Kosten für Gebäude und Personal Zehn Millionen Euro für Flüchtlingsheime

Mönchengladbach · Vor zwei Jahren noch musste die Stadt befürchten, dass sie nicht alle Flüchtlinge unterbringen kann. Jetzt aber sind die Unterkünfte nur noch zu einem Drittel belegt. Die Kosten laufen weiter. Das liegt auch an langfristigen Mietverträgen.

 Die alten Baracken an der Straße Luisental wurden vor einem Jahr abgerissen. Jetzt stehen dort ein Massivbau, der bewohnt ist, und Container, die leer sind.

Die alten Baracken an der Straße Luisental wurden vor einem Jahr abgerissen. Jetzt stehen dort ein Massivbau, der bewohnt ist, und Container, die leer sind.

Foto: Raupold.

Mehr als 3200 Flüchtlinge musste die Stadt Mönchengladbach zu Spitzenzeiten unterbringen. Das war im Jahr 2016. Und lange wusste niemand, wie viele Menschen noch hinzukommen würden. Oft wurde auf angekündigte Flüchtlinge tagelang gewartet. Dann wieder kamen völlig unverhofft Busse mit geflüchteten Menschen, die dann auch noch am falschen Ort abgesetzt wurden. Bis April 2016 sollte die Zahl der Flüchtlinge, die in Mönchengladbach untergebracht werden sollten, auf 3216 steigen.

Anfang 2016 hatte die Suche nach weiteren Unterkünften begonnen. "Wir wollten nicht, dass die Menschen längere Zeit in Turnhallen leben müssen", sagt Sozialdezernentin Dörte Schall. Weil die städtischen Unterkünfte nicht reichten, wurden weitere angemietet. Rund zehn Millionen Euro gibt die Stadt zurzeit für Flüchtlingswohnungen aus: rund vier Millionen Euro für die städtischen Einrichtungen, etwa sechs Millionen Euro für die angemieteten. Darin enthalten sind fixe sowie variable Kosten einschließlich Personal und Security. Nach Berechnungen des Städtetags liegt Mönchengladbach mit den Kosten im oberen Mittelfeld.

Zum Jahresbeginn 2017 wurden in der Stadt noch 2308 Flüchtlinge betreut, danach ging die deren Zahl deutlich zurück. Im November waren es nur noch 850. Das hat zur Folge, dass die Unterkünfte derzeit nur noch zu 32 Prozent ausgelastet sind. Die Kosten für die Unterkünfte laufen aber weiter. Das liegt zum Teil auch daran, dass die Stadt einige langfristige Mietverträge abschloss, die nicht so leicht zu kündigen sind. Das war zum Beispiel bei alten Hotels der Fall, die zunächst gemäß der Bauordnung hergerichtet werden mussten, und ohne langfristige Verträge hätten Investoren kein Interesse gehabt.

Wie Dörte Schall sagt, habe die Stadt Wert darauf gelegt, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Deshalb sei in die Qualität der Unterkünfte und Betreuung investiert worden, damit auch bei einem erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen gewappnet sei. So seien die alten Baracken Luisental, Bockersend und in Rheindahlen ersetzt worden.

Zurzeit versucht die Stadt, die Überkapazitäten an Flüchtlingsunterkünften abzubauen. Dies ist in vielen Fällen auch schon geschehen. Aufgegeben wurde beispielsweise der ehemalige Aldi-Markt an der Aachener Straße, in dem Flüchtlinge untergebracht waren, die ehemaligen Schulen Am Torfbend und an der Orffstraße und auch das alte Hotel an der Pescher Straße. 1100 Unterkunftsplätze sind bereits abgebaut. Weitere sollen folgen. Doch 1500 Plätze sollen dauerhaft vorgehalten werden, wie Dörte Schall sagt. Das sei die Bedarfsprognose, die auf das Mittel der letzten 20 Jahre beruht. "Flüchtlinge kommen immer in die Stadt, auch wenn man es nicht so wahrnimmt", sagt die Sozialdezernentin. Zurzeit kämen zwar nicht mehr so viele Menschen neu nach Mönchengladbach, aber viele seien ja noch da. Außerdem wisse niemand, ob es nicht doch bald wieder einen Anstieg der Flüchtlingszahlen gebe. "Das hängt von Faktoren ab, auf die wir als Stadt keinen Einfluss haben", sagt sie. Im Jahr 2009, als die Flüchtlingszahlen einen Tiefpunkt erreicht hatten, standen in Mönchengladbach insgesamt 380 Unterbringungsplätze zur Verfügung. Die mussten ab 2010 kontinuierlich ausgeweitet werden. Mit der einsetzenden Flüchtlingskrise wurde dann in kürzester Zeit die Zahl der Unterbringungsplätze auf 3559 erhöht. In diese Not will man in der Stadt nicht mehr kommen. Dennoch werden im kommenden Jahr einige Mietverträge gekündigt. Auch soll der zum 30. April auslaufende Vertrag für die Leichtbauhalle an der Hehner Straße, die als Erstaufnahmeeinrichtung geplant war, nicht verlängert werden. Der Vertrag fürs TiN wurde bereits gekündigt.

Bis zum Herbst 2019 soll sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze auf 1767 reduzieren (davon 594 in städtischem Eigentum).

(gap)
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