Moers 18 neue Stolpersteine gegen das Vergessen

Moers · Mittlerweile sieht man sie in vielen Städten: Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Deportationen im Zweiten Weltkrieg. In Moers werden morgen weitere Steine verlegt.

 Der Künstler Gunter Demnig war bereits im Mai des vergangenen Jahres in Moers, um die ersten Steine zu verlegen.

Der Künstler Gunter Demnig war bereits im Mai des vergangenen Jahres in Moers, um die ersten Steine zu verlegen.

Foto: Klaus Dieker

Es hat nicht direkt beim ersten Anlauf geklappt: Als vor mehr als einem Jahrzehnt Schüler des Filder Benden die Idee hatten, die "Stolpersteine" nach Moers zu holen, scheiterte die Initiative. Daran erinnert sich Hans-Helmut Eickschen zurück, wenn er über den morgigen Termin spricht. Denn dann kommt Gunter Demnig nach Moers, der Künstler, der in zahlreichen Städten bereits seine "Stolpersteine" verlegt hat.

Eickschen: "Damals trafen die Initiatoren auf Widerstände und die Idee ist leider nicht zum Tragen gekommen. Es folgte eine lange Diskussion, und die war gut und im Interesse der Sache, denn alle haben sich irgendwie mit dem Thema beschäftigt." Zwar gab es, als 2011 die Idee der Stolperstein-Verlegung wieder konkreter wurde, auch noch Widerstand, aber schließlich stimmte der Rat mehrheitlich doch dafür. Eickschen betont: "Die Kritiker hatten damals nachvollziehbare Gründe für ihre Ablehnung" - so zum Beispiel, dass durch die Stolpersteine auf dem Andenken der Angehörigen herumgetreten werde.

Denn auf den Stolpersteinen stehen die Namen von Menschen, die von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs deportiert und ermordet wurden. Menschen, die jüdischen Glaubens waren, aber auch Menschen, die zum Beispiel im Widerstand aktiv waren. Vor den Orten, an denen sie zuletzt freiwillig gelebt hatten, verlegt Demnig die Gedenktafeln.

Bereits im Mai des vergangenen Jahres hatte er die ersten elf Stolpersteine in die Moerser Bürgersteige eingebaut, zum Beispiel vor dem Rathaus. Am morgigen Mittwoch kommen 18 Steine hinzu. Vorbereitet haben diese Verlegung die "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Moers" und der Verein "Erinnern für die Zukunft". Dessen stellvertretende Vorsitzende ist Bärbel Likar. Sie betont, dass bewusst Schulen mit in die Stolperstein-Aktion eingebunden worden sind: "Die Kinder und Jugendlichen, die so mit der Geschichte in Kontakt kommen, sind unsere Zukunft".

Und so werden bei den Stationen morgen auch immer wieder Schüler vor Ort sein. Bei der ersten Station zum Beispiel von der Hermann-Runge-Gesamtschule. Sie kommen um 15 Uhr in die Steinstraße 19 - direkt vor der heutigen Parfümerie Douglas werden sechs Steine verlegt. Erinnern werden diese Steine an die Familie Leyser, die zu den ältesten jüdischen Familien in Moers gehörte. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts lässt sich ihre Geschichte in der Stadt zurückverfolgen, hat die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit recherchiert.

Wenn es nach Eickschen und seinen Mitstreitern geht, wird die morgige Aktion nicht die letzte ihrer Art sein. Alleine im Innenstadtbereich gäbe es noch 39 Orte, an denen Steine verlegt werden könnten - immer vorausgesetzt, dass noch lebende Nachfahren der Ermordeten ihr Einverständnis geben. 120 Euro kostet ein Stolperstein inklusive Verlegung, "es gibt eine hohe Bereitschaft zu stiften", betont Bernhard Schmidt, Vorsitzender von "Erinnern für die Zukunft". Die Namen der Spender werden allerdings nicht genannt - um nicht sie, sondern die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen.

(RP)
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