Mönchengladbach Zwangsarbeiter-Gräber sollen saniert werden

Mönchengladbach · Von Sturm "Ela" abgebrochenes Holz lagerte wochenlang auf den Grabstätten auf dem Hauptfriedhof. Die Geschichtswerkstatt fordert eine Gedenkplakette. Im Frühjahr sollen die Gräber saniert werden.

 Die Absperrbänder nach dem Sturm "Ela" neben den Kriegsarbeiter-Gräbern sind noch zu sehen, der Großteil des Holzes ist geräumt. Dennoch ist der Zustand sanierungsbedürftig, wie auch das Bild aus Nicht-Sturm-Zeiten (r.) zeigt.

Die Absperrbänder nach dem Sturm "Ela" neben den Kriegsarbeiter-Gräbern sind noch zu sehen, der Großteil des Holzes ist geräumt. Dennoch ist der Zustand sanierungsbedürftig, wie auch das Bild aus Nicht-Sturm-Zeiten (r.) zeigt.

Foto: A. Baum, KN

Die knapp 100 Grabstätten für Zwangsarbeiter auf dem Hauptfriedhof berühren Ursula Kuban in besonderer Weise. "Ich hätte um Haaresbreite in einem Grab wie diesen liegen können", sagt die Rentnerin. Als sie einmal an einer Führung zu den jüdischen Grabstätten und den Gräbern von Zwangsarbeitern in der Stadt teilnahm, reifte in ihr der Entschluss, sich ein wenig um Letztere zu kümmern. "Die übrigen Kriegsgräber sind gut gepflegt, diese nicht", nennt sie ihre Motivation dafür. Doch seit dem Orkan "Ela" war ihr die Grabpflege nicht mehr möglich: Arbeiter hatten jede Menge Grünschnitt und Baumreste auf den Gräbern abgelagert, obwohl sich in direkter Nähe eine Freifläche befindet.

"Die Gräber sind jetzt gepflegt worden und waren, durch die Fällung von drei großen Bäumen in unmittelbarer Nähe infolge des Sturmes nach Pfingsten, in keinem guten Zustand", bestätigt Stadtsprecher Walter Schröders. Ihr Zustand sei aber generell sanierungsbedürftig. "Den Arbeitern mache ich eigentlich keinen Vorwurf - man sieht die Gräber ja ohnehin kaum noch", sagt auch Ursula Kuban. Und richtig: Man muss schon ganz genau wissen, wonach man sucht, wenn man die hintereinander ins Erdreich eingelassenen und von Bodendeckern überwucherten Platten sucht, auf denen die größtenteils russischen und polnischen Namen eingraviert sind.

Und das ist für Karl Boland von der Geschichtswerkstatt auch das "Kernproblem". "Die Theo-Hespers-Stiftung und ich laufen seit den Zeiten von Monika Bartsch den verschiedenen Oberbürgermeistern dieser Stadt hinterher, damit dort endlich eine Plakette zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter angebracht wird." Die Folgen von Sturm "Ela" seien somit ein "pietätloser", aber andererseits auch willkommener Anlass, es nun beim neuen OB Hans Wilhelm Reiners aufs Neue zu versuchen: "Dasselbe gilt im Übrigen gleichermaßen auch für die Zwangsarbeitergräber auf dem Friedhof an der Preyerstraße."

Laut Theo-Hespers-Stiftung kamen wegen der weniger hohen rüstungswirtschaftlichen Bedeutung des Wirtschaftsraumes in Mönchengladbach und Rheydt vergleichsweise wenige Zwangsarbeiter zum Einsatz - "nur" rund 8500 Zivilarbeiter sowie 2700 Kriegsgefangene. Durch Bomben, Krankheit, Unfälle und Selbstmord kamen ungefähr 260 Frauen, Männer und Kinder um und sind vorwiegend auf Grabanlagen auf den städtischen Friedhöfen an der Viersener- und der Preyerstraße bestattet worden.

Umgestürzte Bäume: Verwüstung auf den Friedhöfen in Mönchengladbach
15 Bilder

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Für die Pflege der Zwangsarbeitergräber ist die Stadt verantwortlich, sie bekommt davor allerdings Geld von der Bezirksregierung: im Jahr 18,41 Euro pro Grab und somit insgesamt 1767 Euro, sagt Schröders. Auch für die Instandsetzung werde die Bezirksregierung aufkommen, der entsprechende Antrag seitens der Stadt werde gestellt. Die Sanierung und Anhebung der Grabplatten sowie eine neue Bepflanzung soll 17 000 Euro kosten, "kann aber erst im Frühjahr durchgeführt werden", so Schröders weiter.

Das sind die Sturmschäden in Mönchengladbach
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Foto: Theo Titz

Korrekt heißen die Gräber übrigens "Gräber ausländischer Arbeiter, die während ihres Arbeitseinsatzes gestorben sind". Auf dem Hauptfriedhof gibt es 96 solcher Grabplatten mit Beschriftung und fünf weitere ohne Beschriftung auf insgesamt 135 Quadratmetern.

(RP)
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