Mönchengladbach Wenn die Angst einen nicht schlafen lässt

Mönchengladbach · An der Odenkirchener Straße eröffnet der SKM ein Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge.

 Silke Tellmann, Marie Bette, Asita Shirali Dikloo und Kirstin Bruks bei der Eröffnung des Psychosozialen Zentrums.

Silke Tellmann, Marie Bette, Asita Shirali Dikloo und Kirstin Bruks bei der Eröffnung des Psychosozialen Zentrums.

Foto: Detlef Ilgner

Immer wieder hört der Mann aus Syrien das Geräusch, das eine Rakete macht, wenn sie einschlägt. Er hört es hier - mitten in Mönchengladbach. Immer wieder erlebt er seine traumatischen Kriegserlebnisse nach. Und er braucht therapeutische Hilfe - wie viele andere Flüchtlinge auch, die ihre Angst nicht schlafen lässt. Oder die auf ihren ungeklärten Aufenthaltsstatus mit schwerwiegenden psychischen Beschwerden reagieren. Für diese Menschen gibt es jetzt Hilfe: an der Odenkirchener Straße. Im alten Pfarrhaus neben der Kirche St. Marien hat der SKM Rheydt ein Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge eröffnet.

Treibende Kraft hinter dem neuen Zentrum war Günter Rexilius, Psychotherapeut und seit vielen Jahren in der Flüchtlingshilfe aktiv. "Ich habe 2016 in Marokko bei den Flüchtlingen dort ein Elend gesehen, dafür gibt es keine Worte", sagt er. Diese Erschütterung verbindet er mit seiner professionellen Arbeit und stellt fest: Es fehlt ein psychotherapeutisches Zentrum in der Stadt. Seine Idee findet sowohl auf Landesebene, von wo die finanziellen Mittel stammen, als auch auf kommunaler Ebene schnell Zustimmung. "Psychiater und Therapeuten haben vor zwei Jahren signalisiert, dass sie wegen der sprachlichen und kulturellen Barrieren überfordert sind", erklärt Sozialdezernentin Dörte Schall, die deshalb das Projekt direkt unterstützt hat. Das Psychosoziale Zentrum in der Trägerschaft des SKM Rheydt schafft Abhilfe: Ein Team, das zwei Psychologinnen, eine Sozialarbeiterin, eine Sozialpädagogin und eine Kunsttherapeutin umfasst, steht seit September für Kurzzeittherapie, Krisenintervention, Beratung und Vermittlung zur Verfügung. Unterstützt wird das Team durch einen Pool von 25 Dolmetschern. "Unsere Dolmetscher übernehmen diese Aufgabe nicht, weil es ein Job ist", sagt Sozialarbeiterin Kristin Bruks. "Sie machen das mit ganzem Herzen und auch, weil sie Deutschland etwas zurückgeben wollen."

Das Angebot wendet sich an erwachsene Flüchtlinge in schwierigen Situationen - mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus, ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz und sozialer Unterstützung. Es erstreckt sich nicht nur auf Therapie, sondern auch auf psychosoziale Begleitung. "Manchmal gibt es Probleme in der Flüchtlingsunterkunft, dann reicht es vielleicht schon, bei der Wohnungssuche zu helfen", erklärt die Sozialarbeiterin. Die Therapie ist auf kurze Dauer ausgerichtet. Ist therapeutische Hilfe längerfristig nötig, vermitteln die Mitarbeiterinnen weiter. "Wir würden uns über Kooperationen mit niedergelassenen Therapeuten freuen", sagt Psychologin Marie Bette. "Wir können Klienten an sie weiter vermitteln und unsererseits Unterstützung bei Problemen im sozialen Umfeld anbieten. Und unsere Erfahrung im Therapiegespräch mit Übersetzern."

Das Psychosoziale Zentrum arbeitet mit Anmeldung. Es ist telefonisch dienstags von 13.30 bis 15 Uhr erreichbar unter der Nummer 02166 1309766 und per E-Mail unter psz@skm-ry.de.

(RP)
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