Mönchengladbach Wie klingt eigentlich die Stille?

Mönchengladbach · Abgeblätterte Farbe, kaputte Fenster, verwaiste Räume: 20 Fotografen und Filmemacher haben sich in verlassenen Gebäuden der LVR-Klinik in Süchteln mit der Ästhetik der Leere auseinandergesetzt.

 Hannah von Dahlen und Norbert von Dahlen (2. und 3. v. l.) haben das Projekt erdacht. Kai Welf Hoyme (1. v. l.) ist Projektleiter, teilgenommen haben Barbara John, Beatrix Wolters, Rike Casper, Jasmin Müller und Guntram Heckenrath (v. l.).

Hannah von Dahlen und Norbert von Dahlen (2. und 3. v. l.) haben das Projekt erdacht. Kai Welf Hoyme (1. v. l.) ist Projektleiter, teilgenommen haben Barbara John, Beatrix Wolters, Rike Casper, Jasmin Müller und Guntram Heckenrath (v. l.).

Foto: Isabella Raupold

Als er in dem großen, leeren Raum stand, hat er sich Gedanken gemacht über die vielen Fenster, die aus allen Richtungen den Blick hinein zuließen - aber auch hinaus. "Werde ich beobachtet, oder beobachte ich?", hat sich Guntram Herkenrath gefragt. Dann hat er den Ort mit seiner alten Video-Kamera aufgenommen. "Augen-Blicke" hat er seinen Film genannt. "Am Anfang zeige ich Augen, die sich öffnen, am Ende schließen sie sich wieder." Guntram Herkenrath ist ein Teilnehmer des Workshops "Echos", den die Leitung der Kulturküche ersonnen und der Vorstand der LVR-Klinik ermöglicht hat.

Die Gebäude der Einrichtung verteilen sich in einem riesigen Park- und Waldgebiet. "Es gibt viel Leerstand, weil eine Umstrukturierung bevorsteht", sagt Norbert von Dahlen, Geschäftsführer der Intres GmbH, die die Kulturküche betreibt. Bisher gehen Menschen aus dem Gladbacher Norden in die LVR-Klinik Viersen-Süchteln, während psychisch Kranke aus dem südlichen Stadtgebiet in der LVR-Klinik Rheydt behandelt werden. Ab dem kommenden Jahr sollen - wegen der Gemeindenähe - die Mönchengladbacher mit psychischen Problemen in Rheydt behandelt werden. Die Klinik in Viersen-Süchteln ist dann für die Patienten aus dem eigenen Bereich zuständig.

20 Teilnehmer hatten sich auf die Workshop-Ausschreibung gemeldet. Im August ging die praktische Arbeit los, am 21. April werden die Ergebnisse erstmals präsentiert. "Es wird keine Dokumentation sein, sondern ein echtes Kunstprojekt", sagt von Dahlen. Es gehe um die Leere, um Innen und Außen, um die Idylle, aber auch um Isolation. Menschen mit Berührung zur Psychiatrie haben ebenso teilgenommen wie Menschen ohne. "Es sind sehr unterschiedliche Charaktere, die sich der Aufgabe gestellt haben." Das mache das Projekt so interessant. Die entstandenen Kurzclips werden zu einem Film zusammengeschnitten. Dazu kommen die Fotos - und Musik. Rike Casper ist mit einem Aufnahmegerät durch die leeren Häuser gegangen und hat die Geräusche festgehalten - das Knirschen ihrer Schritte, das Quietschen von Türen und Fenstern, die sie zu dem Zweck bewegte. Nicht nur die Ästhetik des Leerstands, sondern vor allem die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des Ortes, an dem früher psychiatrische Abteilungen der Klinik untergebracht waren, fesselte die Teilnehmer.

Zum Abschluss des künstlerischen Projekts wird der Echos-Film (Dauer: etwa 35 Minuten) erstmals am Freitag. 21. April, um 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) in der Kulturküche an der Waldhausener Straße 64 gezeigt. Daran wird sich ein Gespräch mit den Künstlern anschließen, und dann geht's hinüber in die Vinylgarage, Waldhausener Straße 83. Dort werden die entstandenen Fotos zu sehen sein.

(RP)
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