Mönchengladbach Wird das der letzte Akt im Pflaster-Theater?

Mönchengladbach · Seit dieser Woche wird der Fahrbahnbelag der Hindenburgstraße durch Asphalt ersetzt, das untaugliche "teure Pflaster" hat ausgedient. Ein Rückblick auf eine Posse, die sich mittlerweile über 14 Jahre erstreckt.

 Weil die Hindenburgstraße - hier zwischen Bismarckstraße und Minto - aufgerissen wird, müssen Busse wochenlang Umleitungen fahren.

Weil die Hindenburgstraße - hier zwischen Bismarckstraße und Minto - aufgerissen wird, müssen Busse wochenlang Umleitungen fahren.

Foto: H.-P. Reichartz

In Bad Oldesloe wurde am Wochenende gewählt. Mehrheitlich sprachen sich die Bürger gegen eine Umbenennung der dortigen Hindenburgstraße aus. Abgestimmt wurde, weil Namensgeber Paul von Hindenburg vielen Bewohnern der Kreisstadt zwischen Lübeck und Hamburg als Hitlers Steigbügelhalter gilt. Doch am Ende war wohl das Argument der mit einer Umbenennung verbundenen Kosten wichtiger. Als "Sieg der Bürger gegen den Blödsinn" beschrieb die örtliche CDU das Ergebnis denn auch und erklärte die Baustelle Hindenburgstraße damit für beendet.

Baustelle? Hindenburgstraße? Damit können auch die Gladbacher so einiges verbinden. Auch wenn es mal nicht um den Namen geht. Hintergrund ist die jahrelange Posse um den Belag auf der Einkaufsmeile, die aber seit dieser Woche auf die Zielgerade einbiegen könnte. Seit Montag und voraussichtlich bis 11. August werden die Betonsteine der Bus-Fahrbahn durch Asphalt ersetzt, zunächst zwischen Bismarckstraße und Sonnenhausplatz. Das untere Teilstück bis zum Europaplatz soll ebenfalls angepackt werden, da die Schäden so gravierend seien, "dass eine punktuelle Reparatur nicht mehr zu vertreten und eine umfassende Sanierung nötig ist", wie die Stadt mitteilt. Der Umbau kostet 250 000 Euro. Das obere Teilstück bis Alter Markt - inklusive kontaminiertem Unterbau vor C & A - ist ebenfalls sanierungsbedürftig, soll aber erst nach der Neugestaltung des Sonnenhausplatzes erfolgen, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Ein Rückblick auf die vielen Akte des Pflaster-Desaster-Theaters:

2001 Vor der Kombination aus Steigung, Natursteinpflaster und Busverkehr warnten Experten bereits, bevor die Straße ab September für zehn Millionen Euro umgebaut wurde. Erste Risse zeigten sich am Alten Markt nach kurzer Zeit, in den Monaten und Jahren danach auch vor C & A, Kaufhof und anderswo.

2004 Im November war klar: Am Alten Markt muss das Pflaster komplett, vor C & A zumindest teilweise ausgetauscht werden. Es folgten Prozesse zwischen Stadt, damaliger NVV und beteiligten Baufirmen. Ein Gutachter zeigte auf: Der Bodenbelag ist ungeeignet.

2008 wurden die letzten Schäden beseitigt - 2009 gab es bereits neue.

2010 klafften in Höhe der Friedrichstraße Risse, zudem sackte vor Kaufhof der Unterboden ab - nur zwei Beispiele von vielen.

2014 Im Herbst wurde bekannt: Auch beim Pflaster-Austausch vor C & A zehn Jahre zuvor war gepfuscht worden, es wurde gefährliches Schlackengranulat aus der Bleierzeugung eingebaut.

2015 Im Januar erklärt der damalige Baudezernent Andreas Wurff, dass es mit dem "historischen Missverständnis" des Pflasterbelages im Sommer ein Ende haben soll.

(RP)
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