Mönchengladbach Wie Salafisten Frauen unterdrücken

Mönchengladbach · Der EZP-Verein aus Mönchengladbach ist wegen seiner diskriminierenden Haltung gegenüber Frauen bereits mehrfach dem Verfassungsschutz aufgefallen. Im Internet verbreiten die radikalislamischen Salafisten ihre Vorstellungen von der gehorsamen und gefügigen Ehefrau.

 Abu Adam ist einer der Vositzenden des Mönchengladbacher EZP-Vereins.

Abu Adam ist einer der Vositzenden des Mönchengladbacher EZP-Vereins.

Foto: Screenshot Youtube

Für Gülsen Celebi hat das alles mit dem Islam nichts zu tun. "Frauen zu schlagen, sie zu unterdrücken — das ist einfach nur krank", sagt sie. "Da missbraucht jemand die Religion, um seine patriarchalischen und fundamentalistischen Wertvorstellungen zu rechtfertigen." Die kurdischstämmige Anwältin aus Düsseldorf, die ein Buch über Ehrenmorde geschrieben hat, redet sich schnell in Rage, wenn die Sprache auf Pierre Vogel kommt.

Der konvertierte Ex-Boxer, der sich Abu Hamsa nennt, ist einer der Köpfe des Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP), der jetzt mit seiner Islamschule Braunschweig nach Mönchengadbach ziehen will. Der Verein zählt zu den radikalislamischen Salafisten und wird deshalb bereits seit einiger Zeit vom Verfassungsschutz beobachtet — und das nicht zuletzt wegen seiner Haltung gegenüber Frauen. "Salafisten fordern Geschlechtertrennung und lehnen die Gleichstellung von Mann und Frau ab", sagte Mathilde Koller, Verfassungsschutz-Chefin von NRW, in einer Stellungnahme. "Das ist einer der Gründe, warum wir sie für extremistisch halten."

Razzia im Januar

Erst im Januar dieses Jahres hatte die Polizei bei einer Razzia in den Räumen des Vereins rund 100 Exemplare des Büchleins "Frauen im Schutz des Islam" beschlagnahmt — ein Buch, das von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien kurz zuvor auf den Index gesetzt worden war.

Laut dem Buch soll es in "eingeschränkten und begrenzten Gelegenheiten" erlaubt sein, eine Frau zu schlagen, beispielsweise "wenn eine Frau den Anweisungen ihres Ehemannes ohne sichtbaren und annehmbaren Grund nicht gehorcht". Eine weitere Passage wird von der Prüfstelle als "Handlungsanleitung für Gewalttätigkeiten" bewertet. Darin heißt es, der Mann solle möglichst schlagen "ohne zu verletzen, Knochen zu brechen, blaue Flecken auf dem Körper zu hinterlassen".

Für Gülsen Celebi sind solche Aussagen in keiner Weise mit den Worten des Koran in Einklang zu bringen. "Der EZP-Verein ist eine gefährliche Sekte, die den Islam für ihre Zwecke missbraucht, um vor allem junge Männer anzulocken", sagt sie. "Vor allem Jugendliche, die noch nicht so charakterfest sind, lassen sich leicht beeinflussen."

Das Büchlein ist nur ein Vorfall von vielen, bei denen Pierre Vogel und seine Mitstreiter Muhamed Ciftci (Abu Anas) und Sven Lau (Abu Adam) mit ihrer diskriminierenden Haltung gegenüber Frauen aufgefallen sind.

Celebi: Islam dient nur als Alibi

Laut dem Präsidenten des niedersächsischen Verfassungsschutzes Hans-Werner Wargel habe Ciftci wiederholt geäußert, dass das Schlagen zu den grundsätzlich zulässigen Züchtigungsmaßnahmen des Mannes gegenüber seiner Ehefrau gehört. Dieser wehrte sich mit dem Argument, eine "nicht vermännlichte Frau" müsse gar nicht erst geschlagen werden, sie "bekomme schon bei lauten Reden Angst".

Laut dem Verein ist das Kopftuch verpflichtend und die voreheliche Keuschheit ein islamisches Gebot. Auf ihrer Internetseite beschreibt EZP die "freie, pervertierte und verdorbene westliche Welt" als "Folge des freien Vermischens mit dem anderen Geschlecht". Der Mann solle eine Frau heiraten, die "hingebungsvoll" ist, dem Mann "Freude bereitet und seinen "Aufforderungen unverzüglich gehorcht". Unter Männern soll die Frau "ihre Stimme senken". In der "Heirats-Lounge" auf der Seite hilft der Verein Männern und Frauen bei der Partnersuche — per Steckbrief.

Dass sich die Salafisten bei ihren Predigten auf islamische Propheten stützen, findet Anwältin Celebi "an den Haaren herbeigezogen": "Diese Männer sind kein Produkt der islamischen Gesellschaft, sondern eins der deutschen Gesellschaft", sagt sie. "Es sind überwiegend Deutsche, die sich hier eine eigene Religion erfunden haben." Der Islam diene ihnen dabei nur als Alibi. "Jeder Imam würde die auslachen."

(RP)
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