Mönchengladbach Wo nicht ein Ei dem andern gleicht

Mönchengladbach · Was ist eine Edition? Diese Frage stellt die Ausstellung in der Galerie Löhrl, die am Samstag eröffnet wird. Und sie beantwortet sie: Nicht alles, was auf den ersten Blick identisch aussieht, ist es wirklich. Eine spannende Vorbesichtigung.

 Suchbild: Hinter den amorphen Edelstahlformen von Thomas Kühnapfel verbirgt sich der Galerist Christian Löhrl.

Suchbild: Hinter den amorphen Edelstahlformen von Thomas Kühnapfel verbirgt sich der Galerist Christian Löhrl.

Foto: Detlef Ilgner

Ist ein Ei eine Edition? Irgendwie ja. Auf den ersten Blick gleicht ein Ei dem anderen. Auf den zweiten werden die Unterschiede deutlich. Ziemlich clever also von Christian Löhrl, das Ei auf der Einladungskarte zu seiner neuen Ausstellung einzubauen. Denn das macht die thematische Präsentation, die am Samstag, 3. März, ab 16 Uhr eröffnet wird, schnell klar: Editionen gibt es in jeder Kunstform - als Drucke, Objekte, Skulpturen, Fotografien, im Film und Mixes Media. Werke werden vervielfältigt, durchnummeriert und als Auflagen verkauft. Es gibt aber auch die Variante der Unikat-Edition. Einen reizvollen Überblick gibt die umfassende Ausstellung "Was ist eine Edition?" in den Räumen der Galerie Löhr an der Kaiserstraße 58-60 und 69.

Sehr bekannte Namen sind dabei - Stephan Balkenhol, Daniel Buren, Reiner Ruthenbeck, Thomas Virnich, Jannis Kounellis, Gregor Schneider, Dieter Nuhr, Horst Gläsker, Heinz Mack, Ulrich Elsen, Günther Förg, Otto Piene, Sigmar Polke, Günther Uecker, Jochen Gerz, Imi Knoebel, Max Bill. Aber auch jüngere, und noch nicht ganz so bekannte Künstler sind in der Ausstellung vertreten - mit echt überraschenden Arbeiten. Die man sich einmal genauer ansehen sollte.

 An der Wand hängen großflächige Fotos von Giotto-Fresken, überblendet mit Landschaftsfotos von Klute. Im Vordergrund Kristina Bernings Steinskulpturen.

An der Wand hängen großflächige Fotos von Giotto-Fresken, überblendet mit Landschaftsfotos von Klute. Im Vordergrund Kristina Bernings Steinskulpturen.

Foto: Ilgner Detlef

Da ist etwa Julia Lia Walter. Auf einem Bildschirm sieht der Betrachter eine Straße in drei Abschnitten, die die junge Künstlerin aufgenommen hat. Autos und Lastwagen fahren hin und her, Fußgänger sind auf dem Bürgersteig zu sehen. Während die Straße von einem festen Punkt aus gezeigt wird, verändert sich die Kulisse. Da taucht der Platz vor Santi Giovanni e Paolo in Venedig auf, gemalt von Giovanni Antonio Canal Canaletto, auch eine Berglandschaft mit Wassermühle von Joos Momper, oder ein Blick auf Dresden bei Vollmondschein von Johann Christian Clausen Dahl. Moderner Straßenverkehr trifft auf alte Meister - und umgekehrt. Die Wirkung ist verblüffend. Auch diese Arbeit ist eine Edition, es gibt sie exakt dreimal.

Absolut edel und ästhetisch wirken die drei Formen, die Thomas Kühnapfel auf Sockeln ausstellt. Schön, mag der Betrachter denken und in den amorphen Formen Tierköpfe oder -körper entdecken. Oder Wolken. In Wirklichkeit ließ sich der Meisterschüler von Tony Cragg von geschlachteten Tieren inspirieren. Aus der blutigen Angelegenheit formt er schönen Schein.

Die Steinskulpturen von Kristina Berning machen neugierig. Sie ist eine Sammlerin, macht aus Gefundenem Kunst. In diesem Fall aus Steinen. Die hat sie zusammengefügt und geschnitten. Die drei Steinskulpturen sehen ein bisschen aus wie Spielzeug, sind aber für Kinderhände viel zu schwer - zu gefährlich auch. Sie haben gleichzeitig etwas Architektonisch-Festes und durch die zarte Farbigkeit auch etwas Ästhetisch-Fragiles. Man möchte über die geschliffenen Flächen streicheln und die zerklüfteten, rissigen Steinformationen on top berühren. Diese drei recht kleinen Stücke machen Lust auf mehr.

Die Ausstellung "Was ist eine Edition?" wird am Samstag, 3. März, 16 bis 19 Uhr, an der Kaiserstraße 58-60 und 69 eröffnet. Etliche Künstler werden anwesend sein. Bis zum 14. April geöffnet: Di-Fr, 13 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr.

(isch)
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