Mönchengladbach Zen-Meditation: Weites Herz und wacher Geist

Mönchengladbach · In einer hektischen Zeit suchen immer mehr Menschen Ruheanker. Meditationskurse sind gefragt. Die VHS bietet Zen-Meditation an: In dieser strengsten Form der Meditation geht es um "Erwachen".

 Brigitte Hoth (r.) übt sich bereits seit 30 Jahren in der Zen-Meditation. Regelmäßig gibt sie gut besuchte Kurse in der Volkshochschule.

Brigitte Hoth (r.) übt sich bereits seit 30 Jahren in der Zen-Meditation. Regelmäßig gibt sie gut besuchte Kurse in der Volkshochschule.

Foto: Reichartz

Rund 30 Teilnehmer, aufgeteilt in einen Abend- und einen Vormittagskurs, nehmen das Angebot der VHS wahr, sich in Zen-Meditation zu üben. Unter der Anleitung von Brigitte Hoth sind viele der Teilnehmer bereits zum wiederholten Mal dabei, manche sogar seit Jahren. Wer allerdings auf totale Entspannung oder schnelle Erleuchtung hofft, ist hier an der falschen Adresse. Bei der Zen-Meditation, die für "stilles Sitzen" steht und traditionell die strengste Form der Meditation ist, geht es um Erwachen, nicht um Entspannen. "Sich kennenlernen und sich selbst freundlich beobachten ist ein wesentlicher Kern dieser Meditation", erklärt Kursleiterin Hoth. Sie selbst übt sich bereits seit 30 Jahren in der Zen-Meditation, die vergangenen 15 Jahre davon auch in der Ausbildung zur Lehrerin.

"Man wird natürlich auch ruhiger und entspannter mit der Zeit", erzählt die 59-Jährige, die hauptberuflich Musiklehrerin ist. "In der Meditation wird der Geist oft als Monkey-Mind beschrieben, ein Käfig voller Affen. Gewinnen wir Abstand zu unseren Gedanken und Gefühlen in der Meditation, können wir mit der Zeit durchaus ausgeglichener werden." Was so einfach klingt, erfordert allerdings Geduld und Übung. Zwischen drei und sechs Monaten sollte sich ein Anfänger, der regelmäßig übt, Zeit geben. Vor allem das stille Sitzen in einer vorgegebenen Position, bei der klassischerweise die Knie im Meditationssitz den Boden berühren und die Hände in einer bestimmten Art und Weise verschränkt vorm Bauch gehalten werden, ist für viele zu Beginn eine Herausforderung. "Kosmisches Mudra" wird diese Haltung traditionell genannt, in der die linke Hand auf der rechten liegt und sich die Daumenspitzen leicht berühren.

Genauso wichtig wie die körperliche Haltung ist die geistige Haltung bei der Zen-Meditation. In seinem Buch "Zen-Geist Anfänger-Geist" schreibt der Zen-Meister Shunryu Suzuki: "Wenn ihr Zazen praktiziert, solltet ihr nicht versuchen, etwas zu erreichen. Ihr solltet einfach in der vollkommenen Ruhe eures Geistes sitzen und euch auf nichts stürzen." Ohne große Erwartungen an die Meditation herangehen und einfach abwarten, was die Stille mit einem macht - das ist die wohl größte Herausforderung für uns Menschen. "Meist will man etwas lernen oder leidet, wenn man mit Meditation beginnt. Zu starke Vorstellungen und Erwartungen engen uns aber ein", berichtet Brigitte Hoth. Im Kern drehe sich fast alles um Achtsamkeit, nicht nur in der Meditation sondern auch im täglichen Leben. Bewusst Dinge tun und sich dessen auch wirklich bewusst sein, der kurze Moment des Innehaltens, das alles sind Momente der Achtsamkeit mit sich selbst und seiner Umwelt.

Auch wenn die laufenden Kurse der VHS bereits komplett ausgebucht sind, darf man dennoch bei Interesse gern Kontakt aufnehmen. "Die Möglichkeit, mal hineinzuschnuppern, was Zen-Meditation ist, kann man fast immer irgendwie ermöglichen", sagt die Kursleiterin.

(RP)
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