Moers 110 russische Musiker spielen Filmmusik

Moers · Musiker des russisch-weißrussischen Jugendorchesters werden im September zwei Wochen lang in Moers gastieren Höhepunkt des Gastspiels wird die orchestrale Begleitung des Films "Panzerkreuzer Potemkin" in der Festivalhalle sein.

 Ibrahim Yetim (v.l.), Viktor Kammerzell, Ilija Reyzis und Konrad Göke.

Ibrahim Yetim (v.l.), Viktor Kammerzell, Ilija Reyzis und Konrad Göke.

Foto: kdi

Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland mögen auf Eis liegen, die kulturellen tun es nicht. Gestern konnte der Organisator des inzwischen fast ausverkauften ersten Moerser Neujahrskonzerts, Konrad Göke, einen weiteren großen Coup verkünden. Im kommenden Jahr wird das russisch-weißrussische Jugendorchester vom 7. bis zum 25. September in Moers gastieren. Höhepunkt des Gastauftritts ist die orchestrale Begleitung von Sergej Eisensteins Stummfilm-Meisterwerk "Panzerkreuzer Potemkin" in der Moerser Festivalhalle anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution.

Die genauen Bedingungen für den spektakulären Auftritt hatte Göke erst in dieser Woche mit dem Finanz-Chef des Internationalen Moskauer Kulturzentrums, Ilija Reyzis, vereinbart. Der Moskowiter war dafür eigens aus der russischen Hauptstadt an den Niederrhein geflogen. Die Vereinbarungen sehen vor, dass Moskau alle Honorarkosten sowie die Kosten für die Anreise der insgesamt 110 18- bis 22-jährigen Musiker trägt, Unterbringung und Konzertorganisation dagegen von deutscher Seite getragen wird. Dafür stellte Göke einen Förderantrag bei der Kunststiftung NRW. Aufgrund der Unterstützung durch den Vorsitzenden des Bundes-Kulturausschusses ist er zuversichtlich, einen positiven Bescheid zu bekommen. Allerdings wird Moers sich die Gastauftritte mit Düsseldorf teilen müssen. Aufgrund der Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Moskau sind auch Konzerte in der Landeshauptstadt vorgesehen.

Das Orchester vereint die besten Nachwuchsmusiker aus dem Großraum Moskau. In Moers werden sie als zweites Großprojekt Schostakowitschs Leningrader Sinfonie spielen, die allein acht Pauken und acht Kontrabässe erfordert.

Die beiden Großkonzerte sollen umrahmt werden von einer Reihe kleinerer, eher kammermusikalisch angelegter Projekte, an denen sich auch junge deutsche Musikstudenten beteiligen sollen. Dafür werden noch entsprechende Proben- und Auftrittsorte gesucht. Göke denkt dabei zum Beispiel an die Maschinenhalle Pattberg, den Kammermusiksaal im Martinsstift oder das Kloster Kamp. Die jungen Deutschen für die Meisterklassen sollen durch ein Bewerbungsverfahren ermittelt werden. "Wir setzen aber darauf, dass die Professoren, die die Studenten vorschlagen, ein Interesse daran haben, sich nicht zu blamieren", sagt Göke.

Zudem ist an eine Einstudierung der Dreigroschenoper gedacht. Darüber sollen aber noch gesonderte Vereinbarungen getroffen werden.

Landtagsabgeordneter Ibo Yetim schlug zudem einen Schüleraustausch zwischen russischen und deutschen Schülern zur Begleitung der Konzerte vor. "Das wäre ein großartiger Beitrag zum Moerser Signal." Das Moerser Signal ist eine Aktion des Moerser Rates zur Förderung der interkulturellen Zusammenarbeit und zur Bekämpfung extremistischer Tendenzen.

Die Idee zum deutsch-russischen Musikertreffen entstand anlässlich einer Einladung Gökes für 2017 nach Moskau. Der Deutsch-Russe Viktor Kammerzell, ehemaliger Generalmusikdirektor in Russland, der seit 1993 in Moers lebt und in Kamp-Lintfort eine Musikschule betreibt, vermittelte die Kontakte nach Russland. Er übersetzte gestern auch die Kernbotschaft Ilija Reyzis': "Wenn Politiker sich streiten, ist es Aufgabe der Kunst, für Verständigung zu sorgen."

(RP)
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