Mönchengladbach Wenn die Jecken feiern, erledigen wir den Alltag ganz in Ruhe

Mönchengladbach · Während der Veilchendienstagszug sich durch die City bewegt, nutzt der vom Karneval weniger begeisterte Bevölkerungsteil die Ruhe in anderen Stadtgebieten – zum Einkaufen, Lernen oder Bowlen.

So verbringen die Gladbacher ihren karnevalsfreien Tag
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So verbringen die Gladbacher ihren karnevalsfreien Tag

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Es ist 13.15 Uhr, und Hans-Gerd Höllers sitzt etwas verloren auf einer Bank in der Shopping-Galerie am Marienplatz. Während wenige Kilometer entfernt in der Mönchengladbacher City gerade die große Veilchendienstagsparade startet, schüttelt der Rentner mit dem Kopf: "Ich halte nix von Karneval." In früheren Jahren sei er noch dabei gewesen. Doch das ist schon länger her. Seit 15 Jahren war er nicht mehr beim Zoch. "In den vergangenen Jahren sind wir öfter über die jecken Tage nach Holland geflohen", sagt er, bevor er sich umguckt und mit dem Finger der Rolltreppe entlang nach oben zeigt. "Meine Frau schlendert hier durch die Läden. Heute ist sie dabei ganz ungestört." Shopping in Rheydt – für manchen Gladbacher eine Alternative zum Karneval.

"Man kann sich den Berater aussuchen"

Mönchengladbach: So schön war der Veilchendienstagszug 2014
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Mönchengladbach: So schön war der Veilchendienstagszug 2014

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Im zweiten Stock bei Schaffrath muss man sich gestern nochmals vergewissern, ob das Möbelhaus wirklich geöffnet hat. Der Ausstellungsraum ist nahezu menschenleer. Neben unbeschäftigten Beratern stehen einzig Brigitte und Werner Gatz vor einem Bett. Sie nehmen sich ausgiebig Zeit, um es auf Stoff und Stabilität zu prüfen. "Es ist wunderbar ruhig heute. Man kann sich den Berater ja sogar aussuchen", erklärt Werner Gatz. Er habe am Wochenende in Dülken und Nettetal gefeiert und heute bewusst mit seiner Frau den Weg ins verlassene Möbelhaus gewählt. "Das Geld, was wir am Wochenende nicht vertrunken haben, geben wir jetzt aus", sagt er mit schelmischem Grinsen.

Wehwalt Masson kniet vor seinem Auto in der Waschanlage. Behutsam trägt er Felgenreiniger auf. Er war Samstag und Sonntag im saarländischen Britten bei Merzig – einem kleinen Örtchen mit 1539 Einwohnern. Der Fasching dort habe ihm gefallen. "Es ist einfach familiärer als bei einem großen Zug", erklärt er. Im nächsten Jahr würde er aber auch eventuell dem Gladbacher Zoch wieder eine Chance geben.

Ein lauter Knall, dann fallen sieben Pins. Die Bowlingbahn an der Gartenstraße ist heute quasi nur für Andrea und Roland Engler reserviert. Das Ehepaar nutzte die Gunst des Karnevals, um ganz ungestört eine ruhige Kugel zu schieben. "Das war eine bewusste Entscheidung. Wir waren jahrelang beim Zoch, aber jetzt sind unsere Kinder groß und wir genießen den Nachmittag hier", sagt Roland Engler.

(RP)
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