Mönchengladbach Weibsbild mit derbem Charme

Mönchengladbach · Mit einer satirisch aufgepeppten Show unterhielt die Sängerin Pe Werner im Arkadenhof des Rheydter Schlosses. Die 51-jährige Heidelbergerin sang und palaverte vom Mond und von Liebesquerelen und parodierte gekonnt Schlagerstars, alte Werbe-Clips – und sich selbst.

Mit einer satirisch aufgepeppten Show unterhielt die Sängerin Pe Werner im Arkadenhof des Rheydter Schlosses. Die 51-jährige Heidelbergerin sang und palaverte vom Mond und von Liebesquerelen und parodierte gekonnt Schlagerstars, alte Werbe-Clips — und sich selbst.

Diätbewusste Abspecker sollten diese Künstlerin meiden. Denn die Verführung, sich mit Pe Werner auf das Abenteuer "Lecker essen gehen" einzulassen, wirkt zeitlich über ihr Gastspiel bei der Sommermusik hinaus. "Der Mond ist rund, genauso wie ich", stellte die Sängerin vor etwa 300 Zuhörern im Arkadenhof des Herrenhauses von Schloss Rheydt herzhaft fest. Was nicht wirklich stimmt, verfügt die 51-jährige Pop-Diva und Kabarettistin aus Heidelberg doch immerhin über schlanke Extremitäten. Und auch anderes ist zumindest nicht extrem ausgeprägt . . . "Ich war noch nie 'ne Suppenkasperin" und "Ich hab' ein Vollmondgesicht", baute Pe Werner vor.

Dass sie "mondsüchtig" sei, war an diesem trockenen, aber nicht mehr ganz so lauen Konzertabend wie zu Beginn der Sommermusik-Reihe anhand der Liedtexte leicht zu vermuten. "Manche mögen's weiß": Den Einstieg besorgte die kesse Chansonnière aus Berlin im weißen Brautkleid mit dazu völlig unstatthaften Halbstiefeln. "Turteltaub" heißt das Lied dazu, welches der Pe-Werner-Schau zugleich das Abendmotto lieferte.

Schlagfertig baute sie die lästigen Pfauenschreie hinterm Schloss in ihr Programm ein — "der ist nur zum Casting hier" — und verblüffte das Publikum durch die hohe Authentizität, mit der sie die jammernden Töne der ungebetenen Ko-Musikanten nachahmte.

Mit den Musikern auf der Zweitbühne der Sommermusik ging sie spielerisch freizügig um, achtete aber darauf, ihren Pianisten stets als "der Herr Grabinger" zu bezeichnen. Ihm kroch sie bäuchlings auf dem Flügel buchstäblich auf die Pelle. "Der Herr Grabinger ist schon verheiratet", rief sich die Verführerin quasi selbst zur Ordnung — um das lakonisch abzutun: "Macht ja nix." Derweil strichen der Pole Adam Zolynski (Violine) und der Hamburger Cellist Martin Bentz herzergreifende Schmachtklänge aus ihren Instrumenten. Der Pianist und die Strings de Luxe gefielen vorzüglich bei einem Medley, in dem eine raffiniert arrangierte Kette von Vivaldis virtuos gespieltem "Sommer" über Michael Jacksons "Thriller" und Santanas "Oye como va" bis hin zu Paganini-Melodien geknüpft wurde. Ihre Stimme aber ist Pe Werners besondere Stärke: Sie hat Kraft, Charme, scheut nicht vor bissigen Growling-Effekten zurück und besitzt Blues- und Soul-Qualitäten ("Weibsbilder").

Nach der Pause zog Pe Werner weitere Register. Umwerfend mimte sie in "Aufrecht gehen" eine total Beschwipste, dabei blieb das Publikum in der vordersten Reihe nicht vor Spritzern aus der Wodkaflasche verschont. Und ein paar ordinäre Grobheiten ließ Pe auch nicht aus. Makaber ihr Lied gegen die "Liebespärchen-Pest", das Thema hatte vier Tage vorher auch Annett Louisan (in "Pärchenallergie") besungen. Mit einem Lied von Udo Lindenberg ("Cello") und einer gendermäßig gewendeten Version der mörderischen Moritat "Biddlah Buh" von Georg Kreisler erweiterte die Sängerin das Spektrum um Fremdautoren. — An alldem hatten die Zuschauer Spaß satt und schnipsten und klatschten bereitwillig im Rhythmus mit.

(RP/ac)
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