Mönchengladbach Was Hebammen bei Notfällen in der Geburtshilfe beachten müssen

Mönchengladbach · Eine Minute Vorlauf - mehr braucht es in der Frauenklinik des Rheydter Elisabeth-Krankenhauses nicht für das Notfallmanagement in der Geburtshilfe. Dann stehen mit dem Team aus OP, Anästhesie, Gynäkologie und Pädiatrie neun Personen bereit. Bei zu erwartenden Zwillingen und Drillingen sind es sogar noch mehr. Die Klinik setzt bei der Betreuung auf kurze Wege. Diese kommen auch den Schwangeren zugute, die im Notfall vom Rettungsteam oder Angehörigen gebracht werden.

In einer Fortbildungsveranstaltung für Hebammen stand jetzt das Notfallmanagement in einer theoretischen wie praktischen Vermittlung im Mittelpunkt. Von den jährlich etwa 2200 Geburten im Haus sind acht Prozent schwere Notfälle. Dr. Harald Lehnen, Chefarzt der Frauenklinik am Eli, referierte über eben diese. Dr. Anja Jaeger, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Marc Deußen, Oberarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, und Gunnar Schwennicke, Leitender Oberarzt der Frauenklinik, berichteten zu den Themen "Neugeborenen-Reanimation", "Aktuelle Leitlinienempfehlung in der Erwachsenen-Notfallmedizin" und "Management der vaginalen Beckenendlagengeburt". Mit 70 Anmeldungen war die Fortbildung ausgebucht.

"Für uns Hebammen ist es wichtig, uns immer wieder zu schulen und das Gelernte aufzufrischen. Dazu sind wir auch verpflichtet. Ich finde es schön, dass wir hier im Haus so etwas machen können", sagte Nicole Schmelcher-Fabri als eine von 28 fest angestellten Hebammen. Für die Hebammen sei es wichtig zu erkennen, wenn bei einer Geburt etwas nicht glatt läuft, wenn Warnsignale eine Verstärkung des Teams erfordern. Dann müssen in der Regel auch die betroffenen Frauen und ihre Partner beruhigt werden. Dr. Lehnen spricht von einer Signalkette. Schnelles Handeln ist auch angesagt, wenn unter der Geburt die Schulter des Neugeborenen hängen bleibt. Ansonsten könnte dieser Vorfall für das Kind mit einem lahmen Arm lebenslange Folgen haben, so Lehnen.

Geht ein Anruf ein, der eine Patientin mit schwerer Blutung ankündigt, stellen die Ärzte unmittelbar nach der Ankunft eine Diagnose, und der Kinderarzt steht schon im OP. "Hier sind extrem hohe Sicherheitsverläufe möglich. Hier ist ein extrem guter Qualitätsstandard. Das Personal ist da. In einer einzigen Minute ist alles da, was man braucht", fasst Lehnen zusammen - ohne aber zu verschweigen, dass dennoch jemand durch ein Raster fallen könnte.

Der Vater von drei Söhnen und bisher fünf Enkelkindern hat bisher über 33.000 Geburten verantwortlich betreut. "Wir haben noch nie eine Mutter verloren", bilanziert er mit ein wenig Stolz, aber auch einem vorsorglichen "Toi, toi, toi".

(anw)
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