Mönchengladbach Wunderbare Welten in den Tiefen der Meere

Mönchengladbach · Was der Mensch der Neuzeit erforschte, wie er sich die Welt der Meere erklärte, das zeigt eine Ausstellung im Schloss Rheydt. Absolute Raritäten sind die Glasmodelle von wirbellosen Meerestieren.

Karlheinz Wiegmann vor einer der Vitrinen, in denen sich die gläsernen Nachbildungen von Meeresbewohnern befinden.

Karlheinz Wiegmann vor einer der Vitrinen, in denen sich die gläsernen Nachbildungen von Meeresbewohnern befinden.

Foto: Detlef Ilgner

Zunächst haben sie mal für eine maritime Stimmung gesorgt. Die Wände sind in Meerblau gestrichen worden, auch die Sockel, auf denen die Vitrinen mit den Exponaten stehen, haben einen blauen Anstrich bekommen. Die Ausstellungsräume in der Vorburg von Schloss Rheydt haben so etwas Geheimnisvolles. Sie verführen dazu, Dinge entdecken zu wollen. Versprochen, genau so wird es dem Besucher ergehen, der sich in die Ausstellung "Wunderkammer der Meere" begibt. Er wird Erstaunliches zu sehen bekommen - Faszinierendes, Unvergessliches. Gestern stellten Museumsleiter Dr. Karlheinz Wiegmann und Museumspädagoge Dr. Klaus Möhlenkamp die neue Ausstellung vor, die am Sonntag, 20. September, um 11.30 Uhr eröffnet wird. Die verantwortliche Kustodin Désirée Klar konnte wegen Krankheit nicht dabei sein.

 Hydromeduse

Hydromeduse

Foto: Peter Neumann

"Diese Ausstellung ist ein Glücksfall", sagte Wiegmann. Nicht nur das Thema sei spannend, sondern auch die Exponate, die die Schau ausmachen. Die Bezüge zum Renaissance-Schloss Rheydt seien ebenso da wie zu der Tradition der Kunst- und Wunderkammer, die an diesem Ort gepflegt wurde und wird. "In der Neuzeit entdeckt der Mensch die Welt. Alles wurde hinterfragt, vieles entdeckt." Im 19. Jahrhundert - der Riesenfortschritt in den Wissenschaften. Alles wird erforscht - auch die Tiefen der Meere. Und was der Forscher dort findet, möchte er sichtbar machen und für Studienzwecke benutzen. "Tiere aus dem Meer darzustellen, war nicht einfach", sagt Wiegmann. Geschafft haben es Leopold Blaschka und sein Sohn Rudolf Blaschka. Sie hatten in ihrer Heimat Böhmen die Kunst der Glasbläserei erlernt. "Was beispielsweise aus Holz und Wachs nicht nachgebaut werden konnte, wurde aus Glas zum überzeugenden Modell", sagt Wiegmann. Von der Universität Tübingen hat das Museum 25 dieser Glas-Kunstwerke ausgeliehen bekommen. Sie sind erstaunlich - ausgesprochen filigran und absolut wirklichkeitsnah.

 Radiolarie

Radiolarie

Foto: Peter Neumann

Und dann zeigt die Ausstellung natürlich Relikte aus der Welt der Schifffahrt - Kompass, Fernglas, Sonnenuhr. Und der Gyroskop. "Klingt nach Fleischspieß", sagt der Museumsleiter, "hat auch etwas damit zu tun." Denn Gyros bedeute nichts anderes als "drehen und sichtbar machen". Der Gyroskop ist ein rasch rotierender, symmetrischer Kreisel, der sich in einem beweglichen Lager dreht. Wegen der Drehimpulserhaltung dieser Kreisel quasi resistent gegen Lageänderungen im Raum. "Das Gyroskop wird heute überall eingebaut - im Schiff, im Flugzeug, im Auto."

Mit der Schifffahrt wird natürlich immer schon Abenteuer verbunden. Diesen spannenden Aspekt findet der Besucher selbstverständlich auch in der Ausstellung. Ein historischer Taucheranzug liegt da in einer Vitrine, die superschweren Tauchschuhe, die die Museumsleute nur einzeln tragen konnten - und der berühmte Wels Kuno, der alte Freund und Dackelkiller aus dem Volksgartenweiher, ist auch da.

Die Ausstellung wird am Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet. Sie endet am 14. Februar 2016. Ein umfangreiches Rahmenprogramm für Kinder und Erwachsene wird angeboten. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Montags sind das Museum und die Wallanlage geschlossen. Weitere Informationen auf www.schlossrheydt.de und unter 02166 92890-0.

(RP)
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