Mönchengladbach Zwei Stunden freies W-Lan am Tag

Mönchengladbach · Der Finanzausschuss entscheidet heute über freies öffentliches Internet in den Innenstädten von Mönchengladbach und Rheydt. Ein Anbieter will das für 160.000 Euro drei Jahre lang umsetzen. Doch die Freiheit des Nutzers hat Grenzen.

 Auch hier auf der Hindenburgstraße soll es bald freies W-Lan geben, wenn auch erst einmal nur für zwei Stunden am Tag.

Auch hier auf der Hindenburgstraße soll es bald freies W-Lan geben, wenn auch erst einmal nur für zwei Stunden am Tag.

Foto: Jana Bauch

Freies mobiles Internet - das sollen die Innenstädte von Rheydt und Mönchengladbach schon in wenigen Monaten bieten. Das schlägt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft den Politikern vor. Die Zustimmung der Mehrheit ist sicher, wenn auch mit großem Murren. Wie CDU und SPD bereits gestern mitteilten, wollen beide Parteien der Empfehlung folgen und für den Vorschlag stimmen: Demnach soll ein privater Anbieter, dessen Name noch streng geheim ist, drei Jahre lang für insgesamt 160.000 Euro ein Netz in beiden Innenstädten aufbauen und betreiben. Dazu werden 41 Zugangspunkte (sogenannte Access Points) an Gebäuden in den Innenstädten angebracht, die ein Netz aufspannen und darin eine Internet-Versorgung mit einer Bandbreite von rund 500 Mbit pro Sekunde bieten. Das reicht locker, um selbst hochauflösende Videos anzuschauen.

Ab wann genau Bürger mit Smartphones, Tablets und Computern frei surfen können, ist noch nicht klar. Fest steht aber: Es werden lediglich zwei Stunden am Tag pro Nutzer sein. Wer das Netz für längere Zeit nutzen will, der kann etwa in Geschäften, Cafés und Restaurants einen Gutschein kaufen und laut Konzeption der WFMG maximal fünf Stunden täglich im Netz unterwegs sein. Dieses System war von der Stadt so gewünscht worden. Auch eine Landing-Page, auf der der Benutzer als erstes landet, ist Teil des Pakets. Auf der anderen Seite will die Stadt Daten über die Besucherfrequenzen, wiederkehrende Benutzer, Nutzungsdauer, verwendete Geräte sammeln und auswerten. Eine Freifunk-Lösung mit Zugangspunkten an Bushaltestellen (die ohne Bauarbeiten aber nicht möglich gewesen wären) kommt nicht in Betracht: Der Freifunkverein habe sich anders als in anderen Städten auf Grundlage des geforderten Konzeptes entschieden, kein Angebot abzugeben.

Das wiederum stößt bei einigen Politikern auf Ärger. SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs etwa betonte: "Wir hätten uns auch andere Alternativen zu einem kommerziellen Anbieter vorstellen können. Nach zwei Jahren Vorbereitungsphase müssen wir jetzt aber zu einer Entscheidung kommen. Nachdem bereits ein erster W-Lan-Bus durch Mönchengladbach fährt, Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen mit W-Lan werben müssen jetzt endlich auch die Innenstädte öffentliches W-Lan bieten." CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Peter Schlegelmilch lobte, der von der WFMG ermittelte Anbieter erfülle die Voraussetzungen optimal, was Datenschutz, zukünftige Entwicklungen zur Smart City und weitere Funktionen angeht. "Das Netz muss schnell, sicher und flächendeckend sein. Nur dann ist es attraktiv genug, um sich in Zeiten von LTE und 5G behaupten zu können." Mobiles Internet bietet eben auch schon enorme Bandbreiten - was wiederum die Frage aufwirft, wie dringend das freie W-Lan nach Ende der Pilotphase in drei Jahren noch benötigt wird. Auch das wird jetzt getestet. Beim Testlauf auf den Weihnachtsmärkten im vergangenen Jahr gab es Tage mit hohen Nutzerzahlen, Details nannte die WFMG aber gestern nicht.

Heftige Kritik an dem System mit Zeitbegrenzung und der Sammlung von Daten kam gestern von den Linken im Rat. "Es war freies W-Lan gefordert, nun kommt Zeitbegrenzung mit User-Tracking und Vorschaltseite", schimpft der Linken-Fraktionsvorsitzende Torben Schultz im sozialen Netzwerk Facebook und spottet: "Das ist ungefähr so frei wie die Reisefreiheit in der DDR." Linke und Grüne waren 2014 mit einem Antrag auf freies W-Lan auf Freifunk-Grundlage gescheitert.

(RP)
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