeiten doch ziemlich aufregend waren. In der eigentlichen Produktionshalle ist es laut und warm, und es duftet verführerisch. Björn Freitag, das Kamerateam und Christine Kämper verfolgen jetzt, wie aus den Erdbeeren Konfitüre wird: Die tiefgefrorenen Früchte werden in großen Behältern erst zerkleinert, dann mit Zucker sowie Glucose-Fructose-Sirup vermischt, und schließlich unter Vakuumbedingungen gekocht.

Wie hoch die Temperatur dabei ist, bleibt ein Betriebsgeheimnis, das auch Björn Freitag dem Entwicklungschef Küppers nicht zu entlocken vermag. Zum Schluss kommt Pektin in die Fruchtmasse: "Damit können wir die Konsistenz der Konfitüre von stichfest bis cremig steuern", erläutert Christian Küppers. In zwei Schichten produziert die Mühlhäuser GmbH rund 120.000 Gläser Marmelade pro Tag; etwa 30 Millionen Gläser sind es im Jahr. Ob die Konfitüre auch tatsächlich fest wird, entscheidet sich bei der Gelierprobe: Vor dem Abfüllen wird dafür ein Löffel abgeschöpft und in ein Schälchen gefüllt. Björn Freitag darf auch probieren. Ob die Erdbeerkonfitüre jetzt ebenfalls zu seinen Favoriten zählt, gibt er nicht preis: "Das bleibt bis zum Sendetermin mein Geheimnis", sagt er. Der steht aber noch nicht genau fest; der WDR plant die Ausstrahlung an Ostern 2017.

(drlp)
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