Mönchengladbach Wo die Patienten mittags den Teller leer essen

Mönchengladbach · Das Krankenhaus Neuwerk hat die Verteilung der Mahlzeiten umgestellt. Die Portionen sind nun individueller.

 Die Serviceassistentinnen Gudrun Hoppenkamps und Djemila Muratovic und die gerontopsychiatrische Fachkraft Sandra Gieres.

Die Serviceassistentinnen Gudrun Hoppenkamps und Djemila Muratovic und die gerontopsychiatrische Fachkraft Sandra Gieres.

Foto: Krankenhaus Neuwerk

"Es schmeckt wunderbar", sagt Brigitte Schulz, Patientin im Krankenhaus Neuwerk. Diesen Satz hört man selten, wenn man Patienten nach dem Krankenhausessen befragt. Nun gibt es ein neues Verteilungssystem für das Mittagessen auf Station 43 des Krankenhauses - das Schöpfsystem. Im Gegensatz zum Tablettsystem wird das Mittagessen nicht in der Küche des Hauses portioniert und an die Patienten verteilt, sondern auf der Station selbst individuell zusammengestellt. Dieses System ist nichts Neues. Viele Altenheime machen Gebrauch von diesem Verteilungssystem.

Schwester Sandra Gieres aus dem Krankenhaus Neuwerk arbeitet im Bereich Altersmedizin auf Station 43. Sie und ihre Kollegen bekommen oft mit, wie Patienten, zu denen auch viele Demenzpatienten gehören, während eines Krankenhausaufenthalts zu wenig essen. Ein Grund dafür ist das fehlende Hungergefühl der älteren Personen und oftmals sind die Krankenhausportionen für sie zu groß. Die Folge ist sehr oft Gewichtsverlust. "Fast 80 Prozent unserer Patienten stammen aus der Nachkriegszeit. Ihnen tut es weh, wenn Essen, das sie nicht aufessen, weggeworfen wird. Deshalb lassen sie es oft stehen und essen gar nichts", sagt Gieres. Letztes Jahr schloss sie ihre Weiterbildung im Bereich Gerontopsychiatrie ab und stellte sich die Frage: "Wie wollen Patienten gesund werden, wenn sie zu wenig essen?" Die gelernte Altenpflegerin schaute sich die Essensverteilungssysteme in anderen Einrichtungen an und wählte als Projekt die Umstellung vom Tablettsystem zum Schöpfsystem.

Die Krankenschwestern der Station 43 bestellen in der Küche von zwei Tagesmenüs die Hälfte, und befragen jeden Patienten individuell, was sie oder er essen möchte und wie viel. "Manchmal sind es nur ganz kleine Portionen, aber es wird aufgegessen", sagt Gieres. Sollte ein Patient nach der kleinen Portion noch Hunger verspüren, besteht die Möglichkeit, Nachschub zu bekommen.

Nachdem das neue Essensverteilungssystem ein Jahr lang ausprobiert und rund dreitausend Euro investiert wurden, ist es nun fest auf der Station für Altersmedizin etabliert. Die Verteilung des Mittagsessens teilen sich täglich zwei Mitarbeiter. Ein Kollege deckt den Tisch mit Geschirr und Tischsets, mobilisiert den Patienten und fragt nach den Essenswünschen. Der zweite Kollege portioniert das Essen, welches in einem Wärmewagen in Metallbehältern auf die Station geliefert wird, nach den jeweiligen Wünschen. Spezielle Essenswünsche, wie vegan, kein Schweinefleisch oder passierte Mahlzeiten, werden weiterhin in der Küche des Krankenhauses zubereitet und altbekannt den Patienten unter einer Wärmehaube serviert.

Doch die Patienten essen nun nicht nur regelmäßiger, sondern auch aufgrund des Anblicks. "Früher lagen alle Komponenten des Mittagsessens von einander getrennt, nun liegt alles zusammen auf einem Teller ", sagt Gieres. Auch Brigitte Schulz ist von dem neuen System begeistert: "Früher war das Mittagsessen lauwarm, heute ist es frisch auf dem Teller." Besonders die individuellen Wünsche gefallen Schulz: "Ich kann beispielsweise heute sagen, dass ich morgen etwas weniger auf dem Teller haben möchte, wenn es zu viel war."

Wenn Sandra Gieres so eine Rückmeldung hört, weiß sie: "Die Umstellung des Mittagsessens war nicht das Einfachste, aber das Beste." Zukünftig ist geplant, auch das Frühstück und das Abendessen mit dem Schöpfsystem verteilt werden. "Mit der Umstellung schufen wir eine hohe Patientenzufriedenheit und das zählt", sagt Sandra Gieres.

(nije)
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