Borussia Mönchengladbach "Walli" (77) fährt im Bus nach Marseille

Mönchengladbach · Waltraut Hartmanns begibt sich am Mittwoch auf eine fünftägige Busreise zu den Borussia-Spielen in Marseille und Fürth.

 2700 Kilometer legt Waltraut Hamrath in den kommenden fünf Tagen im Bus zurück. Doch was für andere eine Strapaze wäre, bezeichnet die 77-Jährige als "Urlaub".

2700 Kilometer legt Waltraut Hamrath in den kommenden fünf Tagen im Bus zurück. Doch was für andere eine Strapaze wäre, bezeichnet die 77-Jährige als "Urlaub".

Foto: Detlef ilgner

Waltraut Hamrath hat schon viel von der Welt gesehen. Die 77-Jährige hat zahlreiche Länder bereist und unzählige Stunden im Bus auf den schier endlosen Straßen Europas verbracht, um "ihre" Borussia auf internationalem Boden zu begleiten. Von all ihren Reisen brachte sie Anstecker mit, die sie an die jeweiligen Länder erinnern. Am liebsten bringt Hamrath jedoch drei Punkte für Borussia Mönchengladbach mit nach Hause.

Am Mittwochabend, um 20 Uhr, beginnt für die Mitarbeiterin vom Mönchengladbacher Fanprojekt, die alle nur unter dem Namen "Walli" kennen, die nächste lange Busreise. Gemeinsam mit hunderten Borussia-Fans macht sie sich auf zum Europaleague-Spiel in Marseille, um ihr Team zu unterstützen, wie sie es bei nahezu jedem Spiel der Fohlen seit Jahrzehnten tut. Doch als wenn eine zweitägige Reise in die französische Hafenstadt nicht genug wäre, geht es im Anschluss direkt weiter Richtung Fürth, zum nächsten Auswärtsspiel. "Fünf Tage sind wir insgesamt unterwegs", sagt sie unbeeindruckt.

"Gute Seele des Hauses"

Es gibt gewiss angenehmere Aktivitäten für eine Dame ihres Alters, als rund 2700 Kilometer im Reisebus zu fahren, um zwei Fußballspiele zu sehen, doch "Walli", die bereits zwei Schlaganfälle hinter sich hat, bezeichnet die fünftägige Reise nach Marseille als "Urlaub". "Ich habe gehört, dort sind 15 Grad, man kann sich also im T-Shirt draußen bewegen." In Bewegung war Waltraut Hamrath schon immer — war schon in Sachen Borussia unterwegs, als der VfL noch in der Oberliga-West spielte. Im Gladbacher Fanprojekt ist sie eine Institution, wird liebevoll "gute Seele des Hauses" genannt.

Die Dame, die sich um den Fanartikelverkauf kümmert, bezeichnet sich selbst als "Mädchen für alles". "Wir haben sechs 50er-Busse gemietet, die uns nach Frankreich bringen", erklärt die gebürtige Mönchengladbacherin. Eine kleine Gruppe, die sie begleitet, bezeichnet sie als "feste Clique, mit der ich schon seit Ewigkeiten unterwegs bin". Über Reisestrapazen macht sie sich jedoch keine Gedanken. "Wir fahren ja mit einigen Unterbrechungen und übernachten in Marseille", begründet sie ihre Gelassenheit. "Walli" ist nicht nur gut zu Fuß, sondern präsentiert sich auch stimmgewaltig. "Ich nenne es aber eher grölen", sagt die Dame, die immer für einen lockeren Spruch zu haben ist.

"Ich fühle mich gut und werde auch weiterhin mit der Borussia durch Europa reisen, wenn wir uns wieder für das internationale Geschäft qualifizieren", sagt sie und vermittelt dabei den Eindruck, als wäre die tausende Kilometer lange Strecke, die schon für deutlich jüngere Menschen zur Tortur werden kann, eine Selbstverständlichkeit. Und wenn sie am Sonntagabend wieder die Stadtgrenze von Mönchengladbach passiert, wird sie einen Anstecker mehr haben, der sie an eine lange Reise erinnert.

(jasi)
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