Mönchengladbach Wasser als Streitpunkt im Nahen Osten

Mönchengladbach · Der Vortrag eines Kölner Publizisten eröffnete das Semester des Wissenschaftlichen Vereins.

 Kampf ums Wasser: 2014 zerstörten Israelis ein palästinensisches Reservoir bei Hebron, zwei Jahre zuvor hatte die israelische Armee mehrere - angeblich illegale - Wasserspeicher der Palästinenser zugeschüttet.

Kampf ums Wasser: 2014 zerstörten Israelis ein palästinensisches Reservoir bei Hebron, zwei Jahre zuvor hatte die israelische Armee mehrere - angeblich illegale - Wasserspeicher der Palästinenser zugeschüttet.

Foto: EPA

In hiesigen Breiten gilt Wasser als problemloses Gut, doch von solchem Luxus können wasserarme Regionen nur träumen. Der Kölner Publizist Alex Feuerherdt befasst sich seit Jahren mit dem Streitpunkt Wasser im Nahen Osten. Auf Einladung des Wissenschaftlichen Vereins eröffnete er das neue Vortragssemester zum Thema "Israel, die Palästinenser und das Wasser". Einer internen Tradition gemäß fand der erste Vortrag in der Gladbacher Bank an der Bismarckstraße statt. Sven Witteck, Leiter der Geschäftsstelle und Schatzmeister im Verein, empfahl die Ausführung als Auftakt eines breitgefächerten Programms mit kompetenten Referenten aus Politik, Wissenschaft, Sport, Musik und Literatur.

Der Kölner Gast widersprach der vielfach verbreiteten Behauptung, dass Israel verschwenderisch im Wasserverbrauch sei und im Gegenzug Palästina auf dem Trockenen sitzenließe. Möglichen Bedenken zur Kompetenz beugte Feuerherdt mit den Worten vor: "Ich bin kein Hydrologe und als Journalist kein Fachmann. Doch ich habe mir bei der Recherche Experten gesucht. Alles ist gestützt mit Fakten". Das war der Auftakt zum rasanten Vortrag mit vielen Zahlen. Anlass für die Recherche seien von Martin Schulz, dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, kolportierte Zahlen zur Differenz in der Wasserversorgung gewesen. Junge Menschen in Ramallah hatten Schulz gefragt, warum ein Israeli 70 Liter Wasser am Tag verbrauchen dürfe und ein Palästinenser nur 17. Der Referent berichtete von alten Bewässerungssystemen während des britischen Mandats in Palästina. Erst 1965 hätten neue Bohrtechniken Verbesserungen eingeleitet. Als Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 die Kontrolle über das Westjordanland übernommen hatte, habe die Regierung breite Brunnen bohren und durch ein Netzwerk von Rohrleitungen verbinden lassen, so dass die Wasserversorgung für die Palästinenser um 50 Prozent gestiegen sei. Nach dem ersten Osloer Abkommen sei die Kontrolle über die palästinensische Wasserversorgung an die Palästinensische Autonomiebehörde gegangen. Feuerherdt berichtete vom Joint Water Comitee mit gemeinsamen Teams von Israelis und Palästinensern. Er betonte mehrfach: "Israel hat die unterzeichneten Verpflichtungen erfüllt". Keiner könne dem Land unterstellen, größter Wasserverschwender zu sein.

Im Gegenteil, die Differenz im Verbrauch sei gesunken. Stand heute sei, dass 98,5 Prozent der Palästinenser in der Westbank einen Wasseranschluss hätten. Der Referent begründete den hohen Wasserverlust in Palästina mit undichten Leitungen. Es fehle an Kläranlagen, dafür herrschten Missmanagement und Verweigerungshaltung. Dabei mangele es wegen hoher internationaler Zuschüsse nicht an Geld. Ein Gladbacher Arzt mit palästinensischen Wurzeln warf dem Referenten eine einseitige Darstellung vor. Der konterte: "Ich bin da gewesen und kann nicht mehr tun, als mich auf belastbare Zahlen zu verlassen".

(anw)
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