Mönchengladbach Wenn Kunst auf Musik, Tanz und Sprache trifft

Mönchengladbach · In der Münster-Basilika inspirierten die Werke der Künstlerin Maria Lehnen Musiker und Tänzer. Die "Kosmische Suite" sorgte für Gänsehaut-Momente. Als Leitmotiv diente ein Satz aus dem 8. Psalm.

 Die Tänzerin Lara Diez ließ sich in der Münster-Basilika von den auf eine Leinwand projizierten Werke der Künstlerin Maria Lehnen inspirieren.

Die Tänzerin Lara Diez ließ sich in der Münster-Basilika von den auf eine Leinwand projizierten Werke der Künstlerin Maria Lehnen inspirieren.

Foto: Detlef Ilgner

Wie sehr sich bildende Künstler und Musiker gegenseitig zu neuen, noch tiefgehenderen Schöpfungen inspirieren können, lässt immer wieder staunen. Einen dieser Momente durfte nun das Publikum in der Münster-Basilika St. Vitus erleben. Die enigmatisch geistvollen Werke der Künstlerin Maria Lehnen sind zur Zeit unter dem Titel "Sein und Werden" in der Basilika zu sehen und werden von einem vielseitigen Begleitprogramm umrahmt.

Das jüngste Aufeinandertreffen der Kunst der Mönchengladbacher Künstlerin auf Musik, Sprache und sogar Tanz beschwor als "Kosmische Suite" sowohl äußerst expressiven Ausdruck, als auch schon spirituell anmutende meditative Kontemplation. Die Werke Lehnens, die als Inspiration für die Musiker dienten, wurden auf eine Leinwand projiziert, somit konnte ein direkter Bezug zwischen Kunst und Performance entstehen.

Der große Kirchenraum verdunkelte sich und zu gewichtig improvisierten Klängen, gespielt am Saxophon von Nicolas Simion, ertönte liturgisch anmutender Gesang. Münsterkantor Klaus Paulsen, der an dem Abend noch seine Kunst an der Orgel zu Entfaltung bringen sollte, ließ die Worte des achten Psalms durch die hohen Bögen hallen. Langsam schritt er durch das Schiff, gleichsam verfolgt vom Saxophon. "Wer ist der Mensch, dass du an ihn denkst", dieser Satz aus dem Psalm diente hernach als Leitmotiv, mal offensichtlich, wie in den Betrachtungen durch Pfarrer Wolfgang Hess, oder auch nur unterschwellig, wie in dem so menschlichen Ausdruck der tänzerischen Improvisationen von Lara Diez. Sie transformierte Lehnens Werk "Sterne III" in ekstatische Bewegungen, voller Energie, voller symbolischer Gestik. Dabei doch die charakteristisch menschlichen Seins so fassbar, vielleicht unfassbar aufzeigend. Paulsens Orgelspiel begleitete die Tänzerin mit Simon Prestons (*1938) nicht minder gestischem Orgelwerk "Alleluyas".

Der Abend hielt jedoch auch eine Uraufführung bereit. Zu Lehnens "Nemesis II", gesellte Simion seine "Mönchengladbacher Suite" für zwei Saxophone, Klavier und Schlagzeug. Zusammen mit Frank Füser am Saxophon, Clemens Orth (Klavier) und dem Schlagzeuger Robert Hurasky, wurde es aufs erste Hören jazzig.

Doch Simions dreisätziges Werk spricht eine weit darüber hinausgehende Sprache, die vielleicht auch mal ein bisschen an Piazzolla, indes ohne Tango erinnert. Große melodische Bögen und dicht reibende Harmonien mischen sich mit tradierter Musiksprache, die auch mal sehr an Bach erinnert - bewegt durch feine, mal wilde rhythmische Muster. Ein tiefgründiges Werk, dem gewiss ein schöner Lebensweg beschert sein wird.

Das Finale gehörte wieder Lara Diez und Klaus Paulsen. Mit Bachs (oder vielleicht auch nicht Bachs, je nachdem, wen man fragt - denn die Autorenschaft ist umstritten) "Kleines Harmonisches Labyrinth" BWV 591 lieferte Paulsen erneut ein breites Folio für Diezs tänzerische Improvisation. Eindrucksvoll, aufregend, vielschichtig.

Bravo!

(RP)
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