Mönchengladbach Willy Wimmer warnt vor Krieg in Europa

Mönchengladbach · Er war 33 Jahre lang CDU-Bundestagsabgeordneter und bekannt dafür, gegen den Mainstream zu argumentieren. Willy Wimmer referierte über die Situation in Europa und kritisierte die USA.

Ist Europas Frieden in Gefahr? So lautete zwar das Thema seines Vortrags. Aber für den Verteidigungsexperten Willy Wimmer (CDU) ist das längst keine Frage mehr. Der gebürtige Mönchengladbacher sieht den Frieden durch die Ukrainekrise bedroht. "Der Krieg war der Normalfall in Europa", sagte Wimmer (71), nachdem er einen Bogen vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Wiedervereinigung gespannt hatte.

Die Wiedervereinigung sei nur durch Verhandlungen und die Wahrung des Völkerrechts zustande gekommen, betonte Wimmer. "Wir dürfen keinen Zentimeter mehr vom Pfad der Verhandlungen und vom Völkerrecht abweichen", lautete deshalb die Kernforderung, die der ehemalige Verteidigungs-Staatssekretär Willy Wimmer vor rund 80 Zuhörern im Rahmen der VHS-Reihe "Forum Politik" erhob.

Doch schon beim Jugoslawienkrieg sei das Völkerrecht bewusst gebrochen worden, sagte er. In seinem Buch "Wiederkehr der Hasardeure", das er zusammen mit Wolfgang Effenberger geschrieben hat und das auch Gegenstand seines Vortrags war, befürchtet Wimmer, dass Kräfte am Werk sind, die auf Konfrontation setzen statt auf Verhandlungen. So habe eine Neubewertung der US-Politik stattgefunden, die mit einer auf Frieden ausgerichteten Welt nichts anfangen könne, sagte Wimmer.

Er kritisierte, dass bewährte Verhandlungsforen wie die OSZE heute kaum mehr genutzt würden. Den USA ginge es seit mehr als 100 Jahren darum, eine deutsch-russische Zusammenarbeit zu verhindern, so Wimmer. "Dabei sind die Russen längst unsere Nachbarn geworden. Sie kommen zum Shoppen nach Düsseldorf und zur medizinischen Behandlung nach Mönchengladbach." Dem Minsk-II-Abkommen steht er positiv gegenüber. "Merkel hat Zeit gekauft", sagte er und betonte, wie wichtig es sei, Putin in Verhandlungen mit einzubeziehen, um ein Gleichgewicht in Europa zu gewährleisten. "Wenn es Minsk-II nicht gäbe, hätten wir heute vielleicht schon Krieg in Europa."

Auch auf die aktuelle Späh-Affäre ging Wimmer ein, bei der der BND im Verdacht steht, seine Verbündeten für den US-Nachrichtendienst NSA ausspioniert zu haben. "Das ist ein Schlag gegen die Vertrauenswürdigkeit unserer Politik", sagte er und forderte die Bundeskanzlerin auf, Deutschland zu dienen und nicht den USA. "Was soll Frankreich denken, wenn es von Deutschland bespitzelt wird?", sorgte sich Wimmer um die Politik der guten Nachbarschaft: "Staaten, die in Europa kooperieren, führen keinen Krieg."

Auf die Frage, was man selber unternehmen könne, riet Wimmer, kritisch zu bleiben. "Stellen Sie sich dem Kriegsgeschrei in den Weg und stärken Sie Demokratie und Mitbestimmung, etwa durch einen Brief an die Bundeskanzlerin", gab er den Zuhörern mit auf den Weg.

(RP)
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