Bäder in Mönchengladbach Weniger Schwimmer - noch mehr Miese

Mönchengladbach · Die Besucherzahlen schwinden, die Verluste steigen und De Bütt in Willich rüstet auf: Die CDU will das Thema Bäder analysieren. Besonders teuer ist das Pahlkebad. Doch wer ein Bad schließen will, müsste einen harten Einschnitt wagen.

 Das Pahlkebad in Mönchengladbach: Rund fünf Millionen Euro Verlust macht die Stadt jedes Jahr mit ihren Bädern.

Das Pahlkebad in Mönchengladbach: Rund fünf Millionen Euro Verlust macht die Stadt jedes Jahr mit ihren Bädern.

Foto: Ilgner

Als die CDU in einer ihrer Fraktionssitzungen unlängst über Sparpotenziale redete, wurde es kurz totenstill. Der Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch hatte nämlich nach Berichten von Teilnehmern das Wort "Bäder" in den Mund genommen. Auf Nachfrage der RP bestätigt Schlegelmilch: "Ich kann mir schon vorstellen, dass wir uns das Thema - wie alle anderen Themen mit großen Posten - zumindest noch mal anschauen", sagt er. Angesichts der Haushaltslage könne man es sich nicht leisten, bestimmte Fragen per se zum Tabu zu erklären. Rund fünf Millionen Euro Verlust macht die Stadt jedes Jahr mit ihren Bädern. Und das für eine stetig abnehmende Zahl an Besuchern.

Sechs Prozent weniger Schwimmer gab es in den ersten vier Monaten 2015, verglichen zum Vorjahr. Woran das liegt, erklärt Armin Marx, Vorstand der NEW: "Die Konkurrenz bei den Freizeitangeboten ist immens groß. Schwimmen allein ist kein Event mehr", sagt Marx.

Deswegen gehen mehr Besucher in die Bäder, die auch besondere Angebote machen. In Willich hat man gerade beschlossen, fast 600 000 Euro in eine 90-Meter-Rutsche mit LED-Beleuchtung zu investieren. Dort stehen schon jetzt viele Autos mit MG-Kennzeichen auf dem Parkplatz. "Einfacher wird es für unsere Bäder dadurch jedenfalls nicht", sagt Schlegelmilch. Vor allem nicht für die Bäder, die eher spartanisch in ihrem Angebot sind. In den ersten vier Monaten dieses Jahres waren knapp 95 000 Menschen im Vitusbad, rund 50 000 im Schlossbad Wickrath und nur 35 000 im Pahlkebad. Letzteres wurde nicht nur für rund acht Millionen Euro saniert - sondern ist auch seither ein Kostentreiber. Es sorgte allein 2013 für ein Defizit von 1,4 Millionen Euro; die Zahlen für 2014 werden erst in Kürze vorgestellt. Zum Vergleich: Das Vitusbad mit seinen fast dreimal so vielen Besuchern machte ein Minus von 2,3 Millionen Euro. Das Pahlkebad ist wegen des besonders tiefen Beckens und der vergleichsweise großen Halle so teuer. Der Sprungturm - eine Besonderheit in der Region - ist in der Regel nur zwei Stunden pro Woche frei gegeben. Das Bad in Rheydt, um das es jahrelangen politischen Streit gegeben hatte, kommt bei Menschen an, die keinerlei besondere Angebote zum Beispiel für Familien brauchen und denen die knapp vier Kilometer ins Vitusbad zu weit sind. Das ist ein überschaubarer Kreis. Wer betriebswirtschaftlich nüchtern auf die Zahlen blickt, entdeckt wohl vor allem zwei Bäder, an denen sich sparen ließe: das Pahlkebad und das Freibad im Volksgarten. Vor allem das Pahlkebad anzutasten, wäre indes politisch ein Himmelfahrtskommando. Und das nicht nur, weil es erst vor drei Jahren - nach endlosem Hickhack - wieder eröffnet worden war. Sondern auch, weil es mit Fördergeldern finanziert wurde. Zwar hört man im politischen Raum mehr als nur vereinzelte Stimmen, die sagen: "Es wäre hilfreich, wenn alle diejenigen, die damals demonstriert haben, nun auch dort schwimmen gehen würden." Antasten wird das Pahlkebad aber wohl niemand.

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Gladbachs einziges verbliebenes Freibad zu schließen, würde auf der Ausgabenseite ebenfalls viel bringen, ist aber ähnlich schwer zu vermitteln. Zudem wurde es erst vor drei Jahren aufwendig saniert . Auch das Rheindahlener Bad ist erst im Herbst 2013 wiedereröffnet worden und wird seither von den Vereinen betrieben, und zwar nach allgemeiner Wahrnehmung erfolgreich. In Bäderdimensionen gedacht vergleichsweise alt ist inzwischen das 2006 neu eröffnete Vitusbad. Es ist jedoch das zentrale, größte und erfolgreichste.

In dieser Riege am wackeligsten scheint das Bad in Giesenkirchen. Dieses zu schließen, würde der Stadt pro Jahr allerdings nur 200 000 Euro sparen.

(RP)
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