Mönchengladbach Down-Syndrom als Bereicherung

Mönchengladbach · Am Welt-Down-Syndrom-Tag wollte der Verein Kleeblätter 21 die Kinder mit dem Extra-Chromosom sichtbarer machen. Und zeigen, dass sie so besonders sind, wie das vierblättrige Kleeblatt selbst.

Ihre Eltern nennen sie liebevoll Kleeblätter: Bei Kindern, die mit dem Down-Syndrom geboren werden, ist das 21. Chromosom dreifach vorhanden. Gar nicht so wenige Menschen bezeichnen das als Behinderung. Ihre Eltern aber sagen: "Kinder mit Trisomie 21 sind wie vierblättrige Kleeblätter. Sie sind selten, und wer sie bekommt, der hat Glück." Das klingt nicht wie Pfeifen im Wald, das klingt nach Überzeugung. Und diese positive Einstellung zu ihren Kindern wollen die Eltern des Vereins Kleeblätter 21 am Welt-Down-Syndrom-Tag, dem 21. März, auch anderen vermitteln. Zum Beispiel durch eine Lesung für Kindergartengruppen in der Mayerschen Buchhandlung an der Hindenburgstraße.

Nicht alle teilen die Überzeugung der Eltern, die mit einem Kind leben, das von Trisomie 21 betroffen ist. "Bei etlichen Ärzten ist das noch nicht angekommen", sagt Vereinsmitglied Ulrike Reschke. "Es gibt immer noch ein Hintreiben zur Untersuchung mit dem Ziel, die Schwangerschaft zu beenden, wenn Trisomie 21 festgestellt wird." Ein Schwangerschaftsabbruch wegen des Down-Syndroms, das kommt für die Kleeblatt-Eltern nicht in Frage: Es gibt Vereinsmitglieder, die haben sich bewusst und in vollem Wissen für das Kind entschieden, andere haben die Untersuchung abgelehnt. "Wir waren uns einig, dass das Kind so kommen darf, wie es ist", sagt Ulrike Reschke. "Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Beschaffenheit." Und letztendlich könne im Laufe des Lebens auch immer eine Krankheit oder ein Unfall zu Einschränkungen führen. Damit leben die Eltern dann ja auch. Markus Jelinek vom Vorstand des Vereins Kleeblätter weiß um das Gefühlschaos, das die Geburt eines Kindes mit Trisomie 21 auslösen kann. "Zu Beginn war es bei uns definitiv ein Alptraum", sagt er. "Es war mit vielen Tränen und Sorgen verbunden, weil das Kind auch einen Herzfehler hatte und operiert werden musste." Jetzt aber stellt er fest: "Ein Kind mit Trisomie 21 kann man als großes Glück empfinden."

Trisomie 21, das Down-Syndrom, ist keine Krankheit, sondern führt zu einer verlangsamten Entwicklung. "Die Beeinträchtigungen sind von Kind zu Kind sehr unterschiedlich", sagt Uschi Tietenberg, die zweite Vorsitzende der Kleeblätter. "Man braucht mehr Zeit und mehr Geduld", ergänzt die Vereinsvorsitzende Hiltrud Günner, deren Sohn mit 35 Jahren der Älteste der Kleeblätter ist. Das jüngste ist gerade mal zwei Monate alt.

Der Elternverein nutzt den Welt-Down-Syndrom-Tag, um mit einer Aktion in der Mayerschen Buchhandlung Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. "Wir wollen zeigen, dass das Down-Syndrom nichts Schlimmes ist", sagt Jelinek. "Niemand muss Berührungsängste haben." In der Buchhandlung haben sie schnell Unterstützung für ihr Anliegen gefunden. Sie habe sofort ja gesagt, erklärt Geschäftsführerin Doris Rademacher. Deshalb gibt es einen Extra-Tisch, auf dem Literatur zusammengestellt wurde, aber auch Lesungen für Kindergartengruppen. Die Drei- bis Sechsjährigen aus den Kitas "Glühwürmchen" und "Tomga" hören die Geschichte von "Prinz Seltsam", der ein bisschen anders ist als seine Brüder, aber schließlich das Königreich vor dem Schwarzen Ritter rettet, indem er ihm angstfrei und liebevoll begegnet. "Bücher sind ein tolles Medium für einen niederschwelligen Kontakt", stellt Ulrike Reschke fest.

(RP)
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