Mönchengladbach Wenn's der Thermomix nicht mehr tut

Mönchengladbach · Reparieren statt wegwerfen: Studenten der Hochschule haben ein Repair-Café gegründet, das abwechselnd in Krefeld und Gladbach öffnet. Der Andrang ist groß. Vor allem Ältere kommen mit defekten Geräten und kaputter Kleidung.

 Miriam Körtels und Thomas Kirschner zählen zu den Helfern des Repair-Cafés: Am Sonntag hatten sie Einiges zu tun. Zahlreiche Bürger kamen mit defekten Maschinen und kaputter Kleidung.

Miriam Körtels und Thomas Kirschner zählen zu den Helfern des Repair-Cafés: Am Sonntag hatten sie Einiges zu tun. Zahlreiche Bürger kamen mit defekten Maschinen und kaputter Kleidung.

Foto: Jörg Knappe

Es wird geschraubt, genäht, gelötet, gejubelt, geschnauft: Im Repair-Café wird jeden ersten Sonntag im Monat angepackt. Ob es die kaputte Hose, der defekte Armreif oder die streikende Kaffeemaschine ist - hier wird (fast) jedem Teil neues Leben eingehaucht. Den ganzen Sonntagnachmittag konnten Ratlose mit elektronischen Geräten, Möbeln sowie Kleidungsstücken und sogar Instrumenten Hilfe und Unterstützung bei den fleißigen Helfern des Repair-Cafés an der Richard-Wagner-Straße 35 holen.

"Wir sind hier, um unser Wissen weiterzugeben. Aber wir wollen auch etwas gegen die heutige Wegwerfgesellschaft tun", erklärt der Leiter des Cafés, Fabian Brenner. Er ist einer der drei Leiter des Cafés. Angefangen hat er zunächst als Helfer, heute ist er weitgehend für die Organisation zuständig. Mit Werkzeug, Messgeräten und Nähmaschinen ausgestattet, sind die Helfer und Leiter auf so gut wie alles vorbereitet - egal, was man zur Reparatur bringt. Hannelore Schroers (44) brachte ein Küchengerät vorbei. "Der Thermomix lief nicht mehr", erzählt sie. Zusammen mit Helfer Gangolf Gerighausen wird das Gerät aufgeschraubt. Dieses Mal ist es einfach: Eine Platine wurde zu heiß, somit brannte eine Lötstelle durch, die einfach neu gelötet wurde. Schon war das Problem gelöst. "Ich freue mich total!", sagt Schroers.

Das Café bietet eine gute Alternative zur kostspieligen Reparatur und ist besonders für defekte ältere Modelle eine gute Anlaufstelle. "Es wäre einfach zu schade gewesen, das Gerät wegzuschmeißen", so die Thermomix-Inhaberin. Nach nicht einmal einer halben Stunde konnte sie das Gerät schon wieder mit nach Hause nehmen. Auf die erfolgreiche Reparatur wird dann mit einem Kaffee angestoßen. "Man tut, wat man kann", sagt Gerighausen, der seit gut einem Jahr im Repair-Café mit anpackt. Der 62-Jährige wurde durch einen Kollegen auf das Café aufmerksam gemacht. "Unsere Naturressourcen werden überbeansprucht, und alle wollen immer höher, schneller, weiter." Die Arbeit mit technischen Geräten war schon immer sein Hobby, und somit hilft der gelernte Industriekaufmann regelmäßig beim Reparieren.

Gegründet wurde das Café vom AStA der Hochschule mit der Piratenpartei. Seit Juni 2014 öffnet das Café einmal monatlich abwechselnd in Gadbach und Krefeld. Das Katholische Hochschulzentrum Lakum stellt dafür seine Räumlichkeiten in Gladbach zur Verfügung. Zehn ehrenamtliche Helfer zählt das Café, bei Treffen herrscht regelmäßig großer Andrang.

Eine besondere Herausforderung stellte am Sonntag ein Kaffeevollautomat dar. Zahlreiche Kabel und Schrauben, unübersichtlich ineinander gewunden, ragten aus der offenen Seite. "Das ist ein richtiges Monster. Ich habe mich im Internet schlau gemacht, wie das aufgebaut ist", erklärte Repair-Helfer Dietrich Franke. Mit seinem Kollegen Josef Nienhaus und dem Eigentümer der Maschine versuchten sie, die Ursache für den Defekt zu finden. Es wird diskutiert, gerätselt und gemessen. Dank der Internet-Tipps und einigem Friemeln wird die Maschine wieder zum Leben erweckt. Nur noch ein Ersatzteil fehlt, um sie wieder einwandfrei ans Laufen zu bringen. "Das hat viel Spaß gemacht und vor allem viel Geld gespart", sagte Besitzer Dieter Stochowski.

Auch genäht wird im Café. Miriam Körtels hilft bei kaputten Nähten, löchriger Kleidung oder falsch eingestellten Nähmaschinen. Sie studiert im dritten Semester Textiltechnik und hat eine abgeschlossene Ausbildung zur Schneiderin. Obwohl das Café ursprünglich für Studenten gedacht war, seien die Besucher im Schnitt eher etwas älter, erzählt die Studentin: "Die älteren Leute kennen das noch so. Junge Leute denken oft nicht daran, etwas zu reparieren."

(vika)
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