Mönchengladbach Was für ein Abschied für Lothar Erbers !

Mönchengladbach · Herzlich, voller Respekt, Würde und Humor - so war die Abschiedsfeier für den Volksbank-Vorstandsvorsitzenden.

Abschiedsfeiern können so staatstragend-knöchern, ein Berufsleben so lieblos-abarbeitend und dabei so abgrundtief dröge sein, dass die pflichtschuldig Gekommenen im Fünf-Minuten-Takt flehentlich auf ihre Uhren blicken. Oder sie können so sein wie die von Lothar Erbers gestern: Da erhob sich am Ende einer wunderbar herzlichen Würdigung voller origineller Überraschungen der ganze hochprominente Saal, um den Geehrten stehend zu feiern, der wacker und vergebens gegen seine Rührung ankämpfte. Er war bei weitem nicht der einzige mit Tränen im Knopfloch.

Die Volksbank ohne Lothar Erbers? 42 Jahre hat er "den Laden", wie er die Bank in seiner hemdsärmeligen Art gerne nennt, geprägt. Hat es in Rekordzeit vom "Stift", wie das damals noch hieß, zum Vorstand gebracht. Eine Rekordzahl an Fusionen gewuppt, und zwar stets auf Augenhöhe. Und schließlich eine Rekordzahl an Jahren, nämlich unglaubliche 32, als Vorstand gewirkt. Nun sind solche Zahlen, Daten und Fakten zwar beeindruckend.

Die Lebensleistung von Lothar Erbers aber passt nicht in ein paar Ziffern und Nachkommastellen. Er hat seine Bank nicht nur nach den Gesetzen einer Familie aufgestellt - Vertrauen, Herzenswärme, einer für alle und wehe, wenn nicht. Sondern ist überall mit bestem Beispiel vorangeschritten oder vorangeritten. Als St. Martin. Beim Stadtschützenfest. Im Neuwerker Karneval. Doll hat ihm dabei nie gereicht. Raderkastendoller als er hat es keiner getrieben. Erbers ist unübertroffener Verkleidungs-Weltmeister. Wunderschöne Kostüme haben aber auch andere. Lothar Erbers aber hat die Souveranität und Würde, die es braucht, um sich so richtig zum Narren zu machen. Soziales Engagement ist für Erbers nicht schickes Feigenblatt, sondern die Grundvoraussetzung für alles Weitere. Denn egal, ob man Geschäfte macht oder Karneval: Da begegnen sich Menschen.

Lothar Erbers kann mit Menschen. Er hat schon genetzwerkt, als es das Wort noch gar nicht gab. Wie viele Menschen sich ihm verbunden fühlen, sah man gestern in der Volksbank-Zentrale. Seine Familie überraschte ihn mit einem Film, in dem Weggefährten ein paar Sätze zu Erbers - die meisten zu Lothar - sagten. Sie waren nicht nur alle dabei, vom Oberbürgermeister über den Präsidenten der Industrie- und Handleskammer bis zum Borussia-Präsidenten. Sie alle gaben ein wirklich persönliches Wort, eine nette Anekdote, einen herzlichen Gruß zum Abschied. Oder ein wunderbares Bild, wie Nik Ebert, der Eulen vor der Volksbank-Akropolis ihre Gefühlslage ausdrücken ließ. Das alles hätte ins Euphorische, Übermenschliche oder Sentimentale kippen können. Doch nicht zuletzt seine Familie sorgte für die erdende und augenzwinkernde Note. Seine vier Jungs gaben dem Papa aus seinem früheren Büro ein kräftiges "Lott jonn" mit auf den Weg. Und seine Frau Renate drehte sich in der Schlusssequenz im Bürostuhl hinter einem Schreibtisch ins Bild und sagte: "Ich bin gespannt, wie du mit Deiner neuen Chefin klar kommst."

Erbers wurde in Reden gewürdigt vom Aufsichtsratsvorsitzenden Fred Hendricks, dem Vorsitzenden des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes Ralf W. Barkey und Jürgen Cleven, Sprecher des Bankleiterkreises der Volksbank Viersen sowie Mitarbeitern. Nun also tatsächlich die Volksbank ohne Lothar Erbers. Lothar Erbers aber nicht ohne Volksbank. Seine Vorstandskollegen Franz-Dierk Meurer, Otmar Tibes und Heinz-Wilhelm Hermeling, schenkten ihm eine riesige Gartenbank mit großem Volksbank-Signet, die Bernd Gothe hat fertigen lassen. Lott jonn!

(RP)
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