Mönchengladbach Wo sollen die neuen Windräder hin?

Mönchengladbach · Die NEW will sich stärker auf die Erzeugung regenerativer Energien in der Region konzentrieren. Derzeit lässt sie prüfen, welche Standorte in der Stadt für neue Windräder geeignet sind. Die Politik und eine Bürgerinitiative warten gespannt auf Ergebnisse.

 Windräder werfen lange Schatten – und noch gar nicht gebaute oftmals einen Schatten voraus.

Windräder werfen lange Schatten – und noch gar nicht gebaute oftmals einen Schatten voraus.

Foto: Lothar Berns

Noch vor den Sommerferien soll die Potenzialstudie vorliegen, in der die NEW das gesamte Stadtgebiet auf mögliche Flächen für Windräder untersuchen lässt. "Die Untersuchungen laufen, bis zum Frühsommer wird es Ergebnisse geben", sagt Aufsichtsratsvorsitzender Lothar Beine. Nach der Sommerpause werde man dann im Aufsichtsrat diskutieren und das Thema anschließend neu in der Politik platzieren sowie mit der Bevölkerung diskutieren. Ein Verwaltungsgerichtsurteil, dem zufolge keine Genehmigungen für neue Standorte erteilt werden können, solange nicht gesamtstädtisch geprüft worden ist, hatte die neue Untersuchung notwendig gemacht. Zuvor waren, für zwei von der NEW favorisierte Standorte am Hardter- und Buchholzer Wald, nur Flächen westlich der A 61 geprüft worden.

Damit wird Bewegung in die Windrad-Thematik kommen. Die NEW hat sich längst deutlich positioniert und gesagt: Wir setzen auf Windkraft, und das nicht nur "jwd" in der Nordsee. In Geilenkirchen nahm der Energieversorger erst Ende November zwei neue, eigene Windräder in Betrieb. "Wir möchten den Ausbau regenerativer Energien in der Region vorantreiben und planen in den kommenden fünf bis zehn Jahren bis zu 100 Millionen Euro in der Erneuerbaren zu investieren", sagte Tafil Pufja, Geschäftsführer der NEW-Tochter NEW Re, damals. Das erste eigene Windrad hatte der NEW-Konzern im April 2013 auf der Vollrather Höhe in Grevenbroich in Betrieb genommen.

Die Bürgerinitiative "Windkraft mit Abstand", die sich gegen die geplanten Anlagen am Hardter- und Buchholzer Wald engagiert, weil die Abstände zur Wohnbebauung zu gering seien, registriert die Entwicklungen mit Sorge — und fordert klare Aussagen der Politik. "Wir sammeln weiter Unterschriften, werden eine Aktion beim Kappesfest in Rheindahlen machen und zu vielen Ständen der Parteien vor der Kommunalwahl gehen", kündigt Sprecher Günter Heymanns an. Den von der Initiative geforderten Mindestabstand von 1500 Metern hält bisher ausdrücklich nur die FDP für sinnvoll, auch mit Verweis auf mögliche Gefahren durch tieffrequenten Schall und Infraschall. Die übrigen Parteien halten sich bedeckt — aus durchaus guten Gründen, wie ein ranghoher Kommunalpolitiker sagt.

Denn: Der Ratsbeschluss für die Windkraft-Vorrangzonen Wanlo-Ost und Piperlohof-Nord basierte seinerzeit auf einer Untersuchung der Ingenieurgesellschaft Gertec von 2002. Darin landeten die von der NEW favorisierten Standorte südlich des Hardter Waldes und nördlich des Buchholzer Waldes, wo jeweils zwei Windräder entstehen sollen, nur auf den Rängen neun und zehn von 27 untersuchten möglichen Standorten. Mittlerweile hätten sich viele Parameter jedoch geändert, sagt der Politiker: Damals habe etwa das noch auf lange Sicht von den Briten belegte, mittlerweile aber leere HQ mit Blick auf eine schnelle Realisierung kaum weit vorne landen können. Gerade deswegen sei es nun wichtig, mit der neuen Potenzialstudie belastbare Werte an die Hand zu bekommen.

Die Bürgerinitiative glaubt trotzdem, dass das Thema bewusst hinter die Kommunalwahl geschoben werden soll. "Sonst hätte die NEW doch längst das seit dem Herbst vorliegende Artenschutzgutachten für die beiden Standorte veröffentlichen können", sagt Heymanns. Und sollten gar die damals von Gertec hoch platzierten Standorte wie Schelsen-Süd und Herrath-Nord bestätigt werden, "würde das doch vor der Wahl viel zu viel Unruhe generieren". Doch die Politik hält entgegen. Zwar habe man über den Aufsichtsrat einen Einfluss auf die Geschicke der NEW — auf die vielen Mitbewerber jedoch nicht. "Selbst wenn man, zum Wettbewerbsnachteil des städtischen Mitbewerbers, diesen nicht zum Zuge kommen ließe, hieße dass nicht, dass es dann nicht ganz schnell jemand von außen macht", sagt ein Politiker. "Das verkennt die Bürgerinitiative."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort