Mönchengladbach Wie bildende Kunst mit Ostern umgeht

Mönchengladbach · Auferstehung, die Frauen am Grab, die Emmausjünger: Die Geschichten, die nach dem dem Kreuztod Christi passieren, werden in der Kunst sehr individuell dargestellt. Ein neues Buch aus dem Kühlen-Verlag ermöglicht neue Einblicke.

Der Tod Christi ist noch lange nicht das Ende. Denn nach der Kreuzigung geht das "Erlösungsdrama", wie es der Kunsthistoriker Horst Schwebel nennt, weiter. Da gibt es die Geschichten von der Auferstehung, den Frauen am leeren Grab, den Emmausjüngern, die Jesus begegnen, und endlich Christi Himmelfahrt. Schwebel wird in der Einleitung des Buches "Ostern in der modernen Kunst" von Kurt-Peter Gertz zitiert, das soeben im Kühlen-Verlag erschienen ist. Es untersucht, ob und auf welche Weise diese nachösterlichen Themen in der bildenden Kunst dargestellt wurden und werden.

Das Buch ist thematisch gegliedert. Im ersten Kapitel geht es um die Auferstehung. Am Beispiel von Bildern der Künstler Emil Nolde, Émile Bernard, Otto Dix, Günter Grote und Josef Hegenbarth. Nachdem Christus am Kreuz gestorben war, hatten die Hohepriester an seinem Grab Wachen aufgestellt, damit die Jünger Christi nicht etwa den Leichnam fortschaffen und anschließend verbreiten könnten, Jesus sei auferstanden.

In Emil Noldes "Auferstehung Christi" werden diese Wachmänner in heller Aufregung gezeigt - mit weit aufgerissenen Augen und Mündern. Christus scheint dem Bild zu entschweben. Sein überlängter Körper mit den leicht abgewinkelten Armen wirkt immateriell. In knalligen Rottönen hat Nolde ihm die langen Haare, die Lippen und einen spitzen Kinnbart gegeben. Der Körper ist von einem hellen Oval umgeben. Drumherum knallige Farben. Ein durch und durch typischer Nolde, der einmal gesagt hat: "Gefragt hatte ich selbstredend niemanden, wie religiöse Bilder aussehen müssen."

Das dürfte auch für den spanischen Künstler Salvador Dali zutreffen. Seine Darstellung der Emmausjünger ist ebenfalls in dem Buch zu finden. Da sitzen Kleopas und sein Freund links und rechts an einem quadratischen Tisch, zwischen ihnen - dem Betrachter zugewandt - Jesus, umgeben von einem leuchtend-orangen Lichtschein. Keiner der Männer, auch nicht die beiden weiblichen Figuren im Hintergrund des Bildes, haben ein Gesicht. Leere Flächen, anonym. Und dennoch ist die Szene eindeutig. Die beiden Jünger haben Jesus getroffen, sind einen langen Weg mit ihm gemeinsam gegangen, ohne ihn zu erkennen. Als er beim gemeinsamen Essen das Brot bricht und segnet, wissen sie, wen sie vor sich haben. Entsprechend erschrocken und aufgewühlt reagiert der links sitzende Jünger, der andere scheint wie erstarrt. Es ist ein vom Kühlen-Verlag sehr schön gestaltetes Buch, voller akribisch gesammelter Informationen und eingängiger Beschreibungen. Es birgt Aspekte, die auch kunsthistorisch gebildete Menschen in dieser Form möglicherweise noch nicht verinnerlicht haben.

Kurt-Peter Gertz, Ostern in der modernen Kunst, 34,90 Euro

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort