Unser Jahr 2016 war so schlecht nicht

Moers · Fast nichts passiert in dieser Woche. Deshalb blicken wir heute mal auf das gesamte Jahr 2016 zurück.

Ein Jahresrückblick ist eine sehr subjektive Geschichte. Nicht alles, was medial hohe Wellen schlägt, ist in der Rückschau bedeutsam. Umgekehrt gilt das gleiche. Noch schwieriger wird es, will man das Jahr als solches bewerten: Da werden am Ende sehr individuelle Dinge den Ausschlag geben.

Beschränkt man sich auf das politische und wirtschaftliche Geschehen in der Grafschaft, wird man zu dem Schluss kommen: 2016 war so schlecht nicht. Zwar blieb die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr fast konstant, doch ist das angesichts der Zuzugsbewegung eher ein positiver Wert.

Auch die Stimmungslage in der Wirtschaft ist, wie die Herbstumfrage der IHK gezeigt hat, zwar nicht euphorisch, aber weiterhin eher positiv. Das stimmt mit Eindrücken überein, die man in diesem Jahr zu Weihnachten in der Moerser Innenstadt gewonnen hat. Trotz Internet sind die Menschen auch weiterhin bereit, bei entsprechendem Angebot Geld beim örtlichen Händler auszugeben. Kurzum: Wirtschaftlich geht es den meisten gut.

Auch politisch lief in Moers schon mal mehr schief als im vergangenen Jahr. Erfreulich vor allem, dass im Rat wieder inhaltliche Diskussionen möglich sind und es erste Anzeichen gibt, dass Fraktionen bereit sind, auf das bessere Argument des Mitbewerbers einzugehen. Zu nennen wäre hier etwa die Zustimmung der SPD zu dem Vorschlag der CDU, alle Haushaltsposten im kommenden Jahr auf eine einprozentige Sparmöglichkeit zu überprüfen. Auch die Stimmenthaltung der CDU bei der Abstimmung über den Haushalt ist ein Indiz, dass die Gräben zwischen den Fraktionen nicht mehr so tief sind wie in der Vergangenheit.

Entgegen den Erwartungen lebt es sich auch sicherer in Moers. Die Flüchtlingswelle hat am linken Niederrhein nicht zu einem Anwachsen der Kriminalität geführt. Bei den Einbrüchen ist der Trend in Moers sogar deutlich rückläufig.

Das alles sollte man bedenken, wenn man sich die negativen Nachrichten des vergangenen Jahres in Erinnerung ruft: das Aus für die Grafen-Galerie etwa oder die Beinahe-Pleite des Moers-Festivals mit den folgenden Rücktritten von künstlerischem Leiter und Geschäftsführer. Auch der Tod eines iranischen Flüchtlings, den Polizisten in Notwehr erschossen hatten, ist zwar ein schreckliches Ereignis, das im Gedächtnis haften bleibt, aber eben auch ein - wenn auch tragischer -Einzelfall.

Nein, unter dem Strich haben wir keinen Grund, uns über 2016 zu beklagen. Wird 2017 nicht schlechter, können wir damit leben. In diesem Sinne: Kommen Sie gut rein! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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