Mönchengladbach Wilma Meyers: Ruhepol des "fixen Franz"

Mönchengladbach · In der Nacht zum 28. Januar 2002 ist Mönchengladbachs Ehrenbürger Franz Meyers im Alter von 93 Jahren gestorben. Gestern trafen sich CDU-Mitglieder mit der Witwe des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten. Sie erzählte von ihm.

 Wilma Meyers, Witwe des früheren NRW-Ministerpräsidenten Franz Meyers, gestern im Gespräch mit Hans-Wilhelm ("Bubi") Pesch.

Wilma Meyers, Witwe des früheren NRW-Ministerpräsidenten Franz Meyers, gestern im Gespräch mit Hans-Wilhelm ("Bubi") Pesch.

Foto: CDU/Klenner

Sie ist eine gepflegte ältere Dame, die ihren Gehstock nur benutzt, wenn sie Unterstützung braucht. Sie spricht leise, aber wenn sie erzählt, hören alle interessiert zu. Sie hat liebe, gütige Augen, die dem Gegenüber das Gefühl geben, sich in ihrer Nähe wohl zu fühlen. Und wer Wilma Meyers (99) am Ehrengrab ihres Mannes und im Gespräch mit CDU-Mitgliedern erlebt, der kann sich gut vorstellen, dass diese ruhige, gelassen wirkende Frau genau die richtige Partnerin an der Seite des Vollblutpolitikers Franz Meyers war: In der Nacht zum 28. Januar 2002 starb der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt, Ehrenbürger der Stadt und frühere NRW-Ministerpräsident im Alter von 93 Jahren.

 Gestern trafen sich CDU-Mitglieder mit Wilma Meyers am Ehrengrab.

Gestern trafen sich CDU-Mitglieder mit Wilma Meyers am Ehrengrab.

Foto: Raupold

OB Hans Wilhelm Reiners, die beiden CDU-Landtagsbewerber Jochen Klenner und Frank Boss, Ulrich Bunkowitz und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Hans-Wilhelm ("Bubi") Pesch als frühere Weggefährten sowie Lambert Haever, ein Freund der Familie Meyers, trafen sich gestern am Ehrengrab. Franz Meyers ist einer der großen Söhne der Stadt, die unvergessen bleiben, weil ihre charismatische Ausstrahlung in ihrer langfristigen Wirkung keinen Tod kennt.

 Der Vollblutpolitiker Franz Meyers

Der Vollblutpolitiker Franz Meyers

Foto: CDU

Und so erinnert sich Pesch, wie er nach der kommunalen Neugliederung Meyers gegenübertrat. Dieser war als Ratskommissar verantwortlich für den Zusammenschluss von Gladbach, Rheydt und Wickrath. "Er erzählte uns, dass Giesenkirchen ein Gymnasium bekommt. Das war für ihn klipp und klar und hieß: Das wird so gemacht. Wir hatten da eigentlich gar nichts zu sagen", erzählte Pesch. Meyers war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Mann, der durch das politische Stahlbad gegangen war: 1948 Eintritt in die CDU, 1950 NRW-Landtagsabgeordneter, 1952 Oberbürgermeister von Mönchengladbach, 1952 bis 1956 NRW-Innenminister, 1958 bis 1966 Ministerpräsident. Bei einem konstruktiven Misstrauensvotum verlor er das Amt des Landesvaters.

Der Mann, der für viele Gladbacher nur der "fixe Franz" war, hatte schon während seiner Schuljahre im Stiftisch-Humanistischen Gymnasium ein Berufsziel klar vor Augen: Er wollte Jura studieren, um einmal rheinischer Oberbürgermeister zu werden. Das steht sogar in seinem Abitur-Zeugnis. Der fröhliche Franz Meyers sprach auch freimütig über Schwächen. Etwa, dass ihm das Englische im Gymnasium zu schaffen machte - weil er seinem Nachbarn das Englischbuch für 50 Pfennig verkauft hatte.

Es gibt viele weitere Bonmots über den Tausendsassa Meyers. Etwa, als er einen Platz in Rheydt-Morr übergab und merkte, dass die Bürger keine Reden hören, sondern lieber feiern wollten: "Dann gibt's nur 3M", so erinnert sich Pesch an die damaligen Worte des Ehrengastes, der gleich für die Auflösung sorgte: "Meyers, Markt, Morr."

Doch hinter dieser Fröhlichkeit verbarg sich ein Mensch, der sehr nachdenklich und tief religiös war. Wilma Meyers, Meyers zweite Ehefrau - die erste, Alberte Meyers, starb 1982 - erinnert daran. Und wenn die Witwe vom Zusammenleben, von gemeinsamen Aufenthalten auf Lanzarote und der innigen Verbindung ihres Mannes zur Stadt Mönchengladbach erzählt, dann wird auch deutlich: Sie war der Ruhepol für ihn. "Er haderte nicht, er war zufrieden mit seinem Leben", erzählt sie. Während sie das sagt, wird ihr feines Gesicht noch weicher, als es sonst ist. Und dann blitzt der Schalk in ihren Augen auf. Als ihre (männlichen) Gäste sich im Café Rosenmeer einen Snack zu Mittag auftischen lassen, merkt Wilma Meyers lakonisch an: "Sind die Herren denn nicht verheiratet?"

Sie hätte für ihren Franz gekocht.

(RP)
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