Mönchengladbach Werbeagenturen statt Viehherden

Mönchengladbach · Holt/Rheindahlen (angr) IT-Dienstleister, Software-Entwickler, Wirtschaftsprüfer, Anwälte, Werbeagenturen – so klingt das Portfolio, das die Stadt in den Gebäuden der früheren Provinzial-Fürsorgeanstalt angesiedelt hat. Wo früher knallhart erzogen wurde, ist heute ein Kreativzentrum entstanden, das die Stadt bewusst so gefördert hat. Zehn Jahre hat es gedauert, bis der denkmalgeschützte Bereich komplett saniert, vermietet und bezogen wurde. "Wir hätten schneller fertig werden können, wenn wir alles zugelassen hätten" ,sagte Oberbürgermeister Norbert Bude im Februar 2009, als die letzten Büros vermietet wurden.

Es ist das neueste Kapitel der rund 100 Jahre alten Anlage, die schon viele Eigentümer gesehen hat. Am längsten war das britische Militär in den nördlichen Ayrshire Baracks beheimatet. Nach 51 Jahren verließen die letzten Soldaten am 28. Juni 1996 das Areal.

Als die Rheinprovinz 1907 als Reaktion auf das neue Fürsorgegesetz beschloss, auf der Fläche eine Fürsorgeanstalt zu errichten, gab es dort noch nichts. Die Holter Heide war eine Sumpflandschaft. Innerhalb von zwei Jahren stampften die Bauarbeiter alle 22 Gebäude (von denen heute 17 neu belegt sind) aus dem Boden, errichteten Erziehungsheime, Aufnahmeheim, Werkstätten, Berufsschule, Krankenabteilung, Turnhalle, Kläranlage, Gärtnerei, Beamtenhäuser, Arztwohnung, landwirtschaftlichen Flächen (allein für die Landwirtschaft warne zwölf Pferde, 30 Kühe, 20 Rinder, 15 Kälber und 200 Schweine vorgesehen), und die St. Barbara Kapelle. Die Kapelle (heute der Prinzensaal im Restaurant Palace St. George, auf dem immer noch der preußische Adler zu sehen ist) wurde 1939 von den Nationalsozialisten geschlossen. Erst die Briten eröffneten später wieder die St. George's Church.

(RP)
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