Mönchengladbach Zahl der Bombenfunde steigt an

Mönchengladbach · Mit jedem Bauantrag wird automatisch geprüft, ob auf dem Gelände eine Bombe liegen könnte. Dafür wertet die Bezirksregierung Luftbilder der Alliierten aus. Allein in 2013 gab es in Mönchengladbach 15 Bomben- und Munitionsfunde.

Der jüngste größere Kampfmittelfund in Mönchengladbach liegt acht Monate zurück. Bei Brunnenbohrungen von RWE in Wanlo stießen Arbeiter auf eine amerikanische 250-Kilogramm-Bombe mit zwei Zündern. Bevor die Männer vom Kampfmittelräumdienst den Sprengsatz entschärften, wurden Häuser evakuiert und Straßen gesperrt. Und selbst auf der naheliegenden Autobahn musste der Verkehr für eine halbe Stunde lahmgelegt werden.

Im März 2012 mussten rund 5000 Menschen ihre Wohnungen oder Arbeitsstellen verlassen, weil auf Luftaufnahmen eine Bombe an der August-Monforts-Straße entdeckt wurde. Evakuiert wurden unter anderem das Straßenverkehrsamt, das NEW-Betriebsgelände und eine Sparkassenfiliale.

So aufsehenerregend wie dieser Fund sind nicht alle Bombenentdeckungen. Von den meisten bekommen nur wenige etwas mit. Alleine im vergangenen Jahr wurde vor geplanten Bautätigkeiten in Mönchengladbach 15-mal Sprengstoff gefunden. Im gesamten Stadtgebiet könnten theoretisch Blindgänger liegen. Deshalb wird vor jedem baulichen Vorhaben kontrolliert. Ist das Baugebiet festgelegt, wendet sich das Ordnungsamt an die Bezirksregierung. Dort liegen fast 400 000 Luftbilder der Alliierten, die Bombenabwurfgebiete zeigen. Liegt die zukünftige Baustelle in einem solchen Gebiet, kommt es zu einer so genannten ferromagnetischen Sondierung. Das heißt, das Gelände wird auf Metall untersucht. Wird man dabei fündig, wird der Kampfmittelräumdienst aktiv.

All das geschieht auch bei privaten Bauvorhaben. Der Kontrollvorgang wird automatisch mit dem Einreichen des Bauantrages ausgelöst. "Der Bauherr braucht sich nicht darum zu kümmern", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen.

Wie wichtig die Kontrollen sind, zeigen die Zahlen. Im Jahr 2012 wurden von Mönchengladbach 281 Anträge auf Luftbildauswertung gestellt. Dabei ergaben sich 41 Verdachtsfälle. Zwölfmal wurden tatsächlich Sprengsätze gefunden. Im vergangenen Jahr waren es 362 Anträge, 46 Verdachtsfälle und die bereits genannten 15 Funde. "Wir erwarten, dass sich die Zahlen weiter erhöhen werden", sagt Speen. Das liege nicht daran, dass die Städte und Gemeinden nach dem tragischen Vorfall in Euskirchen nun größere Vorsicht walten lassen, der Sicherheit werde immer Rechnung getragen. "Es liegt an den verbesserten technischen Methoden, dass wir mehr Sprengsätze finden", erklärt der Stadtsprecher.

Es sind nicht immer die Zentner-Bomben, die sich im Erdreich verbergen, manchmal sind es auch längst gezündete Handgranaten oder Munitionsteile. Nicht immer muss also entschärft werden.

Doch Experten warnen: Von den im Erdreich verborgenen Kampfmitteln aus dem Weltkrieg geht immer mehr Gefahr aus. Denn Alter und Korrosion erhöhen das Risiko einer Explosion bei kleinster Erschütterung.

Zu einer Selbstdetonation ist es in Mönchengladbach — anders als in der Nachbarstadt Viersen — noch nicht gekommen. Laut Rolf Vogelbacher vom Kampfmittelbeseitigungsdienst in Düsseldorf ist die Gefahr von Selbstdetonationen besonders hoch bei chemisch-mechanischen Langzeitzündern. Diese Zünder seien jedoch zum Glück nicht so häufig eingesetzt worden. Wie viele Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg sich noch im Boden befinden, kann auch Vogelbacher nicht beantworten. 2012 wurden im Regierungsbezirk Düsseldorf 156 Bomben gefunden.

(RP)
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