Mönchengladbach Vorwärts oder rückwärts - das ist egal

Mönchengladbach · Die Ausstellung des Mönchengladbacher Künstlers Wolfgang Hahn im Projektraum EA71 ist eine Retrospektive zu seinem 65. Geburtstag. Der Rückblick gelingt aus dem Blickwinkel befreundeter Fotografen. Eine Vorbesichtigung.

 "WH zum 65. ein Rückblick" heißt es im Ausstellungstitel: Wolfgang Hahn bereitet im EA71 eine kleine Retrospektive vor.

"WH zum 65. ein Rückblick" heißt es im Ausstellungstitel: Wolfgang Hahn bereitet im EA71 eine kleine Retrospektive vor.

Foto: Ilgner Detlef

Für gegen den Strich gebürstete Ideen ist Bildhauer Wolfgang Hahn, lebend und arbeitend in Mönchengladbach, schon immer gut. "sträwrov ist vorwärts rückwärts" nennt er ein wenig zungenbrecherisch seine aktuelle Ausstellung im Projektraum EA71 an der Eickener Straße, die am Freitag, 13. April, ("So eine Ausstellung muss man doch an einem Freitag, dem 13., eröffnen", sagt Hahn) um 19 Uhr beginnt. "Da schaut man vorwärts rückwärts oder rückwärts vorwärts - das kann sich jeder aussuchen", erklärt Hahn schmunzelnd und fügt hinzu: "Ich inszeniere es ambivalent. Jeder deutet es so, wie er es für richtig hält. Das ist eine Ausstellung für emanzipierte Leute."

"WH zum 65. ein Rückblick" heißt es im Ausstellungstitel lapidar weiter. Also eine Retrospektive. Jetzt schon? Könnte man fragen. Aber warum nicht? Die Retrospektive eines Bildhauers "in Schwarzweißfotos von Luda Cernova, Michael Dobala, Rolf Giesen, Anna Holub, Anna Köler, Christel Kremser, Uwe Piper, Wolfgang Rink, Ingo Ronkholz, Reinhard Schneider, Harald Seringhaus, Stefan Sturm und anderen" - so erfährt der Kunstinteressierte ebenfalls aus dem Einladungstext.

Also ist das gewissermaßen eine Retrospektive aus dem Blickwinkel befreundeter Fotografenkollegen, die mit Hahn zusammen die Entstehung von Skulpturen und/oder die fertigen Skulpturen fotografiert und damit dokumentiert haben. Die Arbeit aus 40 Jahren ist so zusammengetragen worden.

"Fotografien von Bildhauerei sind immer interpretiert." Wohl wahr: Da werden Skulpturen aus Basaltlava dramatisch und mit starken Schatten aufgenommen. Das liegt am Material, denn das schluckt alle Helligkeit und braucht eine starke Lichtquelle. Andere Arbeiten von Hahn aus lackiertem Karton oder Holz wirken da eher unfeierlich und pragmatisch vor weißem Hintergrund. Fotografien von Objekten im Außenraum spielen mit Ein- und Durchblicken durch die Umgebung auf die Arbeiten des Künstlers.

Aber zum Rückblick gehören nicht nur die Abbildungen der minimalistischen Skulpturen und Sitzobjekte (von denen drei im Galerieraum stehen: zwei Legoskulpturen und eine Steckbank). Dazu gehören auch die Fotografien von Happenings und Performances der frühen Kasseler Jahre, wo Hahn etwa zehn Jahre lebte und studierte. Für seine erste Einzelausstellung (1978 war das - und ebenfalls in Eicken) warb Hahn mit einem Plakat, das er um den Hals gehängt hatte und in der Straßenbahn zeigte, wie es ein Foto beweist. Und dann ist da die Aktion, während der Hahn und seine Kollegen aus Udo Lindenberg eine Form herstellen, die dann zum Brot wurde. "Kunst als Backwerk" hieß das Projekt. Der gebackene Lindenberg wurde während der Aufführung seiner Dröhnlandsinfonie in Stücke gerissen und ans Publikum verteilt.

Mitte der 1980er Jahre verbuddelte sich Hahn mit einem Kollegen bis zum Kopf auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Kassel. "Die Eingegrabenen" zeigten sich zehn Tage lange einige Stunden täglich. "Ganz schön hart, das Ganze", sagt Wolfgang Hahn.

"WH zum 65. ein Rückblick" ist ein witziger und aufschlussreicher Blick zurück oder doch eher sträwrov?

Die Ausstellung "sträwrov ist vorwärts rückwärts" im Projektraum EA71 an der Eickener Straße 71 ist geöffnet vom 13. bis 19. April, samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr und am Freitag, 20. April, von 17 bis 22 Uhr.

(b-r)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort