Mönchengladbach Wasserturm Wickrath: Abriss?

Mönchengladbach · Seine Sanierung würde 850 000 Euro kosten, der Abriss 100 000 Euro. Der Wasserturm an der Beckrather Straße ist schon lange ohne Funktion. Der Betreiber, die Grevenbroicher Kreiswerke, bietet der Stadt jetzt einen Deal an.

Es ist eine Rechenaufgabe. Es ist aber auch eine Angelegenheit des Herzens. Der Wickrather Wasserturm ist zwar schon seit fast 30 Jahren nicht mehr in Betrieb, dessen ungeachtet ist er seit seiner Errichtung in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts ein Wahrzeichen des Stadtbezirks, ein markantes architektonisches Bauwerk, das den Menschen bis heute wichtig ist. "Dennoch müssen wir das Thema sachlich behandeln", sagt Stefan Stelten. Er ist seit April 2008 Geschäftsführer der Kreiswerke Grevenbroich. "In wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen wir uns fragen, ob wir die Sanierung des Turms verantworten können."

Das Wickrather Wasserwerk wurde auch nach der Gebietsreform 1975, als die bis dahin selbstständige Gemeinde Wickrath im Alt-Kreis Grevenbroich eingemeindet wurde, weiterhin von den Grevenbroicher Kreiswerken betrieben. 18 000 Wickrather werden nach wie vor von diesem Wasserwerk beliefert. Der Rest der Stadt bekommt sein Trinkwasser von der Niederrheinischen Versorgung und Verkehr (NVV). Als 2006 die einsturzgefährdete Kuppel demontiert wurde, gründete sich in Wickrath eine Bürgerinitiative, die für den Erhalt des Bauwerks kämpfte. Die Kreiswerke sagten eine umfangreiche Sanierung des Turms zu.

"Wir wollen uns nicht vor der Verantwortung drücken", sagt Stefan Stelten. "Aber durch die enormen Kosten würden erstens unsere Kunden und zweitens die Stadt belastet." In der Tat gibt es einen bis heute gültigen Ratsbeschluss, der eine 40-prozentige Beteiligung der Stadt an den Restaurierungskosten zusichert. Stelten rechnet: "Wenn wir uns für den Abriss entscheiden würde, entfiele der Kostenanteil der Stadt in Höhe von etwa 325 000 Euro, wir würden der Stadt zudem die eingesparten 400 000 Euro schenken." Eine Summe, die angesichts der desolaten Haushaltssituation Kämmerer Bernd Kuckels sicher erfreuen könnte. Ihm und Oberbürgermeister Norbert Bude hat Stefan Stelten die Idee jetzt unterbreitet.

"Das ist eine politische Entscheidung", sagt der Oberbürgermeister. "Da werde ich nicht vorgreifen." Denn auch er kennt die emotionale Gefühlslage der Wickrather. Norbert Bude betont: "Das Ergebnis ist völlig offen." Der Ratsbeschluss zur Beteiligung an der Sanierung habe nach wie vor Gültigkeit, das Geld stehe bereit. "Sollte die Politik sich allerdings anders entscheiden, würde der Abriss eine Einsparung von nicht unerheblichen Mitteln bedeuten." Die Diskussion um den Erhalt des Wasserturms wird in Kürze in der Bezirksvertretung West beginnen.

(RP)
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