Mönchengladbach Wenn Jazzer Grenzen überschreiten

Mönchengladbach · Konzert zur Ensemblia mit Nicolas Simion und Kollegen im Carl-Orff-Saal.

"Bordercrossing", also Grenzüberschreitung, war das Motto für ein ausgesprochen vielfältiges und vor künstlerischer Spielfreude glühendes Event im Carl-Orff-Saal der Musikschule. Die Federführung hatte der namhafte rumänische Jazzsaxofonist und Komponist Nicolas Simion. Die "Performance für Ton, Licht und mehr" hatte sich im Rahmen der Ensemblia als Ziel gesetzt, "die Versöhnung der neuen mit der alten Musik" durch "harmolodische Zwiegespräche" in Klang und Raum zu bewerkstelligen. Kurz gesagt ging es um "New Sounds & Old Codes".

Umrahmt von stimmiger, enigmatisch kunstvoll wirkender Lichtgestaltung, spielte man mal sphärisch, tief philosophisch, mal verstörend schroff oder auch ironisch vieldeutig. So entstanden in Harmonie mit Farbstimmungen und Wandprojektionen eindringliche Klangwelten, die zwar dem Jazz zuzuordnen sind, aber in ihrem Freiheitsdrang allerlei Grenzen überschreiten wollen: Klang und Drang, Sturm und Stille, gespiegelt in der heutigen Musik. Simion und "The Harmolodic Players", allesamt Musiker, die an der städtischen Musikschule unterrichten, präsentierten sich ganz in der Tradition der "Harmolodie", einer Improvisations-Philosophie des Free-Jazz-Pioniers Ornette Coleman. Robert Hurasky (Percussion), Nils Imhorst (Kontrabass), Klaus Delvos (Klavier), Markus Vögeler (E-Gitarre) und Markus Türk (Trompete) bewiesen nicht nur im Zusammenklang mit dem Starmusiker Simion Freude am musikalischen Experiment. Dabei fanden auch technisch aufbereitete Klänge und Samples ihren Platz. Darüber hinaus überzeugten alle auch als Solisten. Neben Nicolas Simions eigenen Kompositionen kamen auch sie mit ihren inspirierten Schöpfungen nicht zu kurz. Anklänge der verschiedensten Art mischten sich je nach Konzept - mal offensichtlich, mal versteckt - mit tradierter Jazz-Sprache. Das klingt hin und wieder nach den zeitlosen Jazz-Experimenten eines Krzysztof Komeda (bekannt auch als Filmmusikkomponist Roman Polanskis). Solche Assoziationen sind gewiss nichts Verwerfliches.

Ebenfalls in die Welt der Assoziationen entführte der Special Guest des Abends, die rumänische Künstlerin Dana Fabini. Mit fesselnd sinnlicher Sprachkunst im Einklang mit der Musik und projizierter Malerei machte sie die geglückten Grenzüberschreitungen mit ihrem Auftritt vollkommen.

(laki)
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