Serie Was Macht Eigentlich? Wolfgang Rombey, der geschasste Glücksfall

Mönchengladbach · Er hat die Mönchengladbacher Schullandschaft geprägt, mit Rolf Rüssmann den allerersten Anstoß zum Bau des neuen Borussen-Stadions gegeben. Aus politischen Gründen wurde Stadtdirektor Wolfgang Rombey nicht wiedergewählt – und fand in Aachen hohe Anerkennung.

Er hat die Mönchengladbacher Schullandschaft geprägt, mit Rolf Rüssmann den allerersten Anstoß zum Bau des neuen Borussen-Stadions gegeben. Aus politischen Gründen wurde Stadtdirektor Wolfgang Rombey nicht wiedergewählt — und fand in Aachen hohe Anerkennung.

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land, heißt es. Ganz so war es bei Wolfgang Rombey zwar nicht. Aber den großen Lorbeerkranz geflochten haben sie ihm halt in Aachen. In der Stadt, wo er am Ende seiner beruflichen Laufbahn sieben Jahre lang fremdgegangen ist — weil die politische Mehrheit in seiner Heimatstadt Mönchengladbach ihn nach 16 Jahren als Beigeordneter und Stadtdirektor nicht mehr gewollt hatte.

"Sie waren ein Glücksfall für unsere Stadt", hat Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp gesagt, als er den 65-Jährigen im Juni mit einer grandiosen Veranstaltung verabschiedete — nachdem Rombey auf die vorsichtige Frage, ob er nicht vielleicht noch weitermachen wolle, geantwortet hatte: "Einmal muss Schluss sein. Und ich war 46 Jahre im Dienst."

Wolfgang Rombey hat ob solcher Wertschätzung keine Tränen verdrücken müssen. Die waren zwölf Jahre vorher geflossen — als Mönchengladbachs Traum platzte, Spielort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu werden. "Das war die größte Enttäuschung meiner Laufbahn", sagt Rombey: "Damals habe ich schon etwas geweint." Er und seine Mitstreiter bei der Stadtverwaltung um den Kollegen Helmut Hormes und Borussias Führung, die den Bau des neuen Stadions verwirklichte, hatten so viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Sie waren so zuversichtlich gewesen, den Zuschlag für die WM zu bekommen — freilich in falscher Einschätzung der politischen Gegebenheiten.

Der geplatzte WM-Traum, nach 16 Jahren im Rathaus Abtei dann der Abschuss als Stadtdirektor aus personaltaktischen Gründen von CDU und FDP. Trotzdem blickt Rombey heute zufrieden auf 25 Jahre in Diensten Mönchengladbachs zurück: "Es war eine wahnsinnig arbeitsintensive Zeit mit einem guten Team. Es hat viel Spaß gemacht. Und es ist sehr schön, für seine Heimatstadt etwas bewirken zu können."

Und Rombey, der 1967 als knapp 19-Jähriger im damals selbstständigen Rheydt die Ausbildung als Stadtinspektoranwärter begann, hat einiges bewirkt, nachdem der SPD-Landtagsabgeordnete Hermann Jansen den Genossen im Jahr 1990 aus dem NRW-Landtags-Sekretariat für Bildungspolitik ins Gladbacher Rathaus geholt hatte. 16 Jahre war Rombey städtischer Beigeordneter und Stadtdirektor. Bildung, Schule, Sport und dazu später noch Kultur: Das waren die Fachgebiete des Mannes, der freimütig zugibt: "Ich war ein schlechter Gymnasialschüler." Und der 1994 eigentlich ablehnen wollte, als er mit der Beförderung zum Stadtdirektor das verwaiste Ressort Kultur übernehmen sollte.

"Dazu fehlt mir doch der bildungsbürgerliche Hintergrund", hat er spontan gesagt. Sich dann aber überzeugen lassen, dass der Job des Kulturdezernenten sich gewandelt hatte, so wie er selbst sich vom schlechten Schüler zum anerkannten Bildungs-Fachmann entwickelt hatte. "Heute haben wir mehr die Generalisten in der Verwaltung. Man muss die richtigen Leute holen und ihnen Räume und Entfaltungsmöglichkeiten geben", sagt Rombey. "Ich glaube, dass ich das gut gemacht habe. Mit Susanne Titz, Thomas Hoeps, Frank Füser und Guido Weyer kamen die richtigen Leute für den richtigen Platz. Was heute in Mönchengladbach stattfindet, das habe ich noch initiiert. Und bis heute habe ich noch keine neuen Impulse wahrgenommen." Rombey war dabei nie weg von seiner Heimatstadt, hat immer hier gelebt. Auch während seiner 14 Jahre in Düsseldorf beim Kultusministerium und Landtag, und schließlich in den sieben Jahren in Aachen, in denen er täglich morgens um halb sieben mit dem Zug losfuhr und abends gegen halb zehn oder später heimkehrte.

Wolfgang Rombey hat deutliche Spuren hinterlassen in seiner Heimatstadt. Mönchengladbachs Schul-Landschaft ist maßgeblich von ihm geprägt worden. Stichworte seines Schaffens: Drei neue Gesamtschulen, die Offene Ganztagsschule, die Gründung des Bildungsbüros mit kommunaler Lehrerfortbildung, und der Berufsinformationsbörse "Beruf konkret", die Einführung der Mönchengladbacher Schulgespräche — und die erste Schließung einer Hauptschule wegen des demografischen Wandels.

Auch der Bau des Hockeyparks, in dem es zwar nicht die anfangs erträumten olympischen Hockey-Wettbewerbe 2012, aber 2006 immerhin doch noch eine WM für die Stadt gab, ist von Rombey mit angestoßen worden: "Auch wenn er heute eher Konzert- als Sportstätte ist, tut er dem Nordpark gut."

Sehr vieles hat geklappt, aber nicht alles. Das Musical Gambler, ursprünglich unter Rombeys Vorgänger für einen Nordpark als Freizeit- und Vergnügungszentrum, mit Skihalle oder Trabrennbahn neben Borussenstadion geplant, aber so nicht zu verwirklichen, floppte im ehemaligen Schauspielhaus an der Hindenburgstraße. "Da haben wir die Entwicklung des damaligen Musical-Booms falsch eingeschätzt. Doch wenn man eine Stadt voranbringen will, muss man Ideen und Visionen haben", sagt Rombey. Positives Beispiel: Aus der von ihm 1990 gemeinsam mit Borussias Manager Rolf Rüssmann entwickelten Vision eines Stadion-Neubaus am Bökelberg, der dann an drohenden Prozessen der Anlieger scheiterte, wurde am Ende der Nordpark mit dem vom Verein verwirklichten Borussen-Stadion.

(RP)
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